Medizingeschichte: Der Arzt, der die Syphilis heilte
Er suchte nach der "Zauberkugel", die ohne Nebenwirkungen heilt: Eine Ausstellung im Charité-Museum erinnert an den genialen Immunforscher Paul Ehrlich.
„Das hier ist der kleine Ehrlich, er ist ein sehr guter Färber, aber sein Examen wird er nie machen.“ Mit diesen Worten wurde der Medizinstudent Paul Ehrlich dem großen Infektionsforscher Robert Koch 1876 bei dessen Besuch an der Universität Breslau vorgestellt.
Es kam anders. Paul Ehrlich (1854–1915) machte nicht nur sein Staatsexamen. Er wurde, nachdem er Emil von Behring entscheidend bei der Herstellung des Heilserums gegen Diphtherie unterstützt hatte, 1908 mit dem Medizin-Nobelpreis geehrt. Ehrlich hatte mit seiner „Seitenkettentheorie“ den Grundstein für die Immunologie gelegt, die Wissenschaft vom Immunsystem. Bei der Behandlung von Krebs ist die Immunologie aktueller denn je.
Schon 1891 hatte ihm Robert Koch ein Labor in seinem Institut für Infektionskrankheiten angeboten, 1896 war er dann Direktor eines neu geschaffenen Instituts zur staatlichen Serumkontrolle in Steglitz geworden, drei Jahre später konnte er in einen großzügigen Neubau im bürgerlich-wohlhabenden Frankfurt am Main umziehen.
Aus Anlass seines 100. Todestags zeigt das Berliner Medizinhistorische Museum der Charité vom heutigen Mittwoch an bis Ende September in Zusammenarbeit mit dem Historischen Museum Frankfurt eine Ausstellung über Paul Ehrlich und die Anfänge einer neuen Medizin. Ihr Titel „Arsen und Spitzenforschung“ spielt auf das von Ehrlich entwickelte arsenhaltige Präparat Salvarsan an. Es sorgte dafür, dass deutlich weniger Menschen an der „Lustseuche“ Syphilis starben. Die von Ehrlich ersehnte „Zauberkugel“ ganz ohne Nebenwirkungen hatte er damit trotzdem nicht gefunden. Der Ausstellungstitel passt mit seinem Anklang an ein berühmtes Kriminalstück aber auch deshalb nicht schlecht, weil der Forscher sich spät nachts gern bei einem guten Krimi entspannt haben soll.
Die Ausstellung macht deutlich, wie aufregend die Epoche war, in der Ehrlich an Entdeckungen mitwirkte. „Eine motivierende Zeit, in der man aus dem Vollen schöpfen konnte“, sagte die Kuratorin und Biologin Kirsten Weining bei der gestrigen Eröffnung. Als Gegenstand einer Ausstellung ist der Mediziner, der sich lieber im Labor als am Krankenbett aufgehalten hat, auch deshalb gut geeignet, weil er die Anschaulichkeit liebte. Schon als Student hatte er sich für die neuen synthetischen Farbstoffe begeistert, die es möglich machten, Gewebe unter dem Mikroskop genauer zu untersuchen, als Assistenzarzt an der Charité färbte er Harn- und Blutproben, erstellte eine Systematik der Zellen der weißen Blutkörperchen. „Ehrlich färbt am längsten“, spöttelten später die Kollegen. „Klein“ nannte ihn da allerdings längst keiner mehr.
„Arsen und Spitzenforschung. Paul Ehrlich und die Anfänge einer neuen Medizin“, Berliner Medizinhistorisches Museum der Charité, noch bis 27. September, Die. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. und Sa. bis 19 Uhr. www.bmm-charite.de
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