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Prominenter Unterstützer. Stephen Hawking unterstützt die Suche nach außerirdischem Leben. Eine aktive Kontaktaufnahme hält er jedoch für gefährlich, wie er am Montag erneut deutlich machte.
© dpa

Außerirdisches Leben: 100 Millionen Dollar für die Suche nach Aliens

Der russische Milliardär Yuri Milner und Starphysiker Stephen Hawking wollen intelligentes Leben jenseits der Erde finden. Namhafte Astronomen unterstützen die Initiative.

Gibt es intelligentes Leben jenseits der Erde? Die Frage ist so alt wie die Menschheit, viele halten es für recht wahrscheinlich. Eine eindeutige Antwort gibt es bis heute nicht. Das könnte sich bald ändern, hofft das Team der Initiative „Breakthrough Listen“. Sie wollen mit zwei großen Radioteleskopen gezielt nach Signalen suchen, die von einer technisch hoch entwickelten Zivilisation stammen. 100 Millionen Dollar will der russische Milliardär Yuri Milner dafür in den nächsten zehn Jahren bereitstellen. Milner, der Teilchenphysik studiert hat, bevor er mit Investments in Firmen wie Facebook zu großem Reichtum gelangte, ist in der Forschung schon länger bekannt: Er hat mehrere, sehr hoch dotierte Preise für Durchbrüche in der Physik und Mathematik gestiftet. Am Montag stellte er seine Pläne an der Londoner Royal Society vor – gemeinsam mit dem Starphysiker Stephen Hawking, einem der Idole der „Seti“-Bewegung Frank Drake, dem früheren Präsidenten der Royal Society Martin Rees und weiteren namhaften Forschern.

Auffällige Signale

„In einem unendlichen Universum muss es Leben geben“, machte Hawking per Sprachcomputer klar. Es sei an der Zeit, dieses ernsthaft zu suchen.
Tatsächlich wird das seit 1960 getan unter dem Oberbegriff „Seti“ (search for extraterrestrial intelligence). In den Daten von Radioteleskopen, die elektromagnetische Wellen ferner Sterne und Galaxien einfangen, suchen die Forscher nach Auffälligkeiten, die nicht natürlichen Ursprungs sind. Dazu gehören Signale, die irgendein Muster zeigen, etwa eine regelmäßige Wiederholung. Verdächtiges fanden sie immer wieder, doch stets wurden sie enttäuscht – wenn zum Beispiel das aufregende Signal von einer Mikrowelle in der Küche der Forscher stammte.

Zwei große Teleskope in den USA und Australien sollen ins All lauschen

Da die großen, öffentlich finanzierten Radioteleskope vorrangig für „ernsthafte“ Forschungsprojekte reserviert sind, mussten sich die Seti-Leute auf wenige Messstunden dort beschränken. Oder auf Daten der Teleskope des Seti-Instituts in Kalifornien, das in den frühen 1990er-Jahren sogar Geld von der Nasa bekam. Lange ist’s her, Seti spielte zuletzt kaum eine große Rolle. Die neue Initiative will das ändern.

Green Bank Observatorium GBT
Horchposten. Das Green-Bank-Observatorium in West-Virginia soll für die Suche nach Außerirdischen genutzt werden.
© NRAO/AUI

„Wir werden an einem Tag so viele Daten sammeln wie Seti zuvor in einem Jahr“, kündigte Milner an. Dazu soll es eine Kooperation mit dem Green-Bank-Observatorium in West-Virginia und dem Parks-Teleskop in Australien geben. Beide sind schon älter und von der Schließung bedroht, da das Forschungsgeld oft in neue Projekte wie den Antennenpark „Square Kilometre Array“ (SKA) in Australien und Südafrika investiert werden soll. Milners Millionen kommen also gerade recht.

Daten und Software sollen öffentlich zugänglich sein

Rund eine Millionen Sterne in der Milchstraße und angrenzenden Galaxien sollen nun „belauscht“, zehn Milliarden Frequenzen zeitgleich gemessen und darin nach Mustern gefahndet werden. „Man kann sich das wie ein kosmisches Klavier vorstellen“, erläuterte der Astrophysiker Geoff Marcy. Nur dass es nicht 88 Töne habe, sondern zehn Milliarden Saiten, die alle zugleich schwingen. Mit einer ausgefeilten Datenverarbeitung soll es gelingen, daraus einen Ton hörbar zu machen und die übrigen stumm zu schalten. Sowohl die Rohdaten als auch die Software sollen öffentlich zugänglich sein. Und jeder kann mitmachen, indem er oder sie Kapazitäten auf dem Computer zur Verfügung stellt. Dafür wollen die Initiatoren mit SETI@home zusammenarbeiten.

Es sei nicht sicher, dass sie intelligentes Leben finden werden, betonen die Initiatoren. Man müsse bedenken, mahnt Hawking: „Auf der Erde dauerte es 500 Millionen Jahre, bis es einzelliges Leben gab, aber schon 2,5 Milliarden Jahre brauchte es, damit mehrzellige Lebewesen entstanden.“ Bis zu Kreaturen, die Radiosignale aussenden können, sind indes noch viele Schritte nötig. Und keiner weiß, wie lange eine so hoch entwickelte Zivilisation durchhält, fügte Frank Drake hinzu. Das mache es schwer, eine Wahrscheinlichkeit für einen Treffer zu berechnen.

Forscher: Schon jetzt können Radioastronomen auffällige Signale aufspüren

Michael Kramer vom Max-Planck-Institut für Radioastronomie in Bonn, der nicht an „Breakthrough Listen“ beteiligt ist, hält die Erfolgsaussichten für „beschränkt“ – vor allem wegen der Größe der Teleskope und der großen Distanzen im Universum. Der nächste Stern, Proxima Centauri, ist 4,2 Lichtjahre von uns entfernt. Ein Signal aus dieser Gegend bräuchte schon gut vier Jahre bis zur Erde, bei anderen Sternen kann es noch länger dauern. „Wegen der Erfolgsaussichten würde ich zögern, dafür Steuergeld auszugeben“, sagt er. „Aber wenn sich wie hier ein Privatinvestor engagiert, habe ich kein Problem damit.“ Kramer fügt hinzu, dass Radioastronomen bereits jetzt über Techniken verfügen, um ungewöhnliche Signale zu erkennen, auch wenn sie nicht explizit danach suchten.

Eine Nachricht für die Aliens - ob sie abgeschickt wird, ist offen

Zusätzlich stellt Milner eine Million Dollar bereit, um in einem Wettbewerb die beste Nachricht zu kreieren, die man an potenzielle Empfänger schicken kann. Ob sie abgeschickt wird, bleibt ausdrücklich offen. Hawking warnte erst jetzt wieder, dass es sehr gefährlich sein könnte, wenn eine weiter entwickelte Zivilisation auf uns aufmerksam werde. „Ich weiß nicht viel über Aliens, aber ich kenne die Menschen.“ Deren Geschichte habe viele Beispiele gewaltsamer Unterdrückung.
Wenn es Aliens in der kosmischen Nähe gibt, so dürften sie uns ohnehin schon ausfindig gemacht haben. Rundfunk und Fernsehen feuern seit rund hundert Jahren auch ins All. Hinzu kommen Nachrichten, die gezielt mit Radioteleskopen abgeschickt wurden, etwa die „Arecibo-Botschaft“ von 1974. Oder jene, die 2008 in Großbritannien kreiert wurde: Werbung für Chips. Ob die ein Grund sein werden, die Erde zu besuchen?

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