Akademisierung der frühen Bildung: Anteil der Studierten in Kitas stagniert
Den begehrten Erzieherinnen-Nachwuchs für die Kitas liefern überwiegend die Fachschulen. Die Akademisierung des Kita-Personals dagegen stagniert.
Wie schwer es ist, für die Kleinsten einen Betreuungsplatz zu bekommen, wissen junge Eltern in Berlin. Der Ausbau der frühkindlichen Bildung hält mit der Nachfrage nicht Schritt. Für den Erzieher-Nachwuchs aber ist vorerst gesorgt, es hapert allerdings bei der politisch gewollten Akademisierung der Frühpädagogik. Die Zahl der Fachschulen für Sozialpädagogik ist seit 2011 um 21 Prozent auf 593 Schulen bundesweit gestiegen – mit Zuwächsen vor allem bei privaten, nichtkirchlichen Fachschulen.
2016 fingen fast 36 000 Anfänger eine Erzieherausbildung an, die Zahl der Absolventinnen und Absolventen stieg um 15 Prozent auf knapp 27 000 im Schuljahr 2013/14. Das geht aus dem am Montag in Berlin vorgestellten Fachkräftebarometer Frühe Bildung 2017 hervor. Es wird im Rahmen der Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte (WiFF) vom Deutschen Jugendinstitut erstellt und vom Bundesbildungsministerium finanziert.
Ausbau der FH-Studiengänge "zum Stillstand gekommen"
Der Ausbau der früh- oder kindheitspädagogischen Studiengänge vor allem an Fachhochschulen dagegen sei nach einem rasanten Anstieg in den Nullerjahren „zum Stillstand gekommen“, heißt es. 2015 nahmen 3427 Personen ein Studium auf, nur 0,4 Prozent mehr als im Vorjahr. Gleichzeitig stagniert der Anteil der Höherqualifizierten in den Kitas. Nur 5,3 Prozent des gesamten pädagogischen Personals hatte 2016 einen akademischen Abschluss. Das ist gegenüber 2006, als es 3,2 Prozent waren, ein beachtlicher Anstieg, der aber seit zwei Jahren nicht fortgesetzt werden konnte.
Bei alldem wächst der Personalbestand an Kitas kräftig: Zwischen 2006 und 2016 wurden über 251 000 Arbeitsplätze neu geschaffen, damit stieg die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – inklusive Verwaltung und Hauswirtschaft – um 61 Prozent. Mit dem personellen Ausbau ist aus der Sicht der WiFF auch ein Statusgewinn verbunden. Die heute rund 571 000 pädagogisch tätigen Kitamitarbeiter seien deutlich zahlreicher als die an Grundschulen (223 400).
Die Experten empfehlen breitere Qualifikationen in Kita-Teams
Damit sei die Kinderbetreuung „ein relevanter pädagogischer Beruf und Arbeitsmarkt“ – zumal die Löhne in der frühen Bildung seit 2012 substanziell stiegen und die Arbeitslosenquote 2015 nur 1,6 Prozent betrug. „Im Vergleich zu den 90er Jahren ist die Frühe Bildung von einem Risikoberuf weit entfernt“, heißt es.
Die WiFF empfiehlt, akademischen Fachkräften bessere Entwicklungsmöglichkeiten zu geben. So sollte es in einem Team ein breiteres Spektrum an Qualifikationsprofilen geben. Und schon heute zeige sich, dass Erzieherinnen mit zusätzlichem Studienabschluss schneller auf Leitungsstellen in Kitas kommen (zur Homepage des Fachkräftebarometers geht es hier).
Amory Burchard