Ausbeutung: 22 Millionen Kinder müssen arbeiten
Die Bildungsgewerkschaft GEW gründet eine Stiftung gegen Ausbeutung. "Fair Childhood" setzt auch auf die Macht der deutschen Konsumenten, wenn sie darüber aufklärt, dass beliebte Süßigkeiten oder Kakao- und Kaffeegetränke ihre Preise auch billiger Kinderarbeit verdanken.
Bis zu 50 Kilogramm schwere Säcke mit Kaffeebohnen müssen Kinder in Guatemala schleppen. Sie bekommen dafür einen Hungerlohn von vier Euro am Tag. An der türkischen Schwarzmeerküste pflücken Kinder Haselnüsse täglich von sieben Uhr morgens bis 18 Uhr. Sie bekommen einen Euro pro Stunde. An der Elfenbeinküste werden jährlich 200.000 Kinder bei der Kakaoernte ausgebeutet. Haselnüsse und Kakao braucht man für die Herstellung von Schokolade und Nougat. Von einem geregelten Schulbesuch der Kinderarbeiter kann keine Rede sein.
Um diese Probleme wenigstens mildern zu können, hat die deutsche Bildungsgewerkschaft GEW die Stiftung „Fair Childhood“ gegründet. Der GEW-Vorsitzende Ulrich Thöne sagte am Montag in Berlin, die Stiftung wolle auch auf die Macht der deutschen Konsumenten setzen, wenn sie die Schüler und die Öffentlichkeit darüber aufklärt, dass beliebte Süßigkeiten oder Kakao- und Kaffeegetränke auf dem deutschen Markt ihre Preise auch billiger Kinderarbeit verdanken können. 22 Millionen Kinder müssten derzeit weltweit arbeiten.
Damit eine solche Kampagne nicht an den Kollegen in der Schule oder durch Intervention der Schulaufsichtsbehörden scheitert, sucht die GEW das Gespräch mit der Kultusministerkonferenz und den anderen Lehrergewerkschaften. Sie beruft sich auf die Untersuchungen der internationalen Arbeitsorganisation ILO und das im Jahr 1973 verabschiedete Übereinkommen dieser UN-Organisation gegen Kinderarbeit. Das Übereinkommen verbietet die Beschäftigung von Kindern, die jünger als 13 Jahre alt sind. Vollzeitbeschäftigung darf es erst ab dem Alter von 15 Jahren geben. 171 Staaten haben diese Regeln unterzeichnet. Außerdem beruft sich die GEW auf die Millenniumsziele, nach denen bis 2015 alle Kinder eine qualifizierte Grundbildung erhalten sollen.
In Indien zum Beispiel müssen Kinder arbeiten, weil sich ihre Eltern hoch verschuldet haben. Die GEW will jetzt in Zusammenarbeit mit indischen Organisationen Kinder in Heimen unterrichten lassen und sie mit Hilfe der dortigen Behörden und der Justiz aus der Kinderarbeit herauslösen. Bisher hat diese Kooperation die GEW 30 000 Euro gekostet.
Die GEW will öffentlich darauf aufmerksam machen, dass Plätze in Deutschland mit Steinen gepflastert werden, die in den Entwicklungsländern von Kindern behauen worden sind. Die Kommunen sollten darauf achten, dass sie bei Ausschreibungen nicht auf die billigsten Steine setzen, sondern auf Produkte, die nicht durch Kinderarbeit so preisgünstig geworden sind. Wer die Stiftung „Fair Childhood“ unterstützen will, kann das über die Bank für Sozialwirtschaft tun (Kontonummer 3751880188 BLZ 700 205 00).
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