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Mario Draghi, Präsident der Europäischen Zentralbank.
© dpa

EZB-Präsident Mario Draghi: "Zeichen deuten auf Erholung in der Euro-Zone hin"

Mario Draghi, Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB) hatte die Entwicklung Ende Juni mit Bemerkungen über die Verbesserung der Wirtschaftslage angestoßen.

Am Freitag ging es mit der Rendite nach Tagen wieder einmal leicht nach unten. Die zehnjährige Bundesanleihe, wichtigster Gradmesser für die Entwicklung am Rentenmarkt für europäische Staatsanleihen, sackte um gut drei Prozent auf knapp 0,58 Prozent ab, der Kurs ging entsprechend leicht nach oben. Am Trend ändert das nach Ansicht von Volkswirten aber nichts. Zusammen mit Investoren stellen sie sich auf eine Zinswende und damit auf allmählich wieder steigende Zinsen ein.

Mario Draghi, Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB) hatte die Entwicklung Ende Juni mit Bemerkungen über die Verbesserung der Wirtschaftslage auf einer EZB-Konferenz im portugiesischen Sintra angestoßen. Dies wurde als Hinweis darauf interpretiert, dass die Notenbank möglicherweise im September erste klare Hinweise auf das Ende ihrer ultralockeren Geldpolitik geben könnte. Die Folge: Seitdem kletterte die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe kräftig um 35 Basispunkte, von 0,28 auf mehr als 0,5 Prozent. Zur Erinnerung: Vor einem Jahr war die Rendite mit knapp minus 0,2 Prozent sogar negativ und auf ein Rekordtief gerutscht. Für Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) bedeutete das: Wenn er neue Bundesanleihen ausgab, zahlten ihm Investoren dafür sogar Geld.

„Alle Zeichen deuten auf  eine Festigung und Verbreitung der Erholung in der Euro-Zone hin“, sagte Draghi in typischen Sprachduktus von Zentralbankern in Sintra. Für Volkswirte und Investoren ein klares Signal. Als „Anfang vom Ende des QE“ sei das aufgefasst worden, sagt Commerzbank-Volkswirt Markus Koch. „QE“ steht für Quantitative Easing und damit für das Anleihekaufprogramm der EZB. Monat für Monat erwirbt sie Staatsanleihen der Euro-Länder im Volumen von 60 Milliarden Euro und das noch mindestens bis Jahresende. Anleihen für mehr als zwei Billionen Euro wird sie dann in ihren Büchern haben. Damit sollen die Zinsen unten gehalten und Banken zur Vergabe von Krediten angehalten werden. Ein „Hauch von restriktiverer Geldpolitik“ liege in der Luft, heißt es auch beim Bankhaus Metzler.

Ausstieg aus der Geldpolitik?

Angesichts der deutlich besser laufenden Konjunktur sinkt der Druck. Zudem hat die US-Notenbank Fed schon mehrfach die Zinsen erhöht. Der Anstieg von 35 Basispunkten entspreche der Entwicklung bei US-Staatsanleihen in den Wochen nachdem der damalige Fed-Chef Ben Bernanke im Mai 2013 zum ersten Mal das Ende der Anleihe-Käufe in den USA durch die Fed angedeutet hatte, sagt Commerzbanker Koch.

In zweiten Juli-Woche hat der Bund eine neue zehnjährige Anleihe aufgelegt und musste dafür einen Zins von 0,5 Prozent bieten. Von Juli bis November vergangenen Jahres hatte der Zins für solche Papiere bei Null gelegen. Am kommenden Donnerstag werden Investoren und Volkswirte wieder sehr genau auf Draghi hören, wenn er nach der letzten Sitzung des EZB-Rates vor der Sommerpause die Geldpolitik erläutert. Er werde aber wohl nur einen langsamen Ausstieg aus der Geldpolitik andeuten, heißt es in Frankfurt. Ab Anfang 2018 könnte das Volumen der monatlichen Anleihekäufe allmählich reduziert werden, sagt Martin Lück, Chef-Anlagestratege des Vermögensverwalters BlackRock. Draghi hat allerdings mehrfach klar gemacht, dass die Zinsen erst nach dem Ende der Anleihekäufe wieder steigen werden - also wohl frühestens Mitte, eher aber Ende 2018 oder noch später. Derzeit liegt der Zins für Einlagen der Banken bei der EZB weiter bei minus 0,4 Prozent, der Leitzins, zu dem sich die Institute bei der Notenbank Geld beschaffen können, bei null.

Dementsprechend warnen Experten vor überzogenen Zins- und Rendite-Erwartungen. „Es wird sicherlich nicht zu einem dramatischen Anstieg der Zinsen kommen“, sagt Lück. Die Rendite für zehnjährige Bundesanleihen werde am Jahresende immer noch unter einem Prozent liegen und kaum über dem derzeitigen Niveau von 0,5 Prozent. Grund: Bei steigenden Renditen werden wieder mehr Bundesanleihen gekauft. Das treibt die Kurse und drückt die Renditen.

Für Sparer heißt das: Die Zinsen bleiben auf absehbare Zeit im Keller, wenn auch nicht mehr so tief. Die Finanzberatung FMH nennt derzeit für Tagesgeld-Konten im Schnitt einen Zins von 0,15 Prozent bei einer Spanne von null bis 1,07 Prozent. Selbst für ein Jahr angelegtes Festgeld bringt durchschnittlich nur 0,2 Prozent und in der Spitze nur 1,25 Prozent. Auch Baugeld ist weiter günstig, obwohl es zuletzt leicht teurer geworden ist. Bei zehn Jahren liegt der Zins laut FMH jetzt im Schnitt bei 1,44 Prozent, Ende vergangenen Jahres waren es nur etwas mehr als ein Prozent.

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