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Anspruchlos. Hanfkraut gedeiht fast überall.
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Heilkraut Hanf: Cannabis: Kein berauschender Nutzen für die Medizin

Bei chronischen Schmerzen und einigen anderen Störungen haben sich Wirkstoffe aus Cannabis bewährt. Aber der Erfolg hält sich in Grenzen.

Der Nutzen von Cannabis (Hanf) in der Medizin ist wissenschaftlich nicht besonders gut belegt. Recht deutliche Hinweise gibt es darauf, dass Cannabinoide – konzentrierte Wirkstoffe aus der Hanfpflanze – chronische Schmerzen und Muskelverkrampfungen (Spastik) lindern können. Weniger gesichert ist, dass Cannabinoide Übelkeit und Erbrechen im Gefolge einer Chemotherapie verringern sowie Schlafstörungen und das Tourettesyndrom mildern und Gewichtszunahme bei einer HIV-Infektion oder Aids-Erkrankung ermöglichen können.

Das ergab eine Auswertung von 79 Studien mit insgesamt rund 6500 Teilnehmern, die im Fachblatt „Jama“ veröffentlicht wurde. Nebenwirkungen der Cannabinoidtherapie waren unter anderem Benommenheit, trockener Mund, Übelkeit, Erschöpfung, Schläfrigkeit, Verwirrtheit und Halluzinationen.

In den Untersuchungen wurde nicht das „Naturprodukt“ Cannabis getestet, etwa das zum Rauchen bestimmte getrocknete Kraut (Marihuana). Stattdessen handelte es sich um einzelne Cannabiswirkstoffe, die meist als Kapsel oder Mundspray eingenommen werden. Sie wurden mit einem Scheinmedikament (Placebo) verglichen. Damit war sichergestellt, dass die Patienten eine festgelegte Dosis des Wirkstoffs bekamen.

Volle Dröhnung: Hanf enthält 70 verschiedene Cannabinoide

Die Ergebnisse solcher Studien sind demnach nicht eins zu eins auf Hanf als Heilpflanze übertragbar. In der Pflanze können die Wirkstoffkonzentrationen stark schwanken. Zudem enthält das Cannabiskraut mehr als 400 Bestandteile und zusätzlich rund 70 unterschiedliche Cannabinoide. Diese entfalten vielfältige Wirkungen, sodass Patienten darauf angewiesen sind, mit der Dosis und verschiedenen Hanfsorten zu experimentieren.

Weitere Untersuchungen zu den medizinischen Effekten von Cannabinoiden wie auch von Cannabis selbst seien erforderlich, schreiben Penny Whiting von der Uni Bristol und ihre Mitarbeiter am Schluss ihrer Auswertung in „Jama“. In einem Kommentar wird außerdem darauf hingewiesen, dass Cannabis abhängig machen kann. Etwa jeder zehnte Konsument werde süchtig. Des Weiteren könne eine Psychose, etwa eine Schizophrenie, durch Hanfprodukte ausgelöst werden. Gefährdete dürften kein Cannabis bekommen.

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