Im Wahlkampf: Die Freie Universität und ihr Präsident
Bilanz und Blick nach vorn: Peter-André Alt will Präsident der FU bleiben. Im Akademischen Senat erhält er viel Zustimmung. Aber nicht alle sind zufrieden
Der Akademische Senat (AS) der Freien Universität hat am Mittwoch Peter-André Alt, ihren jetzigen Präsidenten, für die Wiederwahl am 30. April nominiert. 15 Mitglieder stimmten mit Ja, vier mit Nein, drei enthielten sich. Alt, der sich als einziger um das Amt bewirbt, hatte zuvor Bilanz gezogen und seine Pläne präsentiert. Die AS-Mitglieder hatten durch energisches Klopfen auf die Tische Zustimmung signalisiert – nur bei den vier Studierendenvertretern hatte sich keine Hand gerührt.
Alt sieht die FU mit Blick auf Rankings in der Gruppe „der vier Besten“ der deutschen Hochschulen angekommen. Auch in der Lehre gebe es gute Entwicklungen. Die Rahmenstudienordnung, über die das Präsidium und die Dekane anderthalb Jahre heftig mit Studierenden gestritten hatten, erlaube im Studium eine größere Wahlfreiheit und verringere den Leistungsdruck. Auch verbessere ein „dichtes Mentoring“ die Betreuung bis zum Abschluss. Erstmals seit vielen Jahren sei die Zahl der Professuren an der FU wieder gewachsen, auf 343. Rufe von anderen Unis habe die FU zwanzig Mal durch gute Bleibeverhandlungen abwehren können, berichtete Alt, 13 Professoren waren nicht zu halten.
Doch der Präsident benannte auch Schwächen.Die Kontakte mit den außeruniversitären Nachbarn könnten noch intensiviert werden, ebenso wie noch mehr Drittmittel aus EU-Töpfen eingeworben werden könnten. Auch seien aktuell nur 94 Prozent der Studienplätze ausgelastet – warum, hat die FU noch nicht ergründet. Jedenfalls sei mit „erheblichen Verlusten“ bei der Finanzierung durch das Land zu rechnen, sagte Alt. Denn die leistungsbasierte Mittelvergabe bestraft Schwächen wie eine Unterauslastung empfindlich. Darüber hinaus gibt es für die FU finanzielle Risiken: Im Jahr 2017 versiegen die Mittel aus der Exzellenzinitiative. Die Politik wird die dritte Förderlinie („Zukunftskonzepte“) wohl nicht fortführen. Nur mit einem finanziell schlanken Nachfolgeprogramm, einem kleinen Wettbewerb um „Profilierungskonzepte“, rechnet Alt. Noch ein Risiko: Der Hochschulpakt für neue Studienplätze läuft bislang nur bis 2015. Doch in Berlins Hochschulverträgen sind die Mittel schon bis 2017 einplant. Allerdings geht Alt davon aus, dass der Bund den Unkostenzuschuss für DFG-Projekte („Overhead“) auf 40 Prozent erhöhen wird, was Geld in die FU-Kassen spülen würde.
Wie geht es weiter? Die FU solle ihren Strukturplan, der die Zahl der Professuren für die Fachgebiete festlegt, „in Abstimmung mit den Nachbarunis weiterentwickeln“, sagte Alt. Der letzte stammt aus dem Jahr 2004, als die Unis auf eine große Sparrunde des rot-roten Senats regieren mussten. Fest verankern will Alt nun eine Professur für Genderforschung.
Drei neue Cluster und Kooperationen mit der Leibniz-Gemeinschaft sind in Planung. Das Gebäude des Ethnologischen Museums, das ins Humboldt-Forum umziehen soll, würde Alt gerne als „Lab of Science Dahlem“ für die FU nutzen, um Wissenschaft und Öffentlichkeit miteinander in Kontakt zu bringen.
Während der Diskussion meldeten sich besonders Vertreter des wissenschaftlichen Mittelbaus zu Wort, die sich mehr Sicherheit und klarere Perspektiven wünschen. Alt verwies darauf, dass die FU bereits vor zwei Jahren eine Regelung getroffen habe, wonach Verträge nicht auf weniger als drei Jahre befristet sein sollen, soweit die Laufzeit der Projekte das zulässt. Weitere Mitarbeiterstellen in Juniorprofessuren umzuwandeln sei finanziell nicht möglich. Jedenfalls sollten die Mitarbeiter alle Chancen zur Weiterqualifizierung bekommen. Unbefristete Dozentenstellen lehnt Alt ab.
Die Studenten (Studentinnen waren nicht gekommen) warfen Alt vor, „Spaltung“ und „Repression“ zu betreiben, auch mit Hilfe der Polizei. Offensichtlich halten die Studenten Alt aber für nicht ganz so schlimm wie seinen Vorgänger: „Stellen Sie sich etwa in die ,exzellente’ Kontinuität mit Dieter Lenzen?“, fragte einer, wohl auf ein „Nein“ hoffend. Alt verpasste die Chance aber und wurde vom Studierendenvertreter Mathias Bartelt noch zu einem weiteren Eingeständnis bewegt: Er musste zugeben, Dubais Scheich Maktoum nie darüber informiert zu haben, dass der Akademische Senat ihm vor drei Jahren die Ehrenmedaille der FU aberkannt hat.
Sehr unzufrieden ist auch Raul Rojas. Der Informatiker, der gerade in Mexiko forscht, schickte von dort eine Mail an die AS-Mitglieder. Darin kritisiert er die Vorabsprachen der „Blöcke“ im AS über den „Einheitskandidaten“ als undemokratisch. Rojas war bei der Wahl vor vier Jahren gegen Alt angetreten, hatte seine Kandidatur aber schließlich zurückgezogen. Seine Liste „Exzellenz und Transparenz“ ist mit zwei Sitzen im AS vertreten, wird bei den Absprachen über die Vizepräsidenten aber nicht berücksichtigt, wie Rojas schreibt. Da alles schon vorab ausgeklüngelt worden sei, habe er sich nicht wieder als Präsident beworben: „Bei einer Kandidatur hätte ich nur persönliche Angriffe zu erwarten.“
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