Lehrerausbildung: „Die FU beruft ausgewogen“
Schlechtes Abschneiden der Berliner Grundschüler: Beruft Berlin wirklich die richtigen Professoren fürs Lehramt? Jedenfalls das FU-Präsidium ist mit der Lage zufrieden
Achten die Berliner Unis bei ihren Berufungen genug auf die Profile, die für die Qualifizierung der Lehrkräfte wirklich nötig sind? Felicitas Thiel, Professorin für Schulentwicklungsforschung an der FU, hatte in der vergangenen Woche im Tagesspiegel betont, die Studierenden müssten in Sprachförderung und Diagnostik geschult werden: „Beruft man nur Personen mit literaturwissenschaftlichem Profil, ist das nicht gut zu leisten.“ Entsprechendes gelte für Mathematik. Die Universitäten sollten „wirklich darauf achten, wen sie berufen“. (Hier zum Interview mit Felicitas Thiel). Nach dem schlechten Abschneiden der Berliner Grundschüler beim jüngsten Ländervergleich ist die Frage der Ausrichtung der Fachdidaktik und der Grundschulpädagogik in Berlin umso bedeutsamer.
Das Präsidium der FU sieht die Uni jedoch – anders als offenbar Thiel – auf bestem Wege. Auf Anfrage lässt es mitteilen: „Die Freie Universität Berlin verfolgt, wie von der Universitätsleitung im Akademischen Senat am Mittwoch umfassend erläutert, ein ausgewogenes und mit den Fachbereichen sowie der Dahlem School of Education abgestimmtes Berufungskonzept.“
An der FU gibt es keine Professur für Sprachdiagnostik
Woraus die Unileitung schließt, dass die FU „ausgewogen“ beruft, ließ sich am Donnerstag nicht klären. Vertreter des Präsidiums waren für den Tagesspiegel nicht zu sprechen. Auch am Mittwoch im Akademischen Senat war FU-Präsident Peter-André Alt inhaltlich nicht auf die Berufungen im Lehramt eingegangen. Er hatte lediglich erklärt, er verstehe Thiels Äußerungen nicht als Kritik, sondern als Appell. Die FU hat jedoch bislang keine Professur für Sprachdiagnostik und Sprachförderung im Lehramt. Intern wird außerdem kritisiert, Mathematik für angehende Lehrkräfte an Grundschulen sei an der FU stark soziologisch ausgerichtet worden.
Schulsenatorin Sandra Scheeres (SPD) lässt den Unis bei den Berufungen jedoch auch für den Schulsektor völlig freie Hand. Auch darauf, Türkisch als Lehramt an den Unis zu verankern, hat die Senatorin verzichtet, obwohl die Koalition den muttersprachlichen Unterricht stärken will.