Krise erreicht Deutschland: Wirtschaftsweise erwarten Mini-Wachstum
Deutschlands Wirtschaftswachstum wird eine deutliche Abkühlung erfahren, sagen die Wirtschaftsweisen. Die Steuerpläne der Regierung unterstützen sie in diesem Klima nur unter bestimmten Voraussetzungen.
Die fünf Wirtschaftsweisen erwarten im nächsten Jahr nur noch ein Mini-Wachstum von 0,9 Prozent. Sie schließen sich damit den pessimistischen Einschätzungen der führenden Forschungsinstitute und der Bundesregierung an. Die Risiken für die Konjunktur hätten sich vor allem wegen der ungelösten Euro-Schuldenkrise deutlich erhöht, geht aus dem Jahresgutachten des Sachverständigenrates hervor. Die als Wirtschaftsweise bekannten Regierungsberater übergaben die 461 Seiten starke Analyse am Mittwoch in Berlin Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU).
In diesem Jahr wird das Bruttoinlandsprodukt (BIP) demnach noch kräftig um 3,0 Prozent zulegen. Die Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland hätten im Herbst dieses Jahres aber noch zugenommen, warnten die fünf Weisen, die daher auch weit pessimistischere Alternativszenarien zeichneten.
Die Wirtschaft im Euro-Raum befinde sich „in einem Teufelskreis aus Staatsschulden- und Bankenkrise, und die politischen Unwägbarkeiten verunsichern nach wie vor die Märkte“. Einige Tendenzen erinnerten „fatal“ an die Lage im Jahr 2008, dem Beginn der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise.
Weiterhin sehr erfreulich sei immerhin die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt. Im nächsten Jahr werde die Zahl der Arbeitslosen im Schnitt auf 2,9 Millionen sinken.
Die Ökonomen unterstützen grundsätzlich den Plan der schwarz-gelben Koalition, die inflationsbedingte „kalte Progression“ abzumildern und so für mehr Steuergerechtigkeit zu sorgen. Jedoch sollten die erwarteten Steuerausfälle von 2,2 Milliarden Euro durch mehr Sparen an anderer Stelle oder die Streichung von Steuervergünstigungen gegenfinanziert werden.
Die Wirtschaftsweisen schlagen vor, dafür die Pendlerpauschale und die Steuerfreiheit von Nacht-, Sonn- und Feiertagszuschlägen abzuschaffen. Auch sollte der Steuerbonus bei Dienstwagen sowie bei der Absetzbarkeit haushaltsnaher Dienstleistungen und Handwerkerleistungen auf den Prüfstand kommen. (AFP/dpa)