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Nur wenige Ärzte erkennen Hautkrebs besser als Computer-Algorithmen.
© Karl-Josef Hildenbrand/picture alliance, dpa

Tumordiagnose: Computer erkennen Hautkrebs besser als Ärzte

Nur ein Muttermal oder ein gefährliches Melanom? Eine Software liegt häufiger richtig als viele Doktoren.

Künstliche Intelligenz kann Ärzten dabei helfen, Schwarzen Hautkrebs zu erkennen. Bei einem Versuch mit 100 Bildern von bösartigen Melanomen und gutartigen Muttermalen stellte ein Computerprogramm häufiger die richtige Diagnose als 58 Hautärzte.

Das schreibt eine Forschergruppe um den Onkologen Holger Hänßle von der Universität Heidelberg im Fachblatt „Annals of Oncology“.

Jährlich wird bei etwa 21.000 Patienten in Deutschland das Maligne Melanom diagnostiziert. Davon sterben etwa 3000 an dem bösartigen Tumor, bei dem die Pigmentzellen (Melanozyten) in der Haut entarten. „Der kontinuierliche Anstieg der Vorkommenshäufigkeit und die Melanomsterblichkeit haben zu einem verstärkten Engagement für Früherkennung und Prävention geführt“, schreiben die Forscher.
Hänßle und Kollegen haben die Hautkrebs-Diagnose mit Hilfe Künstlicher Intelligenz weiterentwickelt. Sie verwenden ein künstliches neuronales Netz, ein „Convolutional Neural Network“ (CNN, etwa „faltendes neuronales Netzwerk“).

Die Forscher trainierten das Programm mit mehr als 100.000 Dermatoskopie-Aufnahmen, die die Hautveränderungen in zehnfacher Vergrößerung zeigen. Zu jedem Bild versorgten die Forscher das Netzwerk mit der korrekten Diagnose.

Trefferquote von 95 Prozent

Derart vorbereitet, sollte das Programm schließlich 100 neue Aufnahmen einordnen. Es erkannte 95 Prozent der Melanome und stufte 63,8 Prozent der gutartigen Muttermale korrekt ein. Bei 58 Hautärzten aus 17 Ländern, die sich an der Untersuchung beteiligten, lag die durchschnittliche Quote der Identifizierung von Melanomen bei 86,6 Prozent.

Von den gutartigen Hautveränderungen erkannten die Mediziner 71,3 Prozent. Das bedeutet, dass sie 28,7 Prozent der harmlosen Muttermale fälschlicherweise als Melanome einstuften.

Selbst wenn die Hautärzte zusätzlich über Geschlecht und Alter der Patienten informiert wurden, sowie Vergrößerungen der Bilder und einen Hinweis auf die betroffene Hautstelle bekamen, verbesserte sich ihre Quote der Melanomerkennung nur auf 88,9 Prozent. Nur einzelne Ärzte erreichten bessere Quoten als das Computerprogramm.

Künftig könnte das Programm Patienten in abgelegenen Regionen der Welt gute Ferndiagnosen oder als App auf dem Smartphone auch Selbstdiagnosen ermöglichen. (dpa)

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