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Dünne Luft. Die Stratosphäre über der Antarktis hat noch immer zu wenig Ozon (gemessen in Dobson-Einheiten).
© Nasa

Umweltschutz: Das Ozon-Loch klafft noch bis 2080

Die vor UV-Strahlen schützende Atmosphäre wird erst 30 Jahre später als erhofft wieder intakt sein.

Eigentlich ist es eine Erfolgsgeschichte für die wissenschaftliche Beratung der Politik in Fragen des globalen Naturschutzes. Anfang der 1980er Jahren stellten Forscher ein Abnehmen von Ozon-Molekülen in der unteren Stratosphäre fest und erkannten als Verursacher vor allem Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW) etwa aus Sprühdosen. Bereits 1987 reagierten Politiker im „Montreal Protokoll“. Darin verpflichteten sich die beteiligten Industrieländer zum schrittweisen Reduzieren und Verbot von FCKW, um die Ozonschicht zu bewahren, die den Großteil der schädlichen UV-Strahlung der Sonne abfängt.

Atmosphärisch wirksame Politik

Schnell wirkten die Maßnahmen. Die Ozon-Konzentration in 15 bis 25 Kilometer Höhe nahm wieder zu. Etwa 2050, so die bisherigen Schätzungen, sollte sich das „Ozon-Loch“ über der Antarktis wieder schließen. Daraus wird wohl nichts. Forscher haben die Rechnung ohne Dichlormethan und ähnliche kurzlebige Substanzen gemacht. Diese vom Abkommen nicht regulierten Stoffe tragen einer Studie im Fachblatt „Nature Communications“ zufolge dazu bei, dass die Ozonschicht bis zu 30 Jahre später heilen könnte als bislang prognostiziert.

Zwar steht Dichlormethan, das in der Industrie als Lösungs-, Entfettungs- und Blähmittel für Polymerschäume verwendet wird, schon lange im Verdacht, die Ozonschicht zu schädigen. Unbekannt blieb aber das Ausmaß, das Ryan Hossaini von der Universität Lancaster in Großbritannien und sein Team nun mithilfe von Computermodellen abschätzen konnten. Dabei berücksichtigten sie sowohl den seit 2004 stetig steigenden Anteil der Substanz in der Atmosphäre als auch ihren globalen Transport vor allem in südliche Breiten der Stratosphäre. Steigen die Emissionen weiter, sagt Hossainis Simulation eine Verzögerung der Ozon-Schicht-Erholung von bis zu 30 Jahren voraus. Blieben sie auf dem heutigen Stand, sei mit einer etwa fünfjährigen Verzögerung zu rechnen.

Eine Megatonne Dichlormethan pro Jahr

„Die atmosphärische Konzentration von Dichlormethan wächst seit einigen Jahren um mehr als fünf Prozent pro Jahr an“, sagt Reinhard Zellner vom Institut für Physikalische Chemie der Universität Duisburg-Essen. „Die emittierte Menge bewegt sich in der Größenordnung von einer Megatonne pro Jahr, deutlich höher als die der ehemaligen FCKW.“ Das Montrealer Protokoll zähle zwar zu den „erfolgreichsten und wirksamsten Regulierungen der Umweltpolitik“. Das für das Jahr 2000 erwartete Ozondefizit von 30 bis 40 Prozent senkte es auf fünf Prozent. Allerdings sei Dichlormethan nicht geregelt worden, weil man es aufgrund der damals verwendeten Mengen und kurzen Lebensdauer als unbedeutend für die Ozonschicht eingeordnet hatte. Man habe vermeintlich „unnötige“ Regulierungen vermeiden wollen. Jetzt bestehe die Gefahr, dass eine weitere Generation den mit erhöhter UV-Strahlung einhergehenden Risiken wie Hautkrebs ausgesetzt ist.

„Es war klar, dass nach dem Montreal- Protokoll Ersatzsubstanzen in größeren Mengen produziert werden würden“, sagt Johannes Orphal vom Institut für Meteorologie und Klimaforschung am Karlsruher Institut für Technologie. Nun sei es Zeit, die Auswirkungen von Substanzen wie Dichlormethan genauer zu untersuchen und die Produktion durch neue Vereinbarungen zu begrenzen.

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