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Überreste von 15 Menschen. Archäologen hatten seit 2014 an der FU gegraben.
© Polizei

Skelettreste in Berlin-Dahlem: Auf dem FU-Campus wird nach Knochen gesucht

Vor über einem Jahr wurden versehentlich Knochenreste vernichtet, die zu NS-Opfern gehören können. Nun graben Archäologen an der Fundstelle.

Zu wem gehören die Knochenreste, die im Sommer 2014 von Bauarbeitern auf dem FU-Campus gefunden wurden? Etwa zu Opfern von Menschenversuchen im Nationalsozialismus? Diese Frage schien nicht mehr zu klären. Die Knochen, die zu 15 verschiedenen Menschen gehörten, waren wie berichtet versehentlich ohne nähere Untersuchungen eingeäschert worden.

Nach monatelangem Hin und Her zwischen der Freien Universität, der Max-Planck-Gesellschaft und der Berliner Rechtsmedizin gibt es in der Sache nun doch noch eine neue Wendung: Am Fundort wird seit Montag wieder gegraben, um vielleicht auf weitere Knochenreste zu stoßen, die mit einer DNA-Probe ausgewertet werden könnten.

Die Max-Planck-Gesellschaft, das Landesdenkmalamt und die FU hätten sich auf die Untersuchung verständigt, teilte FU-Sprecherin Christa Beckmann auf Anfrage mit. Die Grabung werde von einem Archäologen-Team der FU in enger Abstimmung mit dem Landesdenkmalamt begleitet.

Die Fundstelle ist nicht mehr leicht wiederzufinden

Die Archäologen begannen nach Angaben eines Augenzeugen am Montagvormittag mithilfe eines kleinen Baggers ein Loch von etwa zwei mal drei Meter Breite und 50 bis 70 Zentimeter Tiefe in den Bürgersteig der Garystraße zu graben. Allerdings sei inzwischen nicht mehr klar, wo genau die Bauarbeiter im Sommer 2014 auf die Höhle mit den Knochenresten gestoßen waren. Mithilfe von Fotos versuchten die Archäologen unter Leitung der Anthropologie-Professorin Susan Pollock, den Fundort wiederzufinden. Unklar sei auch, was aus der Erde geworden sei, die bei den Grabungen damals abgetragen wurde und in der sich womöglich weitere Knochenreste befinden. Es sei nicht auszuschließen, dass damals auch Schutt abtransportiert worden sei.

KZ-Arzt Mengele schickte Proben nach Dahlem

Der Fundort an der Universitätsbibliothek der FU grenzt unmittelbar an ein Gebäude, in dem früher das Kaiser-Wilhelm-Institut für Anthropologie, Eugenik und menschliche Erblehre untergebracht war. Dorthin hatte der KZ-Arzt Josef Mengele anatomische Proben seiner Menschenversuche in Auschwitz geschickt. Das Institut sammelte aber auch Knochen aus der Kolonialzeit.

Die FU stand für ihre Kommunikation in der Kritik, weil sie den möglichen Zusammenhang des Fundes mit dem Institut früh erkannt, aber nicht energisch gegenüber der Polizei und den Rechtsmedizinern kommuniziert und auch die Öffentlichkeit nicht über den Verdacht informiert hatte. Als Reaktion hatte die FU später eine Gedenkfeier veranstaltet und eine Arbeitsgruppe eingerichtet.

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