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Eine Hand, vor 40000 Jahren auf eine Wand gemalt und gesprüht.
© Nature

Steinzeitkunst: Am Anfang waren Graffiti

Schon Steinzeitkünstler "sprühten" ihre Bilder auf Höhlenwände. Vor und 40000 Jahren entstanden ihre Werke in Höhlen im heutigen Spanien und Indonesien.

Die Höhlenmalerei war in der Steinzeit viel weiter verbreitet als bisher vermutet. Kannten Forscher solche uralten, farbigen Zeichnungen auf Felswänden doch nur aus Europa. Vor rund 40 800 Jahren schufen Steinzeitkünstler eine rote Scheibe in der El-Castillo-Höhle im spanischen Kantabrien, Jahrtausende später folgten die Umrisse von Händen und noch später Skizzen von Tieren. Ähnliche alte Felsmalereien tauchten bisher nirgends auf der Welt auf, die Malerei galt als europäische Entwicklung. Bis Maxime Aubert von der Griffith-Universität in Gold Coast in Australien und seine Kollegen Felszeichnungen auf der indonesischen Insel Sulawesi mit modernen naturwissenschaftlichen Methoden untersuchten und so einer Sensation der frühen Kunstgeschichte auf die Spur kamen: Mit mindestens 39 900 Jahren ist der Umriss einer Hand dort ähnlich alt wie die ältesten Malereien am anderen Ende Eurasiens, berichten die Forscher in Fachblatt „Nature“ (Band 514, Seite 223).

Dabei wurden die indonesischen Felszeichnungen bereits in den 1950er Jahren entdeckt, Allerdings vermutete man, dass die Handabdrücke und Zeichnungen von Tieren wie dem nur auf Sulawesi lebenden Hirscheber keine 10 000 Jahre alt sein könnten. Erst jüngst konnte das hohe Alter mithilfe der Uran-Thorium-Methode gesichert werden.

Ihre „Kunstwerke“ schufen die Steinzeitkünstler mit einer recht modern anmutenden Methode. Sie pressten eine Hand auf die Felswand und sprühten dann feuchte Farbe darüber. Nahmen sie die Hand weg, blieben ihre Umrisse zurück. Die gleiche Schablonentechnik hatten die Steinzeitkünstler auch in Indonesien angewendet. Als Anthony Dosseto von der Universität in Wollongong in Australien das Alter des Höhlen-Popcorns über einem dieser Hand-Umrisse analysierte, erwies sich dieses Kunstwerk mit mindestens 39 900 Jahren sogar als älter. Die Funde werfen ein Schlaglicht auf die Entwicklung des modernen Menschen: „Solche Felszeichnungen gehören zu den ersten Hinweisen auf abstraktes Denken und führen damit zu den Ursprüngen der Menschen, wie wir sie heute kennen“, erklärt Anthony Dosseto.

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