Digitale Pioniere (40): Joseph Licklider: Denker der Datenwolke
Joseph Licklider war der führende Geist hinter der größten Revolution der Neuzeit: Anfang der 60er Jahre sah er Personal Computer, Internet, digitale Bibliotheken, E-Commerce, Online-Banking und Cloud Computing voraus.
Aller Ehren wert
Bescheiden und genial, so beschreiben ihn Weggefährten. Der US-Forscher entwickelte früh Konzepte für das Teilen von Computerleistung durch mehrere Nutzer, Mensch-Maschine-Interaktion, Cloud Computing und Künstliche Intelligenz.
Zur Person
Joseph Licklider (1915 bis 1990) hatte viele Interessen und studierte etwas Chemie, etwas Physik, Kunst und schließlich Psychologie, wo er seinen Abschluss machte. Es folgte eine Promotion, bei der er die Verarbeitung von Tönen im Gehirn von Katzen untersuchte. Er ging an das psychoakustische Labor der Universität Harvard, wo er in Bombern die Auswirkung großer Höhen auf die Sprachkommunikation erforschte. In den 1950er- Jahren arbeitete „Lick“, wie er von allen genannt wurde, in verschiedenen Leitungspositionen am Massachusetts Institute of Technology (MIT).
Licklider war Theoretiker, doch in der Schärfe seines Denkens und mit seinem Weitblick beim Lösen von Problemen war er vielen Praktikern weit voraus. Von vielen wird er als der führende Geist hinter der digitalen Revolution betrachtet.
In den 1960ern, er war inzwischen bei der militärischen Forschungseinrichtung Darpa gelandet, machte er mit einigen zukunftsweisenden Arbeiten Furore. Als Computer noch riesige Apparate waren, die isoliert voneinander an Problemen rechneten, sah er Personal Computer mit benutzerfreundlichen grafischen Schnittstellen voraus. So entwickelte er das „Time-Sharing“, das Aufteilen der Rechenzeit eines Computerprozessors für mehrere Benutzer, die damit gleichzeitig die Maschine nutzen konnten. Licklider forschte an interaktiven Systemen und zur künstlichen Intelligenz – wobei er aufgrund seiner fundierten Kenntnisse der Psychologie nicht daran glaubte, dass es Maschinen in dieser Hinsicht in absehbarer Zeit mit dem Menschen aufnehmen könnten. Bis zu seiner Pensionierung war er überwiegend am MIT beschäftigt.
Gut zu wissen
Bereits 1962 entwarf Licklider das Konzept eines „Intergalactic Computer Network“. Es enthielt zahlreiche Ideen, die Jahrzehnte später im Internet verwirklicht wurden, wie zum Beispiel das Cloud Computing.
Vor 75 Jahren stellte Konrad Zuse den ersten funktionsfähigen Computer Z3 in Berlin vor. Aus diesem Anlass blicken das Zuse-Institut Berlin und der Tagesspiegel am 11. Mai auf einer internationalen Konferenz in die digitale Zukunft: „The Digital Future – 75 Years Zuse Z3 and the Digital Revolution.“ 75 Folgen über die wichtigsten Wegbereiter des digitalen Zeitalters zeigen, was bisher geschah. Mehr zur Veranstaltung: www.science-match.info