Medizin: Bilharziose-Erreger entschlüsselt
Schistosomiasis ist hierzulande vielen Menschen kein Begriff. Aber weltweit sind rund 210 Millionen Menschen mit der Wurmkrankheit, die früher Bilharziose hieß, infiziert. Das Erbgut des Wurms weist den Weg zu Medikamenten.
Allein in Afrika fordert Bilharziose mehr als 280.000 Todesopfer jährlich. Internationale Forscherteams haben nun das Erbgut von zwei der wichtigsten Krankheitserreger entschlüsselt: den Pärchenegeln Schistosoma mansoni (in Afrika und Südamerika verbreitet) und Schistosoma japonicum (aus China und den Philippinen). Die Ergebnisse stellen sie im Fachblatt „Nature“ vor.
Bei Schistosoma mansoni identifizierten die Forscher fast 12.000 Gene, bei seinem asiatischen Verwandten sogar mehr als 13 000. Viele dieser Gene kodieren zum Beispiel für Proteasen: Proteine, die andere Proteine zerstören. Die brauchen die beiden parasitischen Würmer, um in den Menschen zu gelangen. Ihre winzigen Larven gelangen über Wasserschnecken, die als Zwischenwirte dienen, ins Wasser und bohren sich in die Haut von Badenden. Über Blutgefäße erreichen sie dann die Organe, wo sie sich einnisten und ihrem Träger viel Ungemach bereiten: Müdigkeit, Blutarmut, Kopfschmerzen, Fieber.
Die Wissenschaftler hoffen, dass die Ergebnisse auch zu neuen Medikamente führen. „Diese Forschung ermöglicht es uns, die Schwachstellen des Parasiten zu finden und neue Medikamente dagegen zu entwickeln“, sagt Michael Gottlieb von den Nationalen Gesundheitsinstituten der USA. Najib El-Sayed, einer der beteiligten Forscher, nennt die Auflistung der Gene einen „Katalog der Möglichkeiten“.
Die ersten dieser Möglichkeiten haben sie schon näher untersucht: Als Teil ihrer Studie suchten die Wissenschaftler bereits zugelassene Medikamente gegen Proteine, die denen des Parasiten ähnlich sind. So haben sie eine Liste mit 90 Kandidaten erstellt, die nun genauer untersucht werden müssen. Einer von ihnen könnte dann in der Zukunft auch gegen Schistosomiasis eingesetzt werden.Kai Kupferschmidt