„Fatale Entwicklung“: Wohnungspreise steigen trotz Corona kräftig an
Die Pandemie bremst den Preisanstieg am Wohnungsmarkt nicht. Zum Vorjahresquartal stiegen die Preise um 7,8 Prozent. In Berlin ist der Markt gespalten.
Wer eine eigene Wohnung oder ein Haus kaufen will, muss immer tiefer in die Tasche greifen. Zum Ende des dritten Quartals dieses Jahres meldet das statistische Bundesamt "Destatis" einen sogar beschleunigten Anstieg der Preise. Mit einem Plus von 7,8 Prozent zum Vorjahresquartal sowie von 2,6 Prozent gegenüber dem zweiten Quartal, "stiegen die Preise im 3. Quartal 2020 trotz der Corona-Krise durchschnittlich so stark wie zuletzt im 4. Quartal 2016.
Das Bundesamt schränkt ein, dass es sich bei diesen Zahlen um eine "Schnellschätzung" handle. Diese basiere auf "reduzierten Angaben" gegenüber jenen, die in die reguläre Veröffentlichung der Immobilienpreis-Entwicklung zum 28. Dezember erfolgen. Aufgrund des "akuten Interesses an möglichen Auswirkungen der Corona-Krise auf die Entwicklung des Immobilienmarkts" seien diese Vorab-Ergebnisse veröffentlicht worden.
"Alarmierend", nennt der Sprecher für Bau- und Wohnungspolitik der Grünen-Fraktion im Bundestag, Chris Kühn, den "ungebremsten Preisanstieg bei Wohnimmobilien". Die Erfüllung des "sozialen Grundbedürfnisses" werde für immer mehr Menschen im Land zum Problem. Diese "fatale Entwicklung" belege auch die "verfehlte Wohnungspolitik der Bundesregierung".
In Berlin steigen nur die Preise von Eigentumswohnungen und Eigenheime
Zum Berliner Markt hatte der Gutachterausschuss für Grundstückswerte Ende des ersten Halbjahres einen halbierten Geldumsatz gegenüber dem Vorjahreszeitraum gemeldet für bebaute und freie Grundstücke insgesamt. Im Bereich der Wohn- und Geschäftshäuser war der Geldumsatz um 34 Prozent eingebrochen. Dies hatten Experten in Zusammenhang mit dem Mietendeckel gebracht, der die Mieten einfriert sowie staatliche Obergrenzen festlegt und höhere Preise verbietet.
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Hintergrund: Bei gedeckelten Mieten sind die Perspektiven auf einen Wertzuwachs der Immobilie verbaut, weil deren Preis von der Höhe der erzielbaren Miete abhängt. Der Gutachterausschusses hatte einen um elf Prozent niedrigeren "Mittleren Kaufpreis" für Wohn- und Geschäftshäusern errechnet. Die Berechnungen des Ausschusses beruhen auf unterzeichneten und rechtlich bindenden Kaufverträge, so dass die Zahlen als besonders valide gelten.
Sieben Prozent plus bei Eigenheimpreisen
Unverändert im Aufwind sind den Berliner Chefgutachtern zufolge die Preise von Eigentumswohnungen sowie Eigenheimen. Zwar waren auch hier weniger Immobilien gehandelt worden als vor Vorjahreszeitraum, dies aber zu höheren Preisen. Der mittlere Kaufpreis bei Eigentumswohnungen stieg demnach um sechs Prozent. Bei den Eigenheimen lag das Plus sogar bei sieben Prozent. Die Durchschnittspreise von freien Grundstücken für diesen "individuellen Wohnungsbau" stiegen sogar um zehn Prozent.
FDP: Senat hat den Wohnungsmarkt "kaputtgemacht"
"Die steigenden Preise für Häuser und Wohnungen auf dem Berliner Immobilienmarkt sind ein Indikator dafür, dass die Stadt die Nachfrage nach Grundstücken oder Wohnungen einfach nicht abdecken kann und somit die Preise immer weiter anziehen", sagte Stefan Förster, Sprecher für Bauen und Wohnen der FDP-Fraktion im Abgeordnetenhaus. Statt sich mit Instrumenten wie einem „Mieten-TÜV“, schnelleren Baugenehmigungen oder einem Baulückenkataster auseinanderzusetzen, verwalte R2G die Situation auf dem Berliner Wohnungsmarkt nur und habe mit seiner Politik "den Immobilien- und Wohnungsmarkt der Hauptstadt kaputtgemacht.“