Wirtschaft: Zara: Die Marke erobert die Welt der Mode
Spaniens Mode erobert die Welt. Der Erfolg kommt mit einem Frauennamen daher: "Zara" heißt diese schöne neue Kleidungswelt, die rund um den Globus jüngeren Menschen den Kopf verdreht.
Spaniens Mode erobert die Welt. Der Erfolg kommt mit einem Frauennamen daher: "Zara" heißt diese schöne neue Kleidungswelt, die rund um den Globus jüngeren Menschen den Kopf verdreht. Neben der Marke Zara zählen auch "Pill & Bear", "Massimo Dutti", "Bershka" und "Stradivarius" zu den Ortega-Labels. Die Konzernmutter der Hübschen, die Gruppe Inditex, stieg blitzartig zum drittgrößten Klamottenverkäufer der Welt auf. Nur die schwedische H & M-Kette und die amerikanische Gap-Gruppe setzen noch mehr Mode ab. Nun können die Zara-Verehrer sich auch noch finanziell am Zara-Erfolg beteiligen - der spanische Konzern geht im Mai an die Börse.
Der Gründer von Zara kommt aus dem europäischen Süden: Amancio Ortega stieg durch seine Zara-Kopfgeburt über Nacht zum reichsten Mann Spaniens auf. Er gilt als genialer Unternehmer und Modezar, der die Öffentlichkeit scheut. Keine Auftritte vor Publikum, keine Interviews, so gut wie keine Fotos - nicht einmal das genaue Alter dieses scheuen Kleidungskönigs rückt sein Konzern heraus. Dabei hat dieser rätselhafte Mann, der nie eine Universität besuchte, einen märchenhaften Aufstieg hinter sich. Als Bote in einem Hemdengeschäft verdiente er sich seine ersten Brötchen. Dann, in den sechziger Jahren, kam er auf die kuriose Idee, im nordspanischen Galicien in einem kleinen, aber eigenen Geschäft Bademäntel zu verkaufen. Die Morgenmäntel liefen gut: 1975 setzte er das erste Zara-Geschäft in die Welt. Damit begann eine kometenhafte Modekarriere, die mit den heutigen rund 1100 Läden in den feinsten Einkaufszeilen der ganzen Welt, noch lange nicht zu Ende ist.
Der Börsengang des Familienunternehmens soll der Gruppe neue Kraft für den Sturm an die globale Modespitze verleihen. Allein dieses Jahr will man bis zu 200 neue Boutiquen öffnen. Rund 1,3 Milliarden Euro sind für die Expansion bis zum Jahr 2003 vorgesehen. Investitionen, die Ortega locker mit dem Kapitalzufluss aus dem Börsengang bezahlen kann. Zunächst gehen nur rund 26 Prozent der Konzern-Anteile an den Aktienmarkt. Der Wert des Modegiganten wird auf rund neun Milliarden Euro geschätzt.
Die Rekord-Bilanzen des Mutterkonzerns Inditex sprechen dafür, dass potenzielle Investoren mit einem guten Geschäft rechnen können. In den vergangenen vier Jahren glänzte die Gruppe mit Gewinnsprüngen von jeweils satten 25 Prozent. Der Umsatz im Jahr 2000 betrug 2,6 Milliarden Euro, der Nettogewinn 260 Millionen Euro. Mehr als die Hälfte der Einnahmen kommt inzwischen aus dem Ausland, wo Zara und Co ihren Einfluss vor allem in der deutschsprachigen Welt, Osteuropa und Asien kräftig ausbauen wollen. Die Modegruppe beschäftigt derzeit weltweit rund 24 000 Menschen.
"Das Streben nach ständiger Erneuerung und Überwindung ist die treibende Kraft, die uns bis hierhin führte", schrieb Mode-Zar Ortega in einer seiner raren Erklärungen, die so etwas wie sein Glaubensbekenntnis ist. Der Motor dieser Erneuerung ist die Firmenzentrale in Galicien, wo 200 Designer täglich nichts anderes machen, als sich den letzten Modeschrei auszudenken. So verlassen jedes Jahr mehr als 10 000 verschiedene Klamottenmodelle die Fließbänder der Inditex-Fabriken, die überwiegend in Spanien liegen. Jede Woche rollen neue Kollektionen in die Geschäfte, was heute im Schaufenster liegt, ist morgen schon ausverkauft. Diese Masche lockt offenbar immer mehr modesüchtige Menschen an und soll künftig auch bei Aktionären ziehen.
Ralph Schulze
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