Der perfekte Tag: Die Dosis macht das Glück
Seit Jahren ist die Wissenschaft auf der Suche nach der "Glücksformel". Deutsche und US-amerikanische Forscher Forscher haben jetzt einen Stundenplan für „perfekten Tag“ aufgestellt.
Welche Lebensformen, welche Beschäftigungen und welche Einstellungen machen glücklich? Die Forschung dazu boomt in den letzten Jahren, im Gefolge der „Positiven Psychologie“ des Amerikaners Martin Seligman. Auch in Politik und Pädagogik ist das Thema angekommen, in Deutschland beschäftigt sich eine Enquete-Kommission des Parlaments mit Glück und Zufriedenheit der Bürger, im Königreich Bhutan ist das Bruttoglücksprodukt zum Maßstab für gelungene Regentschaft avanciert, in der Heidelberger Willy-Hellpach-Schule steht sogar das Schulfach Glück auf dem Stundenplan. In einer deutsch-amerikanischen Gemeinschaftsstudie, die im „Journal of Economic Psychology“ veröffentlicht wurde, wurde nun umgekehrt der Stundenplan des Glücks ermittelt.
Der Soziologe Christian Kroll, der sich an der Jacobs-Universität in Bremen mit Voraussetzungen des Glücks beschäftigt, hat dafür zusammen mit Sebastian Pokutta vom Georgia Institute of Technology Daten des Psychologen Daniel Kahneman ausgewertet. 909 berufstätige Frauen, Altersdurchschnitt 38 Jahre, wurden hier um genaue Zeit-Protokolle kurz zurückliegender Tage gebeten – und zugleich gefragt, wie sie sich bei den jeweiligen Tätigkeiten gefühlt hatten. Erwartungsgemäß nahm im Leben dieser Frauen die Arbeitszeit den größten Raum ein, für Sport und Partnerschaft blieb dagegen wenig Spielraum.
Ausgehend von den Emotionen, über die die Befragten im Zusammenhang mit den jeweiligen Tätigkeiten berichteten, wandten Kroll und Pokutta Methoden der Optimierungsforschung an, um daraus den „perfekten Tag“ zu errechnen. Dabei berücksichtigten sie sämtliche genannten Alltagsbeschäftigungen, und sie zogen ins Kalkül, dass auch freudvolle Aktivitäten auf Dauer ermüden und viele Glücksmomente vom Reiz des Seltenen leben. Berufs- und Hausarbeit blieben folglich auf der Agenda, die Zeit für Familie und Freunde wurde weise begrenzt.
Rechnet man acht Stunden für erholsamen Nachtschlaf ab, so blieben den Forschern 16 Stunden täglicher Lebenszeit auf die 16 Arten von Aktivitäten zu verteilen, die die befragten Frauen genannt hatten. Der größte Batzen Zeit, nämlich 106 Minuten, wurde für das romantische Zusammensein mit ihren Partnern reserviert, immerhin 82 Minuten für Treffen mit Freunden und 78 Minuten für das einfache Relaxen, das noch einmal vom Fernsehen (55 Minuten), Einkaufen (56 Minuten) oder der Zeit am Computer (48 Minuten) abgekoppelt wurde. 56 Minuten bleiben am perfekten Tag dann noch für Einkäufe jeder Art, 50 Minuten für das Kochen, 74 Minuten für die Mahlzeiten.
Hausarbeit und Kinderbetreuung nehmen dagegen jeweils nur eine Dreiviertelstunde ein. Und, der wohl drastischste Befund, die Erwerbsarbeit sollte in 36 Minuten erledigt sein. „Es fällt vor allem auf, dass die befragten Frauen sich an einem ,perfekten Tag’ mehr Zeit nehmen würden für ihren Partner, Sport und auch für Meditation. Weniger Zeit als im Alltag würde die Arbeit und das damit zusammenhängende Berufspendeln einnehmen“, resümiert Christian Kroll. „Diese Faktoren sind jedoch trotzdem Teil der Auflistung, da die Basis der Studie ein typischer Tag ist, wie ihn die Befragten erlebten.“ Die Daten stammen aus den USA, aber in Deutschland dürften sie ähnlich aussehen, vermutet Kroll.
Es ist wohl eher ein Sonntag als ein Montag, dessen Stundenplan die Forscher entwerfen. Und das nicht nur, weil das Geld bei den meisten bald knapp werden dürfte, falls sie ihre Berufstätigkeit auf eine Vier-Stunden-Woche reduzieren. Dass langfristige Lebenszufriedenheit auch aus dem Gefühl resultiert, sinnvolle Tätigkeiten im Dienst der Gemeinschaft auszuüben, zeigen andere Studien. „Auch stressige Tätigkeiten wie Kinderbetreuung können auf lange Sicht gesehen sehr zum Wohlbefinden beitragen. Diese Zufriedenheit ist mit dem kurzfristigeren Glück, wie wir es in der Studie abbilden, nicht identisch“, präzisiert Kroll. Er möchte dazu ermutigen, ab und zu einen Tag einzuschieben, der dem idealen Stundenplan nahekommt.
Ob er für Männer ähnlich aussehen würde wie für Frauen? Kroll vermutet, dass die Wünsche der Geschlechter sich weitgehend decken. „Vielleicht findet sich ein weibliches Forscherteam, um das Rätsel des perfekten Männertags zu lösen.“
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