Hochschule: Die Freie Universität baut sich eine „Holzlaube“
Grundsteinlegung: Die „kleinen Fächer“ und die Naturwissenschaften bekommen ein neues Gebäude - angesichts der knappen Mittel ein Wunder
„Wir können es! Wir schaffen es!“, rief FU-Kanzler Peter Lange am Mittwoch beschwörend über die Großbaustelle an der Fabeckstraße in Berlin-Dahlem. Die tiefe Baugrube warf seine Worte dramatisch als Echo zurück. Manchem Gast, der mit Sektglas im Sand der Baustelle stand, lief bei der Grundsteinlegung wohl ein Schauer über den Rücken. Die Dimension und die Bedeutung des Vorhabens sind beeindruckend.
Ein großer Neubau entsteht, der die 17 „kleinen Fächer“ der Freien Universität, etwa Sinologie, Gräzistik oder Turkologie, sowie eine Bibliothek für die Naturwissenschaften aufnehmen soll. Schon das ist angesichts der schwierigen finanziellen Lage des Hochschulbaus ein Wunder. Doch mehr noch: Der Neubau entsteht nicht irgendwo, sondern die FU wird am offenen Herzen operiert. Der Neubau erweitert ihr Hauptgebäude, die architektonisch bedeutsame „Rost- und Silberlaube“, um ein Drittel. Damit werden die Pläne für das Areal aus dem Jahr 1963 wiederum fortgesetzt. Nach der „Rostlaube“ (fertiggestellt 1973) war bereits die „Silberlaube“ angefügt worden (fertiggestellt 1979). Das neue Gebäude soll aber auch nach dem Doppelsieg der FU im Exzellenzwettbewerb nicht „Goldlaube“ heißen, wieder hat sich bei den FU-Angehörigen die Benennung nach der Beschaffenheit der Fassade eingebürgert: „Holzlaube“.
Die jetzt noch in Dahlem verstreuten 24 Bibliotheken der „kleinen Fächer“ sowie der Naturwissenschaften, der Informatik und der Mathematik werden in der „Holzlaube“ auf einer Fläche von 12 250 Quadratmetern zusammengeführt. Die Zahl der Arbeitsplätze steigt dadurch um das anderthalbfache, längere Öffnungszeiten seien dann möglich, sagte Kanzler Lange. Für die „kleinen Fächer“ entstehen außerdem Hörsäle, Seminar- und Arbeitsräume. Die unmittelbar an das neue Gebäude angrenzende Bibliothek der Erziehungswissenschaft in der „Silberlaube“ wird mit der neuen Bibliothek verbunden – weshalb sie nun für fünf Millionen Euro saniert wird und für drei Jahre geschlossen ist. Die Philologische Bibliothek des Stararchitekten Norman Foster, das blasenförmige Wahrzeichen der FU (fertiggestellt 2005), soll schon zum Wintersemester saniert sein. Weil immer wieder Wasser durch die Paneele drang, musste die Abdichtung vollständig erneuert werden.
Kanzler Lange berichtete von den Schwierigkeiten, die für die „Holzlaube“ überwunden werden mussten. Schließlich gelang es der FU immerhin, mit dem Gebäude in die Bundesförderung aufgenommen zu werden (siehe Kasten). So übernimmt der Bund 18,45 Millionen Euro der veranschlagten Gesamtkosten von 51,5 Millionen Euro. Den Großteil muss die FU jedoch selbst aufbringen.
„Ein großer Wurf“ und „das wichtigste Gebäude des Strukturalismus“ sei die „Rostlaube“ der Architekten Candilis, Josic und Woods gewesen, sagte der Münchener Architekt Florian Nagler bei der Grundsteinlegung. Nagler hat sich in einem europaweiten Wettbewerb durchgesetzt. Sein Entwurf passt sich an die „Rostlaube“ an. Beim neuen Gebäude dominiert allerdings die dreigeschossige Bauweise. Im Innern gibt es wieder eine Rasterstruktur mit Innenhöfen, davor soll es „einen markanten Platz“ mit Kirschbäumen und Bänken geben.
Die Architekten der „Rostlaube“ lehnten jede „Hierarchisierung“ innerhalb des Gebäudes ab, um die antirepräsentative Wirkung des Baus zu unterstreichen. Besucher suchten darum vergeblich einen Haupteingang und verliefen sich leicht – ein Problem, das nach der Sanierung der „Rostlaube“ zwischen 1999 und 2007 beseitigt wurde und auch bei der „Holzlaube“ vermieden wird.
FU-Präsident Peter-André Alt tröstete die Wissenschaftler der „kleinen Fächer“, die ihre familiären Villen bald verlassen müssen. Für das akademische Leben sei es ein Gewinn, Kollegen aus anderen Disziplinen zufällig auf dem Gang zu treffen. Der Neubau entspreche der Bedeutung, die die „kleinen Fächer“ für das Renommee der FU hätten.
Gemeinsam mit dem Kanzler schob Alt die Baupläne und einen Tagesspiegel in den Grundstein, der dann von einem großen Kran auf die Baustelle gehievt wurde. Bis zum Dezember 2014 soll die „Holzlaube“ fertig sein.
- bbbbbb
- Brandenburg neu entdecken
- Charlottenburg-Wilmersdorf
- Content Management Systeme
- Das wird ein ganz heißes Eisen
- Deutscher Filmpreis
- Die schönsten Radtouren in Berlin und Brandenburg
- Diversity
- Friedrichshain-Kreuzberg
- Lichtenberg
- Nachhaltigkeit
- Neukölln
- Pankow
- Reinickendorf
- Schweden
- Spandau
- Steglitz-Zehlendorf
- Tempelhof-Schöneberg
- VERERBEN & STIFTEN 2022
- Zukunft der Mobilität