Berliner Versandhändler: Zalando wächst "auf Teufel komm’ raus"
Zalando wächst rasant. Branchenexperten sehen die Strategie des Berliner Unternehmens mit Skepsis. Geldgeber schreckt das nicht.
Wachstum hat seinen Preis. Aber wie hoch darf dieser Preis sein, damit ihn noch jemand bezahlt? Beim Berliner Online-Versandhändler Zalando scheint die Grenze noch nicht erreicht zu sein. Jedenfalls schreckt das rasante Wachstum Investoren nicht ab. Die schwedische Beteiligungsgesellschaft Kinnevik stockt ihren direkten Anteil von 16 auf 26 Prozent auf, wie der Schuh- und Kleidungsversender am Donnerstag mitteilte. Weitere neun Prozent halten die Schweden indirekt über die Berliner Risikokapitalgesellschaft Rocket Internet, an der sie ebenfalls beteiligt sind. Die Anteile kaufte Kinnevik den früh eingestiegenen Investoren Holtzbrinck Ventures, Tengelmann Ventures und eben Rocket Internet ab. Gemeinsam halten die drei noch 56 Prozent an Zalando.
Das 2008 gegründete Unternehmen ist nach eigenen Angaben inzwischen in 14 europäischen Märkten vertreten. Im laufenden Jahr will es seinen Umsatz verglichen mit dem Vorjahr auf über eine Milliarde Euro verdoppeln. Angaben über Gewinn oder Verlust macht Zalando nicht. Branchenkenner halten es beim derzeitigen Expansionstempo nicht für wahrscheinlich, dass das Unternehmen an seinem Geschäft verdient. „Zalando ist momentan offensichtlich mehr an Marktanteilen interessiert als an Profitabilität“, sagt Niklas Reinecke vom Branchendienst Planet Retail. Umsatzzuwächse von zehn bis zwölf Prozent seien im Internet-Handel durchaus üblich. Was bei Zalando passiere, sei jedoch „Wachstum auf Teufel komm’ raus“. Druck machen die Berliner damit vor allem etablierten Versandhäusern wie Otto.
Nicht nur Kinnevik vertraut darauf, dass das noch eine Weile gut geht. Erst im Sommer dieses Jahres bekam Zalando frisches Geld von der Vermögensverwaltung der US-Bank JP Morgan und dem US-Finanzinvestor Quadrant Capital Advisors. Reinecke ist nicht so optimistisch. „Irgendwann muss ein Strategiewechsel kommen, sei es, dass die Preise steigen, sei es, dass die Retouren kostenpflichtig werden.“
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