Verschärfter Wohnungsmangel: 3500 Studierende in Berlin warten auf Wohnheimplatz
In Berlin warten Tausende Studierende noch auf einen Wohnheimplatz. Der Senat denkt darüber nach, Tempohomes für Studierende zu nutzen.
Noch immer warten gut 3500 Studierende in Berlin auf einen Platz in einem Studierendenwohnheim. Das geht aus der Antwort der Senatskanzlei auf eine Anfrage der CDU-Abgeordneten Adrian Grasse und Hans-Christian Hausmann hervor, die dem Tagesspiegel vorliegt.
Die Versorgungsquote mit Wohnheimplätzen ist demnach in Berlin sogar leicht gesunken - und das, obwohl der Senat seit langem den Bau neuer Studierendenwohnheime verspricht. Auf 170.937 Studierende kamen im Wintersemester 2018/19 genau 9928 Plätze in den Wohnheimen des Studierendenwerks und des landeseigenen Immobilienunternehmens Berlinovo. Das ergibt eine Quote von 5,8 Prozent.
Im Winter zuvor lag die Quote bei 5,9 Prozent, vor fünf Jahren bei 5,98 Prozent.
Berlin ist bundesweit Schlusslicht bei Studierendenwohnheimen
Als "alarmierend" bezeichnet Grasse die sinkende Versorgungsquote, schließlich sei Berlin damit auch bundesweit Schlusslicht. "Anstatt den Bau von Wohnheimplätzen zu beschleunigen, bewegt sich Rot-Rot-Grün weiter im Schneckentempo." Die CDU fordere die Einrichtung einer Koordinierungsstelle für Studentisches Wohnen, was der Senat aber abgelehnt habe.
Tatsächlich hat sich auch in absoluten Zahlen wenig getan: Gab es 2014/15 noch 9390 Plätze, waren es 2018/19 laut der Statistik 9928 - bei höheren Studierendenzahlen. Die Senatskanzlei weist in ihrer Antwort allerdings darauf hin, dass von den städtischen Wohnungsbaugesellschaften neu geschaffene Wohnheimplätze nicht in die Statistik eingeflossen sind. Bei der Warteliste seien zudem auch Anmeldungen für die Zukunft berücksichtigt, es sei also davon auszugehen, dass nicht alle aktuell einen Wohnheimplatz suchen.
Laut Senatskanzlei sind von 2015 bis Ende 2019 1069 neue Wohnungseinheiten für Studierende entstanden. Im vergangenen Herbst hatte es sogar noch geheißen, bis Ende 2019 würden 1438 fertig gestellt. Danach wurden allerdings Betrugsverdachtsfälle bei einem im Bau befindlichen Studentendorf öffentlich, was dessen Fertigstellung verzögert.
Auf jeden Fall sind das weit weniger als die vor vier Jahren vom Senat versprochenen zusätzlichen 5000 Wohnheimplätze. Diese sollen erst 2022 komplett fertig sein.
"Tempohomes" auch für Studierende?
Und so überlegt die Senatskanzlei weiterhin, "Tempohomes" auch für Studierende zu nutzen. 17 dieser Containerdörfer sind in den vergangenen Jahren für Geflüchtete entstanden, aktuell prüft der Senat, inwieweit die Container weitergenutzt werden können, obwohl sie eigentlich nach drei Jahren wieder abgebaut werden sollten.
Die Senatskanzlei hat sich von der Sozialverwaltung eine Übersicht über für Studierende infrage kommende Standorte kommen lassen, geht nun aus der Antwort hervor. Man habe "Interesse zu einer Reihe von Tempohomes/Containerbauten geäußert", heißt es.
Notfallschlafplätze kaum belegt
Aktuell würden Gespräche stattfinden, für welchen Nutzungszeitraum diese zur Verfügung stehen könnten und ob sie auch unter wirtschaftlichen Aspekten "mindestens mittelfristig" für studentisches Wohnen genutzt werden könnten. Die Sozialsenatorin will diese Container allerdings auch Obdachlosen zur Verfügung stellen, ebenso gibt es Pläne, sie als Schulbauten zu verwenden.
Die 50 Notschlafplätze, die das Studierendenwerk zu Beginn des Wintersemesters bereitstellte, waren indes kaum belegt. Insgesamt nutzten sie sieben Personen, aktuell sind noch zwei Betten belegt.