Interaktive Mietpreiskarte: Wo die Mietpreise am stärksten steigen
Von 2012 bis 2016 sind die Mieten in Deutschland um durchschnittlich 15 Prozent gestiegen. In Ballungszentren sogar noch mehr. In Berlin legten die Preise um 28 Prozent zu.
Glücklich ist, wer in den vergangenen Jahren nicht umziehen musste. Denn nahezu jeder Wohnungswechsel führt dazu, dass die Betroffenen mehr Geld für Miete ausgeben müssen – vorausgesetzt, man will sich nicht mit deutlich weniger Quadratmetern zufrieden geben. Oder nach Jena ziehen. Denn in Jena ist die Miete seit 2012 im Schnitt um 1,2 Prozent gefallen. Vor fünf Jahren musste man in der ostdeutschen Traditionsstadt durchschnittlich 8,40 Euro Miete pro Quadratmeter bezahlen, im vergangenen Jahr waren es nur noch 8,30 Euro. Jena ist mit diesem Rückgang der Preise allerdings fast einzigartig in Deutschland.
28 Prozent mehr Miete in Berlin als vor fünf Jahren
Die Daten stammen vom Forschungsinstitut Empirica in Bonn, das nach eigenen Angaben „die mit Abstand größte Sammlung von Immobilieninseraten in Deutschland“ ausgewertet hat. Das Institut analysiert die auf Internetbörsen angezeigten Angebotsmieten und hat so eine Datenbank über die Mietpreisentwicklung in Deutschland erstellt.
Laut den Empirica-Daten sind die Mieten in den vergangenen fünf Jahren deutschlandweit um etwa 15 Prozent gestiegen. Besonders heftig war der Anstieg in Berlin. Dort kostet eine Mietwohnung heute im Schnitt 28 Prozent mehr als vor fünf Jahren. Mit einem Preis von 9,29 pro Quadratmeter spielt die lange Jahre eher günstige Bundeshauptstadt jetzt in einer Liga mit traditionell teuren Städten wie Düsseldorf, wo Mieter 9,87 Euro pro Quadratmeter berappen müssen.
Die Bewohner von München werden auch über diese Preise nur müde lächeln können. Im Jahr 2016 mussten sie für eine Mietwohnung im Durchschnitt 16 Euro pro Quadratmeter zahlen – ein Anstieg um 21 Prozent gegenüber dem Jahr 2012. Auf Platz zwei der teuersten Orte folgt der Landkreis München (12,80 Euro), dann kommen Frankfurt am Main (12,70 Euro), Starnberg (11,94 Euro) und Stuttgart (11,31 Euro).
Ingolstadt hatte höchste Mietsteigerung
Den stärksten Zuwachs hatten aber einige mittelgroße Städte wie zum Beispiel Ingolstadt. Hier lagen die durchschnittlichen Angebotsmieten im vergangenen Jahr bei durchschnittlich elf Euro pro Quadratmeter, ein Anstieg von 26 Prozent gegenüber 2012. Im Landkreis Eichstätt nördlich der Stadt stiegen die Mieten sogar um 44 Prozent, der zweitstärkste Anstieg in Deutschland. Noch rasanter kletterten die Angebotsmieten nur in Wolfsburg – und zwar um 46 Prozent binnen fünf Jahren. Auch im Umland von Wolfsburg stiegen die Mieten stark an. Dennoch sind die Mieten in Wolfsburg – verglichen etwa mit München – immer noch relativ günstig.
„Sowohl Wolfsburg als auch Ingolstadt sind von den Autokonzernen abhängig. Geht es VW schlecht, geht es auch der Stadt schlecht“, sagt Reiner Braun, Geschäftsführer des privaten Immobilienforschungsinstituts Empirica. Wolfsburg ist der Hauptsitz von Volkswagen, etwa die Hälfte der Bewohner arbeitet beim VW-Konzern. Ingolstadt ist die Heimat von Audi.
Während die Preise in Ballungsgebieten oder an ausgewählten Industriestandorten seit Jahren steigen, stagnieren sie auf dem Land.
Billig Wohnen im Fichtelgebirge
Am billigsten ist es deutschlandweit in Wunsiedel im Fichtelgebirge, wo für eine Wohnung im Schnitt 4,21 Euro pro Quadratmeter gezahlt werden. Am zweitbilligsten ist es in Tirschenreuth (4,35 Euro), danach folgen Pirmasens (4,36 Euro), Holzminden (4,37 Euro) und der Vogtlandkreis (4,39 Euro).
Die Städte mit den geringsten Mietpreisanstiegen finden sich alle in Ostdeutschland. Nach Jena (minus 1,2 Prozent), folgen Frankfurt an der Oder (minus 0,7 Prozent), Angela Merkels Heimat, die Uckermark (minus 0,4 Prozent), dann Vorpommern-Rügen mit einem Preisanstieg von 0,8 Prozent, Rostock mit plus 1,2 Prozent und Bautzen mit plus 1,8 Prozent.
Die Autoren sind Mitarbeiter des Recherchezentrums Correctiv. Die Redaktion, mit der unsere Zeitung kooperiert, finanziert sich ausschließlich über Spenden und Mitgliedsbeiträge. Informationen finden Sie unter correctiv.org.
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Andrew Silver, Meret Michel, Simon Wörpel