Nicht nur niedlich: Bunthörnchen übertragen tödliches Virus
Monatelang lagen sie auf der Intensivstation, dann starben drei Hörnchen-Züchter aus Sachsen-Anhalt. Sie hatten sich bei ihren Tieren mit einem bislang unbekannten Bornavirus angesteckt.
Erst bekamen sie Fieber und Schüttelfrost. Ihre Bewegungen wurden langsam, sie waren bleiern müde und verwirrt. Durch die Entzündung ihres Gehirns fielen die drei Männer schließlich ins Koma und starben nach zwei bis vier Monaten auf der Intensivstation. Ihre Ärzte waren machtlos gegen die Infektion, sie konnten den Erreger nicht einmal nachweisen. Ein weiterer Umstand alarmierte Seuchenschützer: Die älteren Herren aus Sachsen-Anhalt kannten sich gut, alle drei züchteten Bunthörnchen und tauschten Tiere untereinander aus. Alle waren gekratzt oder gebissen worden, bevor sie zwischen 2011 und 2013 einer nach dem anderen erkrankten.
Schuld war ein neues Bornavirus, das die Hörnchen aller Wahrscheinlichkeit nach auf ihre Züchter übertragen hatten, berichten nun deutsche Forscher im Fachblatt „New England Journal of Medicine“. Das Team um Martin Beer vom Friedrich-Loeffler-Institut auf der Insel Riems durchsuchte Gewebeproben der Patienten sowie eines der (gesund wirkenden) Hörnchen nach Erbgut aller möglicher Mikroben und sequenzierte es. Mithilfe dieser Metagenom-Analyse fanden sie bei Hörnchen und Haltern einige verdächtige RNS-Fragmente. Sie ähnelten am ehesten dem Erbgut jener Bornaviren, die sonst Pferde dahinraffen.
Erstmals wiesen Forscher nach, dass Bornaviren auf den Menschen übertragbar sind
„Das neue Virus unterscheidet sich aber genetisch deutlich von den bisher bekannten Bornaviren“, sagt Dennis Tappe vom Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg. Die Untersuchungen zeigten erstmals, dass Vertreter dieser Virenfamilie auch Menschen infizieren können. Bisher wurden sie bei Säugetieren wie Pferden und Schafen, bei Vögeln und Reptilien nachgewiesen. Die Forscher nannten das neue Virus VSBV-1 (variegated squirrel 1 bornavirus, zu deutsch: Bunthörnchen-Bornavirus).
Möglicherweise traf das Virus die drei Männer besonders hart, schreiben die Forscher. Sie waren alle älter als 60 Jahre, hatten Bluthochdruck und andere chronische Leiden. Wie genau sie sich infiziert haben, ist trotz der Bisse und Kratzer nicht sicher. Denn ein Abstrich aus dem Rachenraum des Hörnchens zeigte, dass die Viruslast dort besonders hoch ist. Damit ist eine Tröpfcheninfektion denkbar.
Bunthörnchen stammen aus Mittelamerika und werden in Deutschland als Zoo- und Haustiere gehalten. Ob die Hörnchen der verstorbenen Züchter bereits mit dem Virus importiert wurden oder ob sie sich in ihrem Gehege bei wild lebenden Nagetieren angesteckt haben, ist unklar. In Sachsen-Anhalt wurden im März vorsorglich mehr als 60 Bunthörnchen eingeschläfert. Ein Lebendtest bei den Hörnchen im Magdeburger Zoo ergab keinen Hinweis auf das Virus.
Jana Schlütter
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