zum Hauptinhalt
Bauwerk im Zeitgeist - das neue Kongresszentrum City Cube.
© Thilo Rückeis

Neues Kongresszentrum für Berlin: Würfel statt Raumschiff

Auf dem ehemaligen Gelände der Deutschlandhalle wird das Kongresszentrum City Cube als Ersatz für das ICC eröffnet. Bürgermeister Wowereit beglückwünschte die Messeplaner, vor allem für ihren passenden Zeitplan.

Klaus Wowereits Spruch kam nicht überall gut an, Messechef Christian Göke grinste gequält. „Wir haben ein bisschen die Befürchtung, dass da drinnen noch nichts fertig ist und wir deshalb hier draußen frieren müssen“, sagte der Regierende Bürgermeister am Montagmorgen bei knapp zehn Grad am Messedamm.

Göke und Wowereit eröffneten das neue Kongresszentrum City Cube – vor dem Gebäude. Beide redeten kurz und zogen dann flott mit ein paar hundert Gästen in das dreistöckige Gebäude, dessen Anmutung Wowereit erstaunlich einladend fand. Aus dem schwarzen Klotz, den er aus den Medien kenne, sei ein helles Gebäude geworden.

Das gilt innen zumindest auch für die Foyers und Treppenhäuser sowie die großzügige Terrasse, die sich an zwei Seiten des 100 mal 87 Meter messenden, rechteckigen Gebäudes hinzieht. Vom Erdgeschoss, dem etwas eng geratenen Eingangsbereich mit den Garderoben, geht es entweder in den Keller, wo bis zu acht Konfererenzsäle für 300 bis 3000 Personen verfügbar sind, oder ins Obergeschoss in die große Halle, die bis zu 5000 Besucher fasst. Auf dem hellen Beton in der zwölf Meter hohen säulenfreien Halle können Kongresse, Konzerte oder Ausstellungen stattfinden. Ansonsten sind die Verkehrsflächen mit grauem Filz ausgelegt.

Alles in allem hat sich die Messe Berlin für 83 Millionen Euro ein kompaktes Veranstaltungshaus mit kurzen Wegen gebaut, ganz anders als das ICC. Das in den 70er Jahren gut eine Milliarde D-Mark teure Raumschiff ICC ist aus verschiedenen Gründen kaum vergleichbar mit dem neuen Würfel. „Das ICC war außergewöhnlich und weltweit anerkannt“, sagte Wowereit, „aber Architektur ist nicht alles.“ Tatsächlich klagten die Manager der Messe immer wieder über die unzureichende Flächeneffizienz im ICC, wo rund 80 Prozent für Foyer und Treppen sowie technische Räumlichkeiten gebraucht werden. Im City Cube, der angeblich 11 000 Menschen fassen kann, sind dagegen 80 Prozent der Flächen für Veranstaltungen nutzbar.

Göke, Jahrgang 1965, zitierte aus der Eröffnungsfeier des ICC, die im Jahr 1979 unerhörte 1,5 Millionen D-Mark gekostet hatte; man lebte gut in West-Berlin, das Geld kam aus Bonn. Göke also zitierte den damaligen Regierenden Bürgermeister Dietrich Stobbe mit den Worten: „Die Messe Berlin wird nie etwas verdienen mit dem ICC, aber Berlin wird damit gewinnen.“ Zum Beispiel Architekten aus aller Welt, die den großartigen Bau am Rande der Avus bestaunten.

City Cube - Zweckbau für Rendite

„Bauwerke manifestieren immer den Zeitgeist“, meinte Göke, und heute sei eben „weniger Pathos und mehr Zweckdienlichkeit“ gefragt. Der City Cube also als Zweckbau, der Rendite bringen muss. Wie eine ganz normale Messehalle. Und doch: „Der Transfer der Veranstaltungen aus dem ICC Berlin in den City Cube Berlin ist ohne einen einzigen Kundenverlust gelungen“, freute sich Göke. Und fing sich daraufhin gleich eine neue Vorgabe von Wowereit. „Herr Göke, ich erwarte natürlich, dass mehr als 100 Prozent abgedeckt werden.“ Im Cube sollen also mehr Tagungen, Kongresse und Konzerte stattfinden als im ICC.

Los geht es am Sonntag mit dem DGB- Bundeskongress, zu dem rund 1000 Teilnehmer erwartet werden. Es schließt sich an der Weltkongress des Internationalen Gewerkschaftsbundes mit 1400 Personen. Als „Highlights“ bezeichnet die Messe den Hauptstadtkongress für Medizin und Gesundheit im Juni und im Oktober den Kongress des European College für Neuropsychopharmakologie. Im kommenden Jahr stehen die Tagungen der European Society of Intensiv Care Medicine und der European Academy of Neurology an. Nach eigenen Angaben hat die Messe bereits Buchungen für 2021.

Wowereit neidisch auf planmäßgen Bau des City Cube

„Der City Cube ist ein starkes Argument für unsere Kongressakquise weltweit“, meinte Berlins oberster Tourismusmanager Burkhard Kieker. Und Wowereit wandte sich etwas neidisch an die Messeführung, die „einigermaßen im Zeitplan und mit nur geringer Kostensteigerung“ den Würfel gebaut habe. „Herzlichen Glückwunsch!“

Zur Startseite