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Risiko erkannt. Der Anteil der starken Raucher geht deutlich zurück - das ist ein Grund dafür, dass die Lebenserwartung der Männer zunimmt.
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Geschlechtergesundheit: Bei der Lebenserwartung holen die Männer auf

Beispiel Rauchen: Beim männlichen Geschlecht wächst allmählich das Gesundheitsbewusstsein. Der Anteil männlicher Raucher sinkt - und damit auch die Zahl der Lungenkrebsfälle. Bei Frauen ist es umgekehrt.

In den Industrienationen sterben Männer im Mittel einige Jahre eher als Frauen. Allerdings nähern sich die Geschlechter bei der Lebenserwartung allmählich an – auch in Deutschland, wie die Gesundheitswissenschaftlerin Anne Starker vom Robert-Koch-Institut beim „1. Männergesundheitskongress“ in der Katholischen Akademie in Berlin berichtete. Starker zufolge steigt die Lebenserwartung bei beiden Geschlechtern ständig, allerdings bei Männern deutlicher als bei Frauen. In den vergangenen 20 Jahren hat die mittlere Lebenserwartung bei Geburt bei Männern von gut 72 auf knapp 78 Jahre zugenommen, bei Frauen „nur“ von 79 auf knapp 83 Jahre. Der Abstand beträgt bei den heute Geborenen also noch fünf Jahre, während er früher bei sechs bis sieben Jahren lag.

Männer legen weniger Wert auf gesunde Ernährung, rauchen häufiger, trinken mehr Alkohol und haben öfter Unfälle, etwa am Arbeitsplatz oder im Straßenverkehr. Dass sie bei der Lebenserwartung deutlich aufholen, kann zum einen an weniger riskanten Arbeitsplätzen liegen – Büro statt Bergbau –, dürfte nicht zuletzt aber auch seine Ursache in einem gestiegenen Gesundheitsbewusstsein haben.

Das zeigt sich an der Abnahme der Raucher. Ihr Anteil ging von 1990 bis 2009 von 39,5 auf 36,6 Prozent zurück, die Zahl der starken Raucher sank von 20 auf elf Prozent. Der Anteil der Raucherinnen stieg im gleichen Zeitraum von 26,7 auf 29,5 Prozent. Diese Trends spiegeln sich bei der Häufigkeit von Lungenkrebs, an dem immer mehr Frauen erkranken und sterben, während Neuerkrankungen und Todesfälle bei Männern zurückgehen.

Bei der Lebenserwartung sind Frauen von Natur aus im Vorteil. Das liegt unter anderem daran, dass sie zwei X-Chromosomen haben, Männern dagegen nur eines. Frauen können also Defekte auf dem einen X-Chromosom durch das andere ausgleichen. Weiterhin bietet das weibliche Geschlechtshormon Östrogen einen gewissen Schutz vor Herzerkrankungen. Allerdings kann der biologische Vorteil des weiblichen Geschlechts durch ungünstige Lebensumstände zunichte gemacht werden. In früheren Zeiten waren häufige Geburten Grund für einen frühen Tod, in Entwicklungsländern sind Infektionskrankheiten die Ursache dafür, dass Männer und Frauen annähernd die gleiche Lebenserwartung haben.

Hartmut Wewetzer

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