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Nach den coronabedingten Ausfällen in diesem Schuljahr sollen auch Berliner Schüler im Sommer die Möglichkeit haben, versäumten Stoff in Ferienschulen nachzuholen.
© Monika Skolimowska/dpa-Zentralbild/dpa

Schule nach dem Sommerferien: Die Kultusminister wollen zurück zum Normalbetrieb

Nach den Sommerferien soll es in den Schulen zurück zum uneingeschränkten Regelbetrieb gehen. Experten machen Vorschläge zum Aufholen von Lernrückständen.

Die Kultusministerkonferenz (KMK) will nach den Sommerferien zum uneingeschränkten Regelbetrieb in den Schulen zurück. So lautet eine entsprechende Empfehlung der KMK, die jetzt veröffentlicht wurde. "Das Schuljahr soll mit so viel Normalität wie möglich starten", sagte KMK-Präsidentin und Brandenburgs Wissenschaftsministerin Britta Ernst (SPD) am Freitag.

Man gehe daher vom Regelbetrieb "in allen Fächern und in allen Stufen" aus. Die Begrenzung auf feste Lerngruppen solle wegfallen.

Ernst hob die positive Entwicklung beim Infektionsgeschehen hervor und auch die aus ihrer Sicht gelungene Impfstrategie. "Mit Schuljahresbeginn werden alle Beschäftigten ein Angebot erhalten haben, sich zweimal impfen zu lassen." Der Schutz der Lehrkräfte und des Personals sei dadurch gewährleistet.

Hessens Kultusminister Alexander Lorz (CDU) sagte mit Bezug auf den Regelunterricht nach den Sommerferien, er sehe "die realistische Perspektive, dass wir nicht mehr hinter diesen Stand zurückfallen werden": "Darüber freuen sich alle."

Weniger klar ist die Situation für die Impfungen bei Kindern. Ernst wiederholte hier lediglich, dass die Teilnahme am Unterricht nicht an eine Impfung geknüpft wird. Teststrategien und das Tragen von Masken würden "weiterhin eine Rolle spielen".

KMK-Kommission empfiehlt zielgerichtete Förderung

In die Debatte um das Aufholen pandemiebedingter Lernrückstände bei Schüler:innen hat sich nun auch die Ständige wissenschaftliche Kommission (StäwiKo)  der Kultusministerkonferenz (KMK) eingeschaltet.

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Hintergrund ist das mit zwei Milliarden Euro dotierte Corona-Aufholprogramm des Bundes für Kinder und Jugendliche, das auch für Nachhilfe-Programme dienen soll. In einer Stellungnahme von Freitag hat die Kommission folgende Aspekte als besonders wichtig benannt.

Gruppen, die durch die Pandemie besonders betroffen waren, sollen prioritär zu unterstützt werden. Die Unterstützung soll auf die Anfangs- und Übergangsphasen in den Bildungsetappen zu konzentrieren werden, die für das weitere Lernen besonders kritisch sind. 

Zudem sollten vor allem Kompetenzen gefördert werden, die für langfristig erfolgreiches Lernen unverzichtbar sind. Sprachliche und mathematische Basiskompetenzen hätten einen zentralen Stellenwert für das Weiterlernen in allen Fächern, betonte das Gremium. Es sei wichtiger, diese Kompetenzen gezielt zu fördern, statt den gesamten Lehrplan aufzuholen.

Wegen des massiven Schulausfalls in der Corona-Krise haben Bund und Länder ein umfangreiches Programm für Schüler:innen aufgesetzt, um entstandene Lernrückstände aufzuholen.
Wegen des massiven Schulausfalls in der Corona-Krise haben Bund und Länder ein umfangreiches Programm für Schüler:innen aufgesetzt, um entstandene Lernrückstände aufzuholen.
© Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa

Auf diese Schwerpunkte sollen die Mittel des Corona-Aufholpaktes nach Aussagen der Kommission konzertiert werden. Als vornehmliche Ziele benannte das Gremium, die Unterstützungsmaßnahmen zu fokussieren, zu verknüpfen und zu evaluieren. 

Die Förderung wird zudem in einem langfristigen Rahmen gesehen. „Die Kommission betrachtet das Corona-Aufholpaket als Auftakt zur Entwicklung einer längerfristig angelegten Gesamtstrategie zur Reduktion von erheblichen Lernrückständen“, heißt es in der Stellungnahme.

Hintergrund ist eine Diskussion darüber, wer die Mittel aus dem Aufholpakt wirklich braucht und wie die Nachhilfe dort ankommt, wo sie vor allem gebraucht wird. Die SPD-nahe Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) hatte daher vor einem Gießkannenprinzip bei der Verteilung gewarnt. Dass die Länder die knappen Mittel den Klassenstufen, Schularten und Schülergruppen zukommen lassen, die besonders darauf angewiesen, hat die Kommission nun empfohlen.

Zusätzliche Förderung in Kleingruppen

Neben unterrichtsintegrierten Maßnahmen und Ferienkursen empfiehlt die Kommission, unter Vorsitz von Olaf Köller (Geschäftsführender Wissenschaftlicher Direktor des IPN) und Felicitas Thiel (Professorin an der Freien Universität Berlin), für das kommende Schuljahr 2021/22 die zusätzliche Förderung in Kleingruppen durch Tutorien. Diese sollten eng mit dem Unterricht verzahnt sein.

Zur Qualifizierung der Tutor:innen schlägt die Kommission digitale Qualifizierungsmodule vor, die zeitnah entwickelt werden sollen. Zudem müsse ein Monitoring der Effekte der Maßnahmen auf die Entwicklung der Kinder und Jugendlichen auf allen Ebenen stattfinden.

Dazu könnten vorhandene Instrumente wie der Bildungstrend des Instituts zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen oder - auf der Ebene der Schulen - Vergleichsarbeiten genutzt werden, so die KMK-Kommission.

Besonders betroffen von den Folgen der Pandemie-Lockdowns sind nach Auffassung des KMK-Gremiums Kinder und Jugendliche aus benachteiligten Familien, die bereits vor der Pandemie deutliche Lernrückstände hatten. Dazu kommen nun die Folgen der Pandemie hinzu. „Es ist davon auszugehen, dass insbesondere Lernrückstände in den Basiskompetenzen über den Bildungsverlauf hinweg kumulieren und sinnvolles Anschlusslernen gefährden“, so die Kommission.

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