„Die vorläufigen Daten sind ermutigend“: Deutscher Impfstoffkandidat zeigt erste vielversprechende Ergebnisse
Biontech-Forscher haben vorläufige Ergebnisse ihrer Impf-Studie veröffentlicht. Demnach bilden geimpfte Testpersonen Antikörper gegen Sars-Cov-2.
Der US-Pharmariese Pfizer und die deutsche Biotech-Firma Biontech haben erste vorläufige und vielversprechende Ergebnisse ihres Corona-Impfstoffs veröffentlicht. „Die vorläufigen Daten sind ermutigend“, sagte der Biontech-Gründer Ugur Sahin in einer Pressemitteilung der beiden Unternehmen.
Die Ergebnisse zeigten, dass das Mittel „in Menschen eine Immunantwort auslösen kann, durch die neutralisierende Anikörper produziert werden“, ergänzte der Biontech-Chef.
Der Impfstoff befindet sich derzeit in einer sogenannten klinischen Phase-Eins-Studie. Das heißt, das Mittel wird zunächst an 45 gesunden Freiwilligen getestet, wobei ein Teil der Probanden ein Placebo bekommt.
Fokus einer Phase Eins ist es, die Sicherheit des Mittels zu testen - etwa ob starke Nebenwirkungen auftreten. Das war aber zum derzeitigen Stand der Studie nicht der Fall, einige Probanden entwickelten Fieber.
Bei einer Phase-1-Studie kann aber auch schon nach ersten Hinweisen für die Wirksamkeit gesucht werden. Das ist auch bei dem Biontech-Impfstoffkandidaten der Fall: Erste vorläufige Ergebnisse wurden nun als sogenanntes "Preprint" veröffentlicht. Das bedeutet, die Ergebnisse wurden noch nicht von unabhängigen Forschern überprüft.
Alle geimpften Testpersonen bildeten Antikörper
Laut der vorläufigen Studie hätten alle 24 Probanden, die den Impfstoffkandidaten verabreicht bekamen, bereits größere Menden an Antikörpern gegen Sars-Cov-2 gebildet. Solche Antikörper braucht es, um eine Immunantwort gegen das Virus zu bekommen - und im besten Fall immun gegen die Krankheit zu sein.
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Die Forscher verglichen die Antikörper-Konzentration der geimpften Freiwilligen mit der von Menschen, die eine Sars-Cov-2-Infektion durchlitten hatten. Durch den Impfstoffkandidaten seien deutlich höhere Konzentration erreicht worden als bei Erkrankten, heißt es in der Veröffentlichung.
Ob eine solche erhöhte Antikörper-Konzentration auch tatsächlich, wie erhofft, eine Immunität schafft, muss noch in einer Phase-Zwei-Studie mit zehntausenden Patienten getestet werden. Diese soll im Herbst oder Winter starten, hatte es zum Start der Studie geheißen.
Neuartiges Impstoff-Konzept mit Erbmaterial
Bei dem Impfstoffkandidaten handelt es sich um ein neues Konzept für Impfungen. Normalerweise werden sogenannte Antigene bei Impfungen genutzt. Das sind Stoffe, die denen eines Erregers ähnlich sind und die eine Immunantwort auslösen.
Das Biontech-Mittel dagegen ist ein sogenannter RNA-Impfstoff. Dabei wird Erbinformation - so genannte RNA - in den Körper gespritzt. Die Idee ist, dass der Mensch selbst mit anhand dieser Erbinformation die Antigene produziert. Und auf diese soll dann die Immunantwort ausgelöst wird.
Im Fall des Coronavirus-Impfstoffs soll die Sequenz eines sogenannten Spike-Proteins genutzt werden – also die Bauanleitung für die Stacheln der Außenhaut des Virus'. Diese Struktur braucht das Coronavirus, um in menschliche Zellen einzudringen und sich so zu vermehren.
Weltweit mehrere Impfstoffe in der klinischen Testung
Der Vorteil von RNA-Impfstoffen zu herkömmlichen Impfungen: Es könnten sehr schnell sehr große Mengen in der erforderlichen Reinheit hergestellt werden.
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Zudem brauche es keine Adjuvantien, also die sonst bei Impfungen üblichen Zusatzstoffe, denn RNA-Moleküle selbst wirken bereits immunstimulierend. Wegen der vergleichsweise leichten Herstellung könnten sehr schnell auch viele Millionen Impfdosen produziert werden.
Weltweit wird unter Hochdruck an der Entwicklung von Impfstoffen gegen das Virus Sars-CoV-2 gearbeitet. Das Tempo ist dabei deutlich höher als bei anderen Impfstoffprojekten in der Vergangenheit. In Deutschland erlaubte das Paul-Ehrlich-Institut neben dem Mainzer Unternehmen Biontech auch dem in Tübingen ansässigen Biotechunternehmen Curevac klinische Tests. (mit AFP)