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Verbraucher, die wissen möchten, welche Emissionswerte das eigene Auto hat, können sich unter ecotest.eu informieren.
© Julian Stratenschulte/dpa

Abgas-Skandal bei Volkswagen: Wurden auch in Deutschland Werte manipuliert?

Viele Diesel-Fahrer sind verunsichert. Das Umweltbundesamt sagt: Die Emissionen sind in Wirklichkeit höher als die Messdaten bei Tests, weil die - zumindest in der EU - meist nicht unter realistischen Bedingungen stattfinden.

Dieselfahrzeuge sind bei den Deutschen beliebt. Viele schätzen sie, weil der Kraftstoff an der Tankstelle günstiger ist, der Verbrauch geringer als bei Benzinern. Bereits fast jeder zweite Pkw, der hierzulande verkauft wird, hat einen Dieselantrieb. Doch nach dem Abgas-Skandal bei Volkswagen sind viele Fahrer verunsichert. In den USA soll der Konzern bei der Abgasüberprüfung getrickst haben – mit der Folge, dass die Grenzwerte zwar im Test eingehalten wurden, nicht aber auf der Straße. Deutsche Diesel-Fahrer fragen sich daher: Könnte auch ihr Auto eine Dreckschleuder sein?

Verkehrsminister Dobrindt will alle Dieselmodelle von VW prüfen lassen

Volkswagen war am Dienstag bemüht, Kunden diese Angst zu nehmen. Die derzeit von VW in der EU angebotenen Neuwagen mit Dieselantrieb würden alle „die gesetzlichen Anforderungen und Umweltnormen“ erfüllen, teilte der Konzern mit. Auch stehe VW in Kontakt mit den zuständigen Behörden und dem Kraftfahrtbundesamt. „Ich persönlich bedauere zutiefst, dass wir das Vertrauen unserer Kunden und der Öffentlichkeit enttäuscht haben“, sagte VW-Chef Martin Winterkorn. Klaus Müller, Chef des Bundesverbands der Verbraucherzentralen, forderte den Konzern auf, zügig alle Fakten auf den Tisch zu legen. „Wurden Abgaswerte auch in Deutschland manipuliert? Das wäre ein schlimmer Schaden für die gesamte deutsche Industrie und ein schwerer Vertrauensverlust der Verbraucher“, sagte er dem Tagesspiegel. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) hat derweil angekündigt, alle Dieselmodelle von VW zu überprüfen. Eine Untersuchungskommission soll nun sicherstellen, dass VW „die betreffenden Fahrzeuge innerhalb der bestehenden deutschen und europäischen Vorschriften gebaut und geprüft“ hat. Sie soll noch diese Woche zu Volkswagen nach Wolfsburg reisen.

Autohersteller bereits seit Ende der 1990er in der Kritik

Dabei stehen die Autohersteller bereits seit Jahren in der Kritik, auch hierzulande beim Spritverbrauch und Schadstoffausstoß zu schummeln. So weist das Umweltbundesamt nach eigenen Angaben bereits seit Ende der 1990er Jahre darauf hin, „dass auch in Deutschland die realen Schadstoff-Emissionen höher sind als die Typ-Prüfwerte, die auf dem Rollenprüfstand ermittelt wurden“. Präsidentin Maria Krautzberger appellierte am Dienstag an die Politik und forderte: „Damit muss Schluss sein.“

Testfahrten in der EU bei Kritikern als unrealistisch eingestuft

Dass es anders als in den USA hierzulande noch keine weitergehenden Untersuchungen gegeben hat, dürfte daran liegen, dass die Prüfungen in der EU anders ablaufen als in den USA. Für den gesetzlich vorgeschriebenen Herstellertest in Europa absolvieren Testfahrer einen 20-minütigen Zyklus, bei dem sie höchstens 120 km/h fahren. In der Vergangenheit wurde dieses Prüfverfahren immer wieder als wenig realistisch kritisiert. Das Umweltbundesamt fordert, auch in Europa „anspruchsvollere Grenzwerte“ einzuführen.

Unter ecotest.eu lassen sich Prüfergebnisse einsehen

Wer heute schon wissen will, wie sein eigenes Fahrzeug tatsächlich bei Verbrauch und Schadstoffausstoß abschneidet, kann sich beim ADAC erkundigen. Der  unterzieht alle Fahrzeugmodelle regelmäßig einem Umweltranking – dem sogenannten Ecotest. Dieser Test soll realistischer als die gesetzlich vorgeschriebene Prüfung sein, da die ADAC-Tester auch mal Vollgas geben. Einsehen können Verbraucher die Ergebnisse dieses Rankings, sortiert nach Automarke und -modell, unter ecotest.eu. Wie umweltschonend ein Fahrzeug ist, scheint dabei allerdings weniger vom Hersteller abzuhängen als vielmehr vom Modell. „Entscheidend ist die Abgasnachbehandlung“, sagt Manuel Krobert vom ADAC-Prüfstand in Landsberg. Von jedem Hersteller gebe es Fahrzeuge, die im Ecotest gut und solche, die schlecht abschnitten.

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