Erkältung: Die Gene des Schnupfens
Forscher haben den Stammbaum der Rhinoviren enthüllt.
Dass eine Erkältung mit Kälte eher wenig, dafür aber umso mehr mit Viren zu tun hat, ist eine wissenschaftliche Tatsache. Jetzt haben amerikanische Forscher einen umfassenden genetischen Stammbaum der Rhinoviren veröffentlicht. Rhinoviren sind einer der Hauptübeltäter beim Schnupfen und die Ursache für etwa jede dritte Erkältung. Die Wissenschaftler hoffen, dass das von ihnen entzifferte Erbgut von insgesamt 99 Rhinovirus-Stämmen helfen kann, endlich wirksame Schnupfenmittel oder sogar einen Impfstoff zu entwickeln. Allerdings haben sie auch festgestellt, dass die Erreger sich genetisch schnell verändern.
Menschliche Rhinoviren (HRV) besitzen einen kurzen, einsträngigen Erbfaden aus RNS , der die Information für lediglich elf Erbanlagen enthält. 99 Rhinovirus-Stämme gibt es. Sie werden heute in zwei Arten eingeteilt: HRV-A (74 Stämme oder Serotypen) und HRV-B (25 Stämme). Die Erreger werden eingeatmet oder über die Hände auf die Nasenschleimhaut übertragen. Wer mit dem entsprechenden Virusstamm noch keinen Kontakt hatte, bekommt meist einen Schnupfen. Allerdings können sich die Viren oberhalb von 33 Grad nur sehr schlecht vermehren, weshalb sie im Körper keine Überlebenschance haben und auf die oberflächlichen Schleimhäute im Nasen-Rachenraum begrenzt bleiben.
Die Wissenschaftler fanden heraus, dass die Rhinoviren sich aus 15 Untergruppen zusammensetzen, die ihrerseits von älteren Vorfahren abstammen. Sie verändern (mutieren) häufig und tricksen so die Immunabwehr aus. Außerdem tauschen Stämme, die den gleichen Menschen befallen haben, untereinander genetische Information aus. Dieser als Rekombination bezeichnete Prozess war bislang unter menschlichen Rhinoviren nicht für möglich gehalten worden.
„Bislang besaßen wir nur bruchstückhaftes Wissen“, sagte Ann Palmenberg von der Universität von Wisconsin in Madison, Leiterin der in der Online-Ausgabe des Fachblatts „Science“ vorab veröffentlichten Studie. Jetzt habe man die vollständigen Erbgutsequenzen und könne daraus die Evolution des Erregers und seine Form ableiten – und vielleicht eine Achillesferse finden.
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