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Studierende gehen auf dem Vorplatz des Hauptgebäudes der Freien Universität Berlin auf einen Eingang zu.
© Doris Spiekermann-Klaas

Präsenzlehre der Unis noch mehr eingeschränkt: Auch das Wintersemester in Berlin wird digital

De-facto-Aus für das Hybridsemester an den Berliner Hochschulen: Wegen der gestiegenen Coronazahlen soll die Lehre bis auf wenige Ausnahmen digital stattfinden.

Kurz vor dem Beginn des Wintersemesters auch an den Universitäten ist das Berliner Hybridsemester de facto abgesagt worden. Lehrveranstaltungen sollen mit wenigen Ausnahmen erneut digital stattfinden. Das geht aus einer Erklärung der Senatskanzlei Wissenschaft und Forschung und der Hochschulen vom späten Dienstagnachmittag hervor.

Die Hochschulen wollten "proaktiv einen Beitrag zur Eindämmung der Pandemie leisten und das Infektionsrisiko für Studierende, Lehrende und Beschäftigte so gering wie möglich halten", heißt es in der Erklärung.

Dafür werde der Anteil digitaler Lehre im Wintersemester 20/21 "wieder erhöht": "In Präsenz sollen nur noch zwingend erforderliche Praxisformate stattfinden, die in digitaler Form grundsätzlich nicht durchführbar sind."

Ausnahme: Einführungsveranstaltungen für Erstsemester

Ausnahmen sind weiterhin für Einführungsveranstaltungen für Studienanfängerinnen und -anfänger vorgesehen. Alle anderen Lehrveranstaltungen, die bereits in Präsenz durchgeführt werden oder als solche geplant waren, sollen bis "spätestens zum 2. November 2020" in digitale Formate überführt werden.

Damit stehe die Corona-Ampel der Hochschulen zwar noch nicht auf Rot, aber doch auf „Dunkelgelb“, hieß es aus einer Hochschulleitung.

Staatssekretär Steffen Krach (SPD) erklärte, das Hybridsemester werde "nun deutlich digitaler". Der Schritt sei aber notwendig. "Wir wollen damit das Studium für zigtausende Studierende in Berlin im Wintersemester rechtzeitig absichern und alles dafür tun, eine fast komplette Schließung der Hochschulen wie im Sommersemester zu vermeiden."

Maximal 25 Studierende dürfen in Präsenz teilnehmen

Zu den "zwingend erforderlichen" Praxisformaten zählen die Hochschulen Labor- oder Werkstattpraktika, sportpraktische Übungen oder künstlerischen Unterricht an Kunst- und Musikhochschulen sowie praktischen Unterricht in medizinisch-klinischen Studiengängen.

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Ebenso gehören dazu Präsenzformate "zur Einführung neuer Studierender sowie internationaler Studierender, die ihr Studium in Berlin erstmals aufnehmen". Die genaue Dauer und Ausgestaltung dieser Einführungsveranstaltungen ist dem Vernehmen nach bewusst offen gehalten.

Verwaltungs- und Forschungsbetrieb soll aufrechterhalten bleiben

In diesen Präsenzkursen sollen auf jeden Fall maximal 25 Studierende teilnehmen. In großen Hörsälen, die über ausreichend leistungsfähige Belüftungssysteme verfügen, kann sich diese Zahl auf 40 Studierende erhöhen. Der Verwaltungs- und Forschungsbetrieb soll indes aufrecht erhalten bleiben,

Aus der Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR) hieß es am Dienstag, einige Lehrkräfte hätten bereits in Eigeninitiative begonnen, ursprünglich in Präsenz geplante Lehrveranstaltungen auf Onlinelehre umzustellen. Gründe dafür könnten das aktuelle Infektionsgeschehen sein oder auch, dass die inzwischen eingeführte Maskenpflicht während Lehrveranstaltungen als wenig praktikabel empfunden werde. Die Maskenpflicht soll während der Lehrveranstaltungen an allen Hochschulen beibehalten werden.

Die Evangelische Hochschule Berlin (EHB) hatte sich bereits am Montag – vor allen anderen Hochschulen – festgelegt: „Der Präsenzbetrieb in der Hochschullehre sowie in der Fort- und Weiterbildung wird grundsätzlich eingestellt. Lehrveranstaltungen werden in digitalen Formaten durchgeführt“, hieß es in einer Mail des Prorektors Michael Komorek an alle Dozenten, Lehrbeauftragten, an die Verwaltung und die Studierenden, die dem Tagesspiegel vorliegt. Die neue Regelung gelte ab Montag, dem 26. Oktober.

An der EHB wurden bereits Präsenzveranstaltungen abgesagt

Aus der EHB, wo der Lehrbetrieb für alle ab dem zweiten Semester seit Anfang Oktober läuft, ist aber zu hören, dass bereits in dieser Woche Präsenzlehrveranstaltungen abgesagt wurden – auch auf Wunsch von Studierenden, die sich und andere angesichts der voranschreitenden Pandemie nicht gefährden wollten. Dies sei ohne Absprache mit dem Prorektorat nicht erwünscht, wendet Komorek gegenüber dem Tagesspiegel ein. Würden einzelne Veranstaltungen eigenmächtig auf das Onlineformat geändert, könnten vorhergehende oder anschließende Präsenzseminare von den Studierenden zeitlich nicht erreicht werden.

„Infektionsherdanalysen“ hätten ergeben, „dass insbesondere ,Bewegungen durch Berlin’ eine unüberschaubare Risikosituation für Infektionsketten mit sich bringen“, heißt es zur Begründung der Einschränkungen. Man wolle präventiv „Fahrten durch Berlin zum Hochschulcampus möglichst auf ein geringstes, notwendiges Maß beschränken“.

Eine komplett digitale Woche nach Silvester

An der EHB sollen Einführungs- und Orientierungsveranstaltungen für Erstsemester nur bis Ende November stattfinden. Das heißt: Ab Dezember werden auch die Erstsemester bis auf weiteres ausschließlich digital unterrichtet.

Weitere Ausnahmen soll es an allen Hochschulen für Prüfungen geben. In der Zeit vor Weihnachten (14. bis 23. Dezember) sollen Präsenzveranstaltungen nochmals eingeschränkt werden. In der Woche vom 4. bis 8. Januar sollen überhaupt keine Veranstaltungen auf dem Campus stattfinden - offenbar um das Infektionsrisiko nach den Feiertagen zu minimieren.

Die Berliner Hochschulen hatten Ende September einen Drei-Stufen-Plan für den Betrieb im Wintersemester vorgestellt. Die Stufen orientieren sich an der allgemeinen Berliner Corona-Ampel, die aktuell bei einem von drei Kriterien (Inzidenz pro 100.000 Einwohnern) dauerhaft auf Rot steht.

Allerdings wollen die Hochschulen einen wöchentlichen Wechsel der Maßnahmen verhindern und einen längerfristig stabilen Betrieb anbieten. In der dritten und letzten Stufe würden die Hochschulen in den Notbetrieb mit ausschließlich digitaler Lehre zurückkehren, wie er im Sommersemester galt.

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