Tierpension und -Sitter: Wohin mit den Haustieren in den Ferien?
Allein zu Haus oder in der Tierpension: In Berlin sind jetzt Sommerferien. Für Tierbesitzer bedeutet das oft Stress, wenn sie auf Reisen ihre Vierbeiner nicht mitnehmen können. Wer sich um Hund und Katze kümmert.
In Berlin und Brandenburg haben die Sommerferien begonnen – und damit auch die Zeit der Urlaubsreisen. Für Tierhalter sind die schönsten Wochen des Jahres jedoch kein reines Vergnügen. Denn viele der vier- oder zweibeinigen Freunde mögen keine Ortsveränderungen. Zudem sind in zahlreichen Unterkünften tierische Urlaubsgäste verpönt. Was tun?
TIERPENSION
Hunde, Katzen oder Mäuse kann man etwa in Tierpensionen unterbringen, die sich auf die – natürlich getrennte – Betreuung von Tieren spezialisiert haben. Tierheime können in den wenigsten Fällen solche Pensionsplätze bereitstellen, da sie den Platz für Tiere in Not brauchen. Eine Ausnahme ist das Tierheim Ladeburg, das in Bernau bei Berlin Haustierbesitzern die Möglichkeit bietet, das Tier dort während der Reise abzugeben. Die Preise variieren hier wie bei jeder Pension nach der Größe des Tieres und der Art der Unterbringung: zwei Euro pro Tag für Kleintiere wie Hamster und Vögel, sechs bis zehn Euro für Katzen und sechs bis 14 Euro für Hunde. Katzen haben die Wahl zwischen Einzel- und Gruppenraum, Hunde darüber hinaus noch zwischen Außengehege und Pensionshaus.
Weitere Pensionen für Hunde finden sich vor allem in den Berliner Randbezirken und im Umland, wo es für tägliche Ausläufe weitläufige Grünflächen gibt. So zum Beispiel in Ahrensfelde auf dem Gelände des Deutschen Wach- und Schutzhund Service. Der Sicherheitsdienst, der auch Tierheimpfleger ausbildet und über eine Tierarztpraxis verfügt, nimmt für 13 bis 14 Euro pro Tag Hunde auf. Diese leben dort in Einzelhaltung mit angeschlossenem Auslauf, es gibt einen Hundepool, drei Ausbildungsplätze und Waldspaziergänge.
Die Unterbringung ist günstig, tierpflegerische Kompetenz ist vorhanden, die Hunde leben jedoch im Gehege. Wer für seinen Gefährten eine offene Haltung bevorzugt, für den bieten sich viele Alternativen, die mit einem familiären Umgang in Rudelhaltung werben – aber auch deutlich teurer sind. Die Preise dieser Pensionen schwanken zwischen 20 und 60 Euro pro Hund pro Urlaubstag. Für Katzen liegt der Preis im Durchschnitt bei zehn Euro, wer mehrere Katzen abgibt, zahlt prozentual weniger.
Die Qualität ist jedoch sehr unterschiedlich: Sie reicht vom Waldauslauf mit ausgebildeten Tierpflegern bis hin zur Massenhaltung im fünften Stock eines Mietshauses. Was sich hinter einer bunten Homepage tatsächlich verbirgt, kann man nur durch einen persönlichen Besuch erfahren. Tierliebe als reine Marketing-Masche – davor warnt auch Michael Begall, Leiter des Tierheims Berlin: „Es gibt unter den Pensionen leider auch schwarze Schafe, die nur kommerziell interessiert sind.“ Bevor das Tier in fremde Hände gegeben wird, sollte man daher unbedingt die Haltungs- und Pflegebedingungen vor Ort überprüfen: Wie viel Zeit haben die Betreuer, sich mit Ihrem Tier zu beschäftigen? Fragen die Pfleger nach den Futtergewohnheiten des Tieres? Werden wichtige Impfungen verlangt und gibt es eine regelmäßige tierärztliche Betreuung? Sehen die anderen Tiere gesund und gepflegt aus? Sind die Unterkünfte sauber, beheizbar und ausbruchssicher? Können die Tierpfleger ihre Sachkunde nachweisen? Das sind wichtige Fragen.
Damit Sie Ihr Tier abgeben können, muss es verträglich sein, alle Impfungen haben, und Sie brauchen eine Tierhalterhaftpflichtversicherung. Eine Übersicht guter Tierpensionen gibt die Infobroschüre „Tierisch gute Adressen“ des Tierschutzvereins Berlins, die online verfügbar ist (www.tierschutz-berlin.de). Häufig bieten die Pensionen auch einen Abholservice an. Eine zehn Kilometer weite Fahrt im Tiertaxi kostet rund 15 Euro.
