Einbußen durch Coronavirus: Wirtschaftssenatorin Pop stellt Berliner Hotels Darlehen in Aussicht
Hotels und Gastronomie leiden schon jetzt aufgrund von Corona unter Umsatzeinbußen. Am Montag sucht Pop mit der Berliner Wirtschaft nach Lösungen.
Nach einem ersten Treffen mit Spitzenvertretern der Berliner Wirtschaft lädt Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) an diesem Montag zu einer zweiten Runde ein, um über die Folgen des Coronavirus zu diskutieren.
Erstmals sind bei dem Round table in der Zentrale der Investitionsbank Berlin (IBB) auch Vertreter von Sparkasse, Volksbank und Bürgschaftsbank dabei. Da die Hotellerie und Gastronomie schon jetzt unter starken Einbußen durch den Wegfall von Gästen leiden, stellt Pop in Aussicht, den IBB-Liquiditätsfonds für Gastronomie- und Beherbergungsbetriebe zu öffnen.
Die Liquiditätshilfen sind bisher nur für kleine und mittlere Unternehmen ausgerichtet und schließen Rettungs- und Umstrukturierungsdarlehen bei Forderungsausfällen, vorübergehenden Umsatzeinbußen oder bei einer Auftragsvorfinanzierung mit ein. Die Höhe des Darlehens beläuft sich in der Regel auf eine Million Euro.
Erforderlich ist ein Sanierungskonzept für diese finanziellen Hilfen, die auf eine Laufzeit von bis zu fünf Jahren gewährt werden. Ausgenommen davon sind nach den bisherigen Förderrichtlinien Unternehmen aus dem Steinkohlebergbau, der Stahlindustrie, Fischereibetriebe, Wohnungsbauunternehmen und Bauträger, Bauhaupt- und Baunebengewerbe, konsumorientierte Dienstleister und eben auch Gastronomie- und Beherbergungsbetriebe.
Mit der IBB hat die Wirtschaftsverwaltung geprüft, inwieweit der Liquiditätsfonds für die Branchen rund um den Tourismus geöffnet werden kann. „Dies können und wollen wir ändern, um schnell handlungsfähig zu sein“, sagte Pop dem Tagesspiegel. Allein durch die Absage der weltgrößten Reisemesse ITB und dem damit bedingten Wegfall von 170.000 Gästen und rund 10.000 Ausstellern errechnete die landeseigene IBB finanzielle Ausfälle in Höhe von rund 85 Millionen Euro.
Der Präsident des Berliner Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga), Christian Andresen, sprach wie berichtet sogar von einem Gesamtschaden in dreistelliger Millionenhöhe für das Land Berlin. Unter der ITB-Absage leiden auch Catering-Firmen sowie Restaurants, die Messebesucher bewirten wollten.
Zwei-Sterne-Koch Tim Raue zum Beispiel bezifferte den Umsatzeinbruch in seinem Kreuzberger Restaurant durch Stornierungen nach der Absage der ITB auf etwa 40 Prozent. Raue konnte sich mit einer Social Media Kampagne helfen, in der er auf freie Kapazitäten hinwies.
Vor allem Besucher aus China fehlen
Zu diesen finanziellen Ausfällen kommt in Berlin der weitgehende Wegfall von etwa 100.000 asiatischen Gästen mit fast 300.000 Übernachtungen im ersten Quartal des Jahres, die laut IBB rund