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Ein rekonstruierter Schädel des Homo floresiensis.
© Imago

Kleine Urmenschen: Der rätselhafte Ursprung der „Hobbits“

Auch zehn Jahre nach der Entdeckung des Homo floresiensis auf der indonesischen Insel Flores tappen Forscher im Dunkeln, was die Herkunft des Zwergmenschen angeht.

Mike Morwood von der Universität New England in Australien traute seinen Augen nicht, als er im September 2003 in der Liang-Bua-Höhle auf der indonesischen Insel Flores menschliche Knochen entdeckte. Nur war alles an ihnen eine Nummer kleiner. Mit einem knappen Meter Körpergröße hatten sie nicht einmal die Statur eines Schimpansen, auch ihr Gehirn war kaum größer. Trotzdem ähnelten der Schädel und weitere Eigenschaften eher einem Frühmenschen oder vielleicht auch einem Menschenkind. Die Weisheitszähne wiesen eindeutig auf einen Erwachsenen hin.

Vor zehn Jahren präsentierten Mike Morwood und seine Kollegen in der Zeitschrift „Nature“ daher eine Sensation. Vor rund 18 000 Jahren lebte neben dem modernen Menschen und den schon lange vorher ausgestorbenen Neandertalern noch eine weitere Menschenart auf der Erde: Homo floresiensis.

Der 2013 verstorbene Morwood nannte seinen Fund gern „Hobbits“. Schließlich liefen in den Kinos 2003 gerade die drei Teile des Fantasy-Werks „Herr der Ringe“. Dort spielten „Hobbits“ genannte Menschen eine entscheidende Rolle, die gerade einmal 60 bis 120 Zentimeter groß waren. Anscheinend hatte es einst wirklich diese Halblinge gegeben, rund halb so groß wie heutige Menschen.

Mit primitiven Booten müssen die Halblinge die Insel erreicht haben

Wo aber waren die echten Hobbit-Menschen der indonesischen Insel Flores hergekommen? Sollten sie vielleicht vom 500 Kilometer entfernten Java gekommen sein? Dort hatten Forscher die Überreste des Frühmenschen Homo erectus entdeckt, der vor mindestens einer Million Jahre lebte. Da während der Eiszeiten der Meeresspiegel oft niedriger als heute lag, waren die Inseln Java und Sumatra mehrmals mit dem Festland verbunden und die Frühmenschen konnten problemlos bis in den Osten Javas wandern. Flores jedoch war immer eine Insel, die Hobbits mussten also mit Booten über das Wasser gekommen sein.

Einmal auf Flores angekommen blieb der Neuankömmling, vielleicht ein Homo erectus, isoliert, vermutete Morwood. Was dann passiert, kennen Biologen von Arten wie den Mammuts. Auf einer Insel sind die Ressourcen eher knapp, mit der Zeit passt sich die Art dem an und bringt kleinere Individuen hervor. Auf der Wrangel-Insel nördlich von Sibirien überlebte zum Beispiel eine zwergenhafte Mammutgruppe bis vor 3700 Jahren. Auch auf Flores lebten einst mit den Stegodons Rüsseltiere, die Elefanten ähnelten und erheblich kleiner als die Stegodons im Rest der Welt waren. Den Hobbits könnte es genauso gegangen sein.

Zweifel an Morwoods Verzwergungstheorie bleiben. So hatte Homo floresiensis kürzere Beine, als die Forscher es bei einem auf eine Größe von einem Meter geschrumpften Frühmenschen erwarten. Ähnlich kurze Beine hatte der Urmensch Australopithecus, aus dem die Frühmenschen sich vor rund 2,5 Millionen Jahren entwickelten. Auch die Hände der Hobbits erinnern an Australopithecus. Stammen die Flores-Menschen statt von Homo erectus von Australopithecus ab?

Stimmt diese Theorie, könnten die Hobbits Flores viel früher erreicht haben als vermutet. Auch das wäre eine Sensation. Schließlich wurden Überreste von Australopithecus bisher nur in Afrika gefunden. Aber vielleicht tauchen ja noch weitere Sensationen auf. Bis dahin bleibt die Herkunft der Hobbits rätselhaft. Genau wie im Fantasy-Epos „Herr der Ringe“.

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