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80 Milliarden Euro werden in Europa jedes Jahr für Lippenstifte und andere Kosmetikartikel ausgegeben. Zalando will daran mitverdienen.
© Doris Spiekermann-Klaas

Einstieg ins Kosmetikgeschäft: Zalando attackiert Douglas

Der Modehändler will künftig auch Parfum und Pflegeprodukte verkaufen. Doch der Markt ist stark umkämpft.

Berlin - Der Berliner Modehändler Zalando steigt ins Geschäft mit Kosmetik ein. Das Unternehmen kündigte am Dienstag die Ausweitung seiner Produktpalette an und will künftig neben Schuhen und Kleidung auch Parfums, Cremes, Make-Up und andere Kosmetikprodukte anbieten. „Der Markt ist sehr groß, das sind ungefähr 80 Milliarden Euro die jedes Jahr in Beautyprodukten konsumiert werden“, sagte Co-Chef Rubin Ritter. Bislang werde „nur ein kleiner Teil davon online umgesetzt“. Die neuen Produkte sollen ab dem Frühjahr 2018 erhältlich sein und zunächst nur in Deutschland verkauft werden. Zudem ist auch ein stationäres Geschäft in Berlin geplant, in dem sich Kunden beraten lassen können.

Es ist der zweite Versuch der Berliner, auch Kosmetik im Netz zu verkaufen. Schon 2010 hatte Zalando einen „Beauty Shop“ eröffnet, dort aber eher jüngere, weniger bekannte Marken angeboten. Das Projekt wurde daher nach einem Jahr wieder beerdigt.

Doch in der Zwischenzeit haben schon eine Reihe anderer Anbieter ihre claims abgesteckt. 2011, als Zalando sein Angebot wieder einstampfte, wurde beispielsweise das Berliner Start-up Flaconi gegründet. Vor zwei Jahren übernahm ProSiebenSat.1 das Unternehmen, das inzwischen mehr als eine Million Kunden hat. Der Umsatz lag im Vorjahr bei etwa 60 Millionen Euro. In Präsentationen bezeichnet sich Flaconi gern als „Zalando für Beauty Produkte“.

Noch erfolgreicher ist ein Unternehmen aus dem Örtchen Pfedelbach im Nordosten Baden-Württembergs, einer Stadt mit gerade einmal 9000 Einwohnern in der Nähe von Heilbronn. Dort hat Parfumdreams.de ihren Sitz. Die Onlineparfümerie steigerte im Vorjahr den Umsatz um mehr als 30 Prozent auf 72 Millionen Euro. Schon 2004 hatte Kai Renchen den ersten Online-Shop im Keller des elterlichen Parfümhandels programmiert, inzwischen verkauft er noch in fünf weiteren Ländern. „Innerhalb unserer Branche sind wir in vielen Bereichen sogar Vorreiter“, sagt Renchen. So hatte das Unternehmen schon 2012 seine erste App und bietet Beratung per WhatsApp.

Aber auch die große Parfümeriekette Douglas verlässt sich längst nicht mehr auf das Ladengeschäft. Der Marktführer hat im ersten Halbjahr des Jahres im Netz 218 Millionen Euro erlöst. Douglas erzielt inzwischen 13 Prozent der Umsätze im Onlinegeschäft. Und auch die großen Drogerien bauen ihr Onlinegeschäft aus. So vereinbarte Rossmann im August eine Kooperation mit Amazon und vertreibt nun auch Cremes, Shampoo und Haargel über den Online-Händler. Konkurrent dm will heute weitere Pläne in Sachen Digitalisierung vorstellen.

Zalando lässt sich davon nicht abschrecken. Schließlich schätzt das Unternehmen den europäischen Beauty-Markt auf 80 Milliarden Euro jährlich. „Das Angebot von Beauty-Produkten im Online-Markt ist bisher noch überschaubar“, sagt Ritter. Er wolle dort einen ähnlichen Marktanteil wie im Modebereich. Als langfristiges Ziel hat Ritter ausgegeben, mit Kosmetik „mehrere hundert Millionen Euro“ Umsatz zu erzielen.

Anleger sehen die Pläne offenbar mit Skepsis: An der Börse fiel der Aktienkurs von Zalando zeitweise um mehr als vier Prozent. Ein wichtiger Grund dafür sind jedoch auch die vorläufigen Quartalszahlen, insbesondere die schwache Profitabilität, die unter hohen Investitionen leidet. Im Sommerquartal steigerte Zalando den Umsatz zwischen 27,5 und 29,5 Prozent auf knapp 1,1 Milliarden Euro. Das ist mehr als Analysten erwartet hatten. „Dessen ungeachtet enttäuschen die Gewinne“, sagte Analyst Volker Bosse von der Baader Bank. Das operative Ergebnis (Ebit) lag im abgelaufenen Quartal bei maximal fünf Millionen Euro, doch könnte auch ein Verlust von bis zu fünf Millionen Euro zu Buche schlagen. Das genaue Ergebnis will das Unternehmen am 7. November nennen.

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