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Früh übt sich. Werden die Bewohner dafür sensibilisiert, ihren Abfall in die entsprechenden Behälter zu werfen, liegt weniger Unrat auf der Straße.
© dpa

Lange Nacht der Wissenschaften: Das Geräusch, wenn ein schwarzes Loch eintaucht

Heute laden die Hochschulen in Berlin und Potsdam wieder zur „Langen Nacht“ – mit Experimenten zum Wegwerfverhalten und zum Berliner Wasser.

Kaffeebecher, Kaugummi, Kippen gehören in den Abfalleimer. Zu Hause machen das die meisten so, auf öffentlichen Plätzen nicht unbedingt. Da fliegt der Unrat aufs Trottoir oder wird sogar mühevoll in die Ritzen zwischen den S-Bahn-Sitzen gefaltet. Warum werfen Menschen ihre Abfälle weg, was kann man dagegen unternehmen? Auch das ist eine Wissenschaft für sich und zumindest für Berlin eine wichtige. Aktuelle Erkenntnisse dazu werden am Sonnabend während der „Langen Nacht der Wissenschaften“ vorgestellt. Die Besucher sollen nicht nur zuhören, sondern auch selbst aktiv werden und sind eingeladen, an einem Experiment teilzunehmen.

Aufmerksamkeit auf Sauberkeit in der Stadt lenken

Am Institut für Psychologie der Humboldt-Universität in Adlershof (Rudower Chaussee 18) wird „Littering“, wie das Wegschmeißen im Fachjargon heißt, seit mehr als zehn Jahren erforscht. Befragungen zeigen, dass es einen großen Unterschied macht, ob man über das eigene Wegwerfverhalten spricht („Kein Papierkorb in der Nähe“ oder „Der Apfelstrunk verrottet doch schnell“) oder ob es um das Verhalten anderer geht („Der ist faul, schlecht erzogen, bequem“). Drei Gegenmaßnahmen gebe es, sagt Reinhard Beyer von der HU: Bestrafung, Personen beeinflussen und Situation verändern. „Ersteres hat wenig Erfolg“, sagt er. Man bräuchte viel Personal, das kontrolliert. „Wer nicht erwischt wird, könnte das als Belohnung empfinden und dann erst recht Abfall wegwerfen.“ Besser sei es, auf die Menschen einzuwirken, aber nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern in positiver Weise. So wie es beispielsweise die BSR mit ihren Image-Kampagnen tut, um die Aufmerksamkeit auf Sauberkeit in der Stadt zu lenken. Darüber hinaus sollte das Umfeld entsorgungsfreundlicher werden, also mehr Papierkörbe beziehungsweise vorhandene besser platzieren, lautet das Fazit der Forscher.

Wer ihre Vorträge besucht (stündlich ab 17.30 Uhr), kann anschließend selbst Proband sein. Zwei Dutzend Fotos sind zu betrachten und zu entscheiden, ob die gezeigten Personen ihren Unrat korrekt entsorgen oder nicht. „Wir wollen herausfinden, welche Arten von Littering besonders kritisch bewertet werden und ob es überhaupt eine Sensibilität dafür gibt“, erläutert Beyer. „Vielleicht gibt es auch Menschen, die das gar nicht stört, auch das wäre in einer Großstadt denkbar.“

Berliner Wasser wird auf Schadstoffe untersucht

Um Schmutz im weiteren Sinne geht es gleich nebenan bei der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (Richard-Willstätter-Straße 11). Dort wird das Berliner Trinkwasser auf Schadstoffe wie Arsen, Cadmium und Blei getestet.

Die Qualität des Trinkwassers ist auch Thema an der Freien Universität. Im Institut für Geographische Wissenschaften (Malteserstraße 74–100 in Lankwitz) demonstrieren Studenten mit Experimenten, wie das Wasser im Untergrund gereinigt wird und vergleichen das Wasser aus dem Hahn mit teureren Mineralwässern aus Flaschen. Gibt es wirklich große Unterschiede oder ist die Auswahl des Wassers eher Kopfsache?

Was am anderen Ende herauskommt, darum geht es beim Stand der Berliner Wasserbetriebe vor dem Hauptgebäude der TU (Straße des 17. Juni 135 in Charlottenburg). Dort erfahren Sie, dass sich aus dem Abwasser nicht nur Wärme, sondern auch nachhaltiger Dünger gewinnen lässt.

Auf dem Weg zum Fusionskraftwerk

Ganz in der Nähe geht es um die Energieversorgung der Zukunft. Im Haus der Physik (Hardenbergstraße 36 in Charlottenburg) wird Robert Wolf vom Experiment „Wendelstein 7-X“ in Greifswald berichten. Seit wenigen Monaten läuft die Anlage, in der Physiker Grundlagen für ein Fusionskraftwerk erforschen wollen. Dieses könnte einmal große Mengen Energie liefern - ohne Treibhausgase und große Mengen strahlenden Abfalls zu produzieren.

In verschlungenen Magnetfeldern wird in Wendelstein 7-X das viele Millionen Grad heiße Plasma eingesperrt und damit experimentiert. Die ersten Tests hätten alle Erwartungen übertroffen, sagt Wolf. Welche Schwierigkeiten auf dem Weg zu einem Kraftwerk noch lauern und wie die Forscher diese bewältigen wollen, darum geht es in seinem Vortrag ab 19 Uhr.

Gravitationswellen hören

Wer noch mehr Lust auf Physik hat, kann ebenfalls im Haus der Physik Gravitationswellen hören. Albert Einstein hatte diese "Stauchungen der Raumzeit" vor hundert Jahren vorhergesagt. Im September 2015 wurden sie erstmals gemessen. "Ich werde eine etwas andere Welle abspielen", sagt Pau Amaro-Seoane vom Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik in Potsdam. "Und zwar eine, die beim Eintauchen eines kleinen schwarzen Loches in ein supermassives schwarzes Loch entsteht." Wie Astrophysiker diesen geheimnisvollen Wellen auf die Spur kommen wollen und was sie sich von diesen erhoffen, wird der Forscher in seinem Vortrag ab 21 Uhr erläutern.

Weitere Informationen zu Veranstaltungsorten und Tickets finden Sie hier.

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