So findet man einen kostenlosen Tiersitter
Eine weitere Möglichkeit sind Tiersitter, die die Haustiere für eine gewisse Zeit privat pflegen. Im Idealfall gibt es jemanden im Freundeskreis, der besonders tierlieb ist oder Ihnen noch einen Gefallen schuldet. Der Tierschutzbund bietet über die Aktion „Nimmst Du mein Tier, nehm’ ich Dein Tier“ eine Plattform für Tierfreunde an, die sich untereinander helfen. Unbürokratisch und schnell können über eine Postleitzahlsuche in der
Nachbarschaft Tiersitter für Hunde, Katzen, Kleintiere und sogar exotische Tiere kontaktiert werden. Die Idee: Ein anderer Tierhalter übernimmt die kostenfreie Unterbringung des eigenen Tieres, wenn man sich bereit erklärt, dafür in Zukunft selbst die Urlaubspflege eines anderen Tieres zu übernehmen. Das Prinzip lebt von Gegenseitigkeit und Vertrauen, dennoch sollte ein schriftlicher Vertrag verfasst werden, in dem die Einzelheiten der Betreuung und auch Schadenersatzregelungen genau festhalten werden. Einen Mustervertrag finden Sie im Downloadbereich der Internetseite www.aktiontier.org.
Auch ein Aushang im Supermarkt oder die Kleinanzeigensuche im Internet wie bei „meinestadt.de“ können sich lohnen. Doch Vorsicht: Manche der Profile, die sich teilweise wie bei eine Dating-Plattform präsentieren, führen zu kostenpflichtigen Abo-Services. Auch hier ist vor Tierübergabe ein Vertrag Pflicht!
VORHER PLANEN
Spätestens beim nächsten Urlaub sollten Sie daran denken, sich frühzeitig um Ihr Tier zu kümmern. Leider beherzigen zu wenige Menschen diesen Rat, ärgert sich Tierheimleiter Begall: „Gerade zu Beginn der Ferienzeit erleben wir die meisten Tierabgaben. Manchmal werden die Tiere einfach über Nacht vor der Tür abgelegt.“ Die ohnehin knappen Kapazitäten der Tierheime werden dadurch übermäßig beansprucht. 294 von 320 möglichen Hundeplätzen sind in Berlin momentan belegt. Danach bleibt dem Tierheim keine andere Wahl als abzulehnen. Das Aussetzen eines Haustiers – zu dem auch das Anbinden ans Tierheimtor zählt – ist eine Ordnungswidrigkeit und kann teuer werden: Bis zu 25 000 Euro kann diese Pflichtverletzung den Tierhalter kosten.
Der Tierschutzbund bietet einen telefonischen Urlaubsservice: 0228-60496-27.
Was Sie beachten müssen, wenn Tiere auf Reisen gehen
Viele Tiere mögen keine Reisen. Für Vögel oder Kleintiere sind Umgebungswechsel sogar ausgesprochen schädlich. Auch Katzen fühlen sich in ihrem vertrauten Revier am wohlsten, können aber bei längeren Aufenthalten durchaus mit in die Ferienwohnung. Hunde sind unkomplizierte Reisetiere, allerdings sollte man sich vorab beim Tierarzt erkundigen, ob Infektionskrankheiten im Ausland lauern – beispielsweise die Herzwurm-Erkrankung im Mittelmeerraum und in Amerika – und ob eine Wurmbehandlung vor der Reise ratsam ist. Wer mit seinem Hund oder seiner Katze in ein EU-Land reisen will, braucht für das Tier eine gültige Tollwutimpfung (mindestens 21 Tage alt) und eine verpflichtende Kennzeichnung mit Mikrochip. Heimtiere, die vor Juli 2011 mit einer gut lesbaren Tätowierung gekennzeichnet wurden, müssen nicht zusätzlich mit einem Transponder nachgechippt werden.
Zudem benötigt das Tier einen Heimtierausweis, in den der Tierarzt Impfung, Kennzeichnung und Beschreibung des Tieres einträgt. Einzelne Länder haben zusätzliche Auflagen, so verbietet Frankreich die Einreise sogenannter „Kampfhunde“ und in Großbritannien ist eine kurzfristige Behandlung gegen Bandwürmer obligatorisch. Außerhalb der EU gibt es keine einheitlichen Reiseregeln und bei Reisen in sogenannte „nicht gelistete Drittländer“ wie Serbien oder die Türkei muss eine Vorbereitungszeit von einem halben Jahr eingeplant werden. In diesen Ländern herrscht Tollwutgefahr. Weitere Infos finden Sie auf den Internetseiten der jeweiligen Botschaften.
Luca Spinelli