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Evolution: Das Eierlegen war der Anfang vom Ende

Die Dinos saßen in einer Sackgasse: Nur kleine Tiere überlebten die Katastrophe vor 65 Millionen Jahren.

Gewaltige Vulkanausbrüche und ein großer Meteoriteneinschlag suchten vor 65 Millionen Jahren die Erde heim. Die Naturkatastrophen am Ende der Kreidezeit veränderten das Gesicht der Erde nachhaltig: Ein Massensterben beendete die 150 Millionen Jahre andauernde Herrschaft der Dinosaurier, danach eroberten die kleineren Säugetiere das Terrain. Doch warum gab es kaum kleinere – und somit anpassungsfähigere – Dinosaurier?

Konkurrenz. Kleine Dinos konnten sich gegen die Jungtiere anderer Arten nicht durchsetzen. Doch ihre Größe wurde den Sauriern vor 65 Millionen Jahren zum Verhängnis.
Konkurrenz. Kleine Dinos konnten sich gegen die Jungtiere anderer Arten nicht durchsetzen. Doch ihre Größe wurde den Sauriern vor 65 Millionen Jahren zum Verhängnis.
© Universität Zürich

Forscher der Universität Zürich haben nun mithilfe eines mathematischen Modells eine Antwort gefunden. Schuld war das Eierlegen, berichten sie im Fachjournal „Biology Letters“. Wie ein Dominostein hat diese Art der Fortpflanzung eine ganze Kette von Ereignissen angestoßen.

Denn ein Ei kann nicht beliebig groß werden, egal wie riesig die Eltern sind. Ist die Schale zu dick, erstickt der Embryo, weil Sauerstoff fehlt. Ist sie zu dünn, zerbricht die Schale, bevor der Embryo fertig entwickelt ist. So stand eine mitunter vier Tonnen schwere Mutter einem winzigen Saurierküken gegenüber und war für den frisch geschlüpften Nachwuchs eher Gefahr als Schutz. Sie war etwa 2500 Mal so schwer wie ihr Baby, Elefantenkühe dagegen sind nur 22 Mal so schwer wie Elefantenkälber. Während ein Elefant gesäugt und gefüttert werden kann, waren die Dinosaurierjungen bald auf sich gestellt. Vermutlich zogen sie nicht einmal mit den Eltern mit; die erwachsenen Tiere hätten alles zertrampelt, was die Kleinen fressen konnten.

„Dem Nachwuchs der Riesenechsen blieb wahrscheinlich nichts anderes übrig, als in seiner Entwicklung eine ökologische Nische nach der anderen zu besetzen“, erklärt Marcus Clauss von der Vetsuisse-Fakultät der Universität Zürich. Sie wurden zur Konkurrenz der kleineren Saurierarten – bis viele der kleineren und mittelgroßen Arten ausstarben. „Im Wettbewerb zwischen verschiedenen Arten ist es nicht so schlimm, wenn von Zeit zu Zeit ein Jungtier stirbt“, sagt Clauss. „Die Mutter ist noch da und kann weiterhin für Nachwuchs sorgen. Unterliegt immer wieder ein erwachsenes Tier, wird das schnell ein Problem für die Art. Sie verschwindet.“ Egal welche Sterblichkeitsraten, Wachstumsraten oder Reproduktionsraten die Forscher zusätzlich in ihrem Modell ausprobierten, das grundlegende Muster änderte sich nicht.

Die Computersimulation verdeutlichte auch, dass die kleinen Saurierarten unter besonderem Druck standen. Sie mussten sich nicht nur gegen den Nachwuchs der Riesen durchsetzen, sondern konkurrierten zusätzlich mit den Säugetieren, die in dieser Zeit höchstens 20 Kilogramm auf die Waage brachten. Um nicht auszusterben, blieb den kleinen Sauriern nur ein Ausweg: Sie eroberten sich einen neuen Lebensraum und gingen als Vogelsaurier in die Luft. Ihre Nachfahren, die Vögel, begleiten uns bis heute. Den wendigen Geschöpfen konnte die Katastrophe vor 65 Millionen Jahren weniger anhaben den Riesen.

Jana Schlütter

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