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Trockenübung. Im Lernzentrum werden Eingriffe auch an Puppen trainiert.
© Charité

Berlins Unimedizin: „Das Juwel Charité polieren“

Was Axel Pries als neuer Dekan mit der Charité und dem BIG vorhat, für das der Berliner Senat den Gesetzentwurf jetzt beschlossen hat.

Muss der neue Dekan der Charité als erstes Gräben zuschütten? Der Physiologie-Professor Axel Pries, der, wie in Teilen unserer gestrigen Ausgabe bereits berichtet, am Montagabend zum Nachfolger von Annette Grüters-Kieslich gewählt wurde, hält die Querelen für „relativ ausgestanden“, wie er am Dienstag auf Anfrage sagt: „Es besteht der allgemeine Wunsch neu aufzubrechen. Ich freue mich auf den Job, zusammen mit der Fakultät das Juwel Charité zu polieren.“

Die Neuwahl eines Dekans war nötig geworden, nachdem Grüters-Kieslich, Professorin für Pädiatrie, im Sommer vom Aufsichtsrat der Charité zur Aufgabe ihres Amtes gezwungen worden war. Vorausgegangen war ein Machtkampf mit dem Vorstandsvorsitzenden Karl Max Einhäupl und ein Streit um 34 Millionen Euro Forschungsmittel. Dieses Geld reklamierte die Fakultät gegenüber der Krankenversorgung der Charité für sich. Grüters-Kieslich wurde vorgeworfen, die Existenz der Mittel vor dem Aufsichtsrat und den anderen Mitgliedern des Vorstands verschleiert zu haben.

Dieser Vorwurf wurde aber von vielen zurückgewiesen. Jan-Hendrik Olbertz, Präsident der Humboldt-Universität, erinnerte am Montag im Akademischen Senat der HU daran, dass der Fakultätsrat Grüters-Kieslich das Vertrauen ausgesprochen habe. Auch aus seiner persönlichen Sicht habe es „zu ihrer Amtsführung zu Unrecht Turbulenzen“ gegeben, sagte Olbertz. Grüters-Kieslich werde ab Januar wieder als Direktorin der Kinderklinik fungieren.

Axel Pries, Professor für Phyiologie, übernimmt am 1. Jahr das Amt des Charité-Dekans von Annette Grüters-Kieslich, Professorin für Pädiatrie
Axel Pries, Professor für Phyiologie, übernimmt am 1. Jahr das Amt des Charité-Dekans von Annette Grüters-Kieslich, Professorin für Pädiatrie
© promo

Der neue Dekan Pries soll sich in dem Streit unabhängig verhalten haben. Er gilt aber als engagierter Verfechter der Fakultätsinteressen in der Charité und als streitbar. Pries hatte sich gegen seinen Gegenkandidaten, den Neuropathologen Frank Heppner, mit 12 zu sieben Stimmen durchgesetzt.

An der Fakultät hoffen viele, dass der Berliner Senat eine Reform der Entscheidungsstrukturen der Charité auf den Weg bringt. „Wenn der Dekan automatisch Vorstandsvorsitzender ist, wird das Amt auch attraktiver für Bewerbungen von außen“, sagte der Studierendenvertreter Sebastian Langer auf Anfrage. Aus Fakultätskreisen ist ferner zu hören, man hoffe, dass der neue Staatssekretär Steffen Krach das Thema genau so energisch vorantreiben werde wie sein Vorgänger Knut Nevermann. Thorsten Metter, Sprecher der Senatsverwaltung, will noch nicht sagen, wie die Charité idealerweise geleitetet werden soll: „Zentral ist für uns, dass eine Reform die Integration stärkt“, sagt er auf Anfrage. Pries glaubt allerdings nicht, dass Konflikte um Ressourcen in der Charité allein mit einer neuen Governance vermieden werden können. Diese ergäben sich schon aus dem „Druck, eine schwarze Null schreiben zu müssen“.

Das Berliner Institut für Gesundheitsforschung (BIG), für das der Senat am gestrigen Dienstag eine Gesetzesvorlage beschloss, würde Pries gerne „deutlich transparenter“ gestalten und „deutlich enger an die Fakultät anbinden“: „Jeder soll wissen, wie man mitmachen kann.“ Auch seien aktuell noch viele „exzellente Bereiche“ der Charité-Forschung nicht im BIG abgebildet. Und es müsse bald geprüft werden, ob die Fördermittel, die im BIG an Forschergruppen und Einzelpersonen verteilt werden, alle „optimalen Mehrwert“ generieren. Schließlich stehe im Jahr 2017 eine erste Evaluation an: „Bis dahin müssen Früchte sichtbar sein.“

Im BIG, das im März 2013 gegründet wurde, wird die experimentelle und klinische Forschung der Charité mit der des Max-Delbrück-Centrums der Helmholtz-Gemeinschaft gebündelt. Bis 2018 sollen 300 Millionen Euro in das BIG fließen, der Bund übernimmt davon 90 Prozent. Eigentlich sollte das BIG-Gesetz schon in diesem Jahr das Parlament passieren. Doch der frühere Finanzsenator Ulrich Nußbaum hatte vielerlei Einwände und machte auch deutlich, dass er das längst vom Senat beschlossene BIG eigentlich für überflüssig hält. Die Gesetzesvorlage wurde nun insofern verändert, dass nach Absprache mit den beteiligten Institutionen und dem Bund ein administrativer Vorstand neben dem Vorstandsvorsitzenden des BIG vorgesehen ist, teil Thorsten Metter, Sprecher der Wissenschaftsverwaltung, mit.

Anja Kühne

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