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Die Zahl der internationalen Austausche steigt weiter. Deutsche Hochschulen sind bei Studierenden aus dem Ausland besonders beliebt.
© Peter Endig dpa/lsn

Internationaler Studierendenaustausch: Der Brexit drückt auf die Stimmung

Der DAAD fördert mehr internationale Studierende und Forschende. Doch wegen des Brexit gehen gerade für Großbritannien die Bewerbungen zurück.

In Zeiten des drohenden Brexit und "hochgezogenen Zäunen" sei der akademische Austausch wichtiger denn je, sagte Margret Wintermantel, Präsidentin des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD), am Dienstag in Berlin. Schwieriger werde der Austausch von Studierenden und Lehrenden nicht nur, wenn Großbritannien aus der EU austritt. "Andere Töne" gebe es auch aus den USA, wenngleich die Hochschulen dort aus deutscher Sicht weiterhin zu den wichtigsten Austauschpartnerinnen gehören. "Zunehmend schwieriger" gestalte sich die Zusammenarbeit mit China, sagte Wintermantel bei der Jahrespressekonferenz des DAAD.

Der DAAD ist Deutschlands größte Organisation zur Förderung von Studierendenaustauschen und internationalen Hochschulkooperationen. Im vergangenen Jahr hat er über 145.000 Deutsche und internationale Gäste finanziell unterstützt. Das sind vier Prozent mehr als noch 2017. Die wichtigsten Zielregionen für deutsche Bewerber bleiben neben den USA auch Westeuropa und Asien.

Die meisten Auslands-Bewerbungen erreichen den DAAD aus Russland – im Programm "Studienstipendien für Graduierte". An zweiter Stelle stehen hier die USA, gefolgt von Aserbaidschan und der Ukraine.

Brexit auf Kosten des akademischen Nachwuchses

Großbritannien ist bei Doktoranden und Graduierten weiterhin beliebt, die Bewerberzahlen sind jedoch rückläufig. „Wir müssen die Kooperationen unbedingt aufrechterhalten“, sagte Wintermantel. Bei den britischen Hochschulen sei die Stimmung gedrückt, erklärte DAAD-Generalsekretärin Dorothea Rüland. Während Forschende bereits gut vernetzt seien, machten sich die Rektoren der britischen Unis Sorgen um den akademischen Nachwuchs, da dieser größtenteils durch EU-Programme gefördert wird. Vor allem den kleinen Hochschulen fehlten die finanziellen Mittel, um die Brexitfolgen aufzufangen.

Als zentrale Neuerungen stellte der DAAD ein Programm zur Förderung der Digitalisierung vor. Die Nachfrage nach Blended-Learning, also nach einem Mix aus Online-Angeboten und Präsenzlehre an der Uni, sei in den letzten Jahren stark gestiegen. Außerdem möchte die Organisation verstärkt Gruppen unterstützten, die bislang noch wenig international mobil waren. Dazu gehören Lehramtsstudierende, die jetzt gezielt mit dem Programm „Lehramt.International“ angesprochen werden sollen. Über 500 Förderanträge lägen dem DAAD bereits vor, sagte Rüland.

Eine zweite Gruppe, um die sich der DAAD stärker kümmern will, sind die Fachhochschulen. An den technischen Universitäten habe jeder dritte Professor internationale Kooperationen, sagte Wintermantel, „für die Fachhochschulen gilt das noch nicht". Hier will der DAAD zum einen mehr Studierende für Auslandsaufenthalte motivieren und gleichzeitig die internationale Zusammenarbeit zwischen den Hochschulen stärken.

Studiengebühren behindern den Austausch

Ein Mobilitätshindernis sind Studiengebühren. Angesprochen auf die Semesterbeiträge von 1.500 Euro, die ausländische Studierende seit dem Wintersemester 2017/18 für ihr Studium in Baden-Württemberg zahlen müssen, positionierte sich DAAD-Präsidentin Wintermantel klar dagegen.

Nach der Einführung zeigte sich in dem Bundesland zunächst eine Abnahme von Bewerbern aus Afrika. Dieser Rückgang, so Winterfeld, wäre aber nicht hochschulübergreifend, sondern nur an einzelnen Standorten aufgetreten. Erklären könne sie sich das nicht. Mittlerweile hätten sich die Zahlen aber wieder angeglichen. Zudem habe es Verhandlungen mit dem Wissenschaftsministerium gegeben, sodass nun ein Teil der DAAD-Stipendiaten von Semestergebühren befreit wäre.

Auch Musik- und Kunsthochschulen erfreuen sich großer Beliebtheit bei ausländischen Studieninteressenten. Die Betreuung der Studierenden ist hier sehr intensiv, und dementsprechend teuer für den deutschen Steuerzahler. Positionieren wollte sich Wintermantel zu dem Thema nicht – sie kenne aber die Diskussion.

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