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Das Gebäude der Amerika-Gedenk-Bibliothek in Berlin-Kreuzberg.
© Vincent Mosch/ZLB

Next Library Congress in Berlin: Bibliotheken neu erfinden

Bei der Next Library-Konferenz wird über die Zukunft der Bibliothek nachgedacht. Beim Publikums-Festival am Wochenende kann man sie erleben.

Vor der Amerika-Gedenk-Bibliothek in Berlin-Kreuzberg sieht es seit gestern auffallend anders aus. Der Grund ist ein temporärer Bau aus Holz, ein „Campus“ für die dreitägige „Next Library Conference“ und das Bibliotheksfestival am Wochenende. Die Berliner Architektenvereinigung Raumlabor Berlin hat einen „Abenteuerspielplatz für Bibliothekarinnen“ geschaffen – mit Beispielen für innovative Bibliotheksarbeit etwa in Programmier- oder Upcycling-Workshops. „Die kapselförmigen Workshop-Räume sind von der Raumstation ISS inspiriert“, sagt Architekt Benjamin Foerster-Baldenius. Ein Fingerzeig für den neuen Bibliotheksbau, der hier entstehen soll.

Die Berliner Bibliotheken sollten neben den Wohn- und Arbeitsorten der Menschen der „dritte Ort der Stadtgesellschaft“ werden, sagte Kultursenator Klaus Lederer (Linke) am Mittwoch bei der Eröffnungspressekonferenz. „Da gibt es aber noch Luft nach oben“, konterte die Sprecherin der Kulturstiftung des Bundes, Friederike Tappe-Hornbostel. Die Bibliotheken seien von der Politik sehr lange stiefmütterlich behandelt worden. Das soll sich mit dem „Bibliotheksentwicklungsplan“ im rot-rot-grünen Koalitionsvertrag ändern.

Die Next-Library-Konferenz wurde 2009 von einer Vorreiterin im neuen Bibliothekskosmos initiiert, der Dokk1-Bibliothek im dänischen Aarhus. Sie gilt mit ihren 60 000 Quadratmetern Fläche und einem vielfältigen Medienangebot als „Sternschnuppe“ unter den öffentlichen Bibliotheken, wie Volker Heller, Vorstand der Zentral- und Landesbibliothek Berlin (ZLB), sagte. Zur Konferenz, die jetzt erstmals in Berlin tagt, hat sich ein 400-köpfiges, internationales Fachpublikum angemeldet, um in Werkstätten querzudenken. Eine der Expertinnen ist Marie Østergård, Direktorin in Aarhus. Ein Neubau sei für Bibliothekare, das lesende Publikum und die Stadt immer ein inspirierender Glücksfall, sagt sie. Und zum Trost für Berlin: Es sei aber ganz normal, dass so ein Prozess lange dauere.

Bei der Konferenz präsentieren sich die Berliner Bezirksbibliotheken in „Showrooms“ mit Projekten wie dem Bücherbus „Henri“ aus Treptow-Köpenick, dem „Green Library Café“ aus Friedrichshain-Kreuzberg oder dem „Escape Room“ aus Mitte. Sie bleiben auch zum Festival am Sonnabend und Sonntag (Infos: www.voebb.de). Corinna von Bodisco

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