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Plagegeist. Das Wetter in diesen Tagen ist ideal für Mücken.
© picture alliance / dpa

Mücken: Beißen und Stechen

Das Wetter ist perfekt für die lästigen Insekten: Wie Sie sich schützen - und der Forschung helfen können.

Viele ächzen unter dem feucht-warmen Wetter dieser Tage, für Mücken ist es ideal. Sie vermehren sich prächtig – und brauchen dafür Blut, genauer: die Eiweiße darin, um selbst Eier produzieren zu können. Neben den bekannten Stechmücken setzen in diesem Jahr auch vermehrt Kriebelmücken und die etwas kleineren Gnitzen den Menschen zu. Im Westen Deutschlands häufen sich Klagen über die Blutsauger, auch in Berlin gibt es Meldungen darüber, dass sie Menschen vermehrt piesacken.

„Kriebelmücken leben in der Nähe von Fließgewässern, in denen sie sich entwickeln, wie den großen Flüssen Rhein, Donau, Elbe, Inn und Oder“, sagt Doreen Walther, Mückenspezialistin am Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (Zalf) in Müncheberg bei Berlin. Der Name leite sich ab von „Kribbeln“ – tatsächlich laufen die drei bis vier Millimeter großen Tiere über die Haut, gern auch in Hosenbeine und Ärmel, bis sie eine geeignete Stelle für ihre Blutmahlzeit gefunden haben.

Die Haut wird aufgesäbelt - bis Blut kommt

Anders als Stechmücken, die mit einer Art Spritze das Blut aus dem Körper holen, zählen Kriebelmücken und Gnitzen zu den Poolsaugern. Sie haben Mundwerkzeuge, die an eine Säge erinnern. „Damit reißen sie Wunden in die Haut und injizieren einen Eiweißcocktail, der die Gerinnung hemmt und die Nerven betäubt“, erläutert Walther. Daraufhin bildet sich ein Blutstropfen in der Wunde, an dem die Tiere lecken.

„Viele Leute reagieren sehr heftig auf den Eiweißcocktail der Mücken, die Einstichstelle juckt stärker als bei Stechmücken und es bilden sich größere Quaddeln.“ Vier bis sechs Wochen könne es dauern, bis der Stich vollständig abgeheilt sei, wer dem Juckreiz nachgibt und kratzt muss noch mehr Zeit einplanen, sagt Walther. Auf anderen Kontinenten übertragen diese Mücken auch gefährliche Erreger, etwa den für die Flussblindheit. In Europa bestehe die Gefahr nicht, hier würden höchstens ungefährliche Fadenwürmer übertragen, sagt die Forscherin. Sie rät, die Brutgebiete der Tiere zu meiden. „Wer in der Nähe wohnt, kennt das meist von vorangegangenen Jahren und trägt freiwillig lange und geschlossene Kleidung, um sich zu schützen.“

Von einer „Plage“ will Walther noch nicht sprechen, aber von einem „guten Saisonstart“

Nach ihrer Einschätzung sind es in diesem Jahr nicht mehr Tiere als sonst, aber das Wetter sei günstiger. „Ist es kühl, fliegen sie nicht weit, doch bei der gegenwärtigen Schwüle schwärmen sie weiter aus und treffen häufiger auf Menschen, die dann eben gebissen werden.“ Das warme Wetter kommt auch den übrigen Mückenarten gelegen. Von einer „Plage“ will Walther noch nicht sprechen, aber von einem „guten Saisonstart“. Den hatten auch einzelne Vorkommen exotischer Arten, die von Experten aufmerksam verfolgt werden, weil sie gefährliche Krankheitserreger übertragen können.

Dazu gehört die Asiatische Tigermücke, die sich bereits in Norditalien und Südfrankreich etabliert hat und als blinder Passagier regelmäßig nach Deutschland kommt. In Freiburg, Heidelberg und Jena haben sich stabile Populationen gebildet, die auch den vergangenen Winter überstanden haben, berichtet Walther. Sie stützt sich dabei auf den Mückenatlas, den das Zalf gemeinsam mit dem Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit (Friedrich-Löffler-Institut) erstellt – mit Hilfe vieler Bürgerinnen und Bürger, die tote Mücken aus allen Teilen des Landes an die Forscher schicken. „So erfahren wir rasch, welche Arten wann wo vorkommen.“

Stehendes Wasser vermeiden

Die Tigermücke kann Tropenkrankheiten wie Dengue- und Chikungunyafieber übertragen, daher raten Experten dazu, etwaige Vorkommen zu bekämpfen - was Sache der Bundesländer ist. Das Risiko zu erkranken ist nach Ansicht von Fachleuten allerdings gering. Bisher wurde hierzulande keine Mücke entdeckt, die einen solchen Erreger in sich trug. „Eine Gefahr besteht erst, wenn ein infizierter Reiserückkehrer gestochen wird und die Mücke den Erreger auf einen anderen Menschen überträgt“, sagt Susanne Glasmacher vom Robert-Koch-Institut in Berlin.

Die Wahrscheinlichkeit sie aber gering, da die Patienten nur einige Tage Erreger im Blut hätten und bestenfalls gleich ins Krankenhaus kommen und damit für Mücken schwer erreichbar seien. „Es gibt zudem Erfahrungen aus Italien und Frankreich, wo die Tigermücke etabliert ist und es dennoch nur selten zu kleineren Ausbrüchen kommt“, sagt Glasmacher. „Das Risiko in Deutschland ist nicht null, aber sehr gering.“ Auch ohne Infektion sind Mückenstiche belastend. Um die Tiere zurückzudrängen sollten ihnen Brutmöglichkeiten genommen werden, rät die Zalf-Forscherin: „Regentonnen abdecken und alle Blumentöpfe oder Eimer umdrehen, damit es nirgends stehendes Wasser gibt, wo sich Larven entwickeln können.“ Sollte dennoch eine vorbeifliegen – einfangen und per Post nach Müncheberg schicken.

Die Mücken senden Sie bitte an folgende Adresse:

Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung e.V.
"Mückenatlas"
Eberswalder Straße 84
15374 Müncheberg

Weitere Informationen zum Versand finden Sie hier auf den Seiten des Mückenatlas-Projekts. 

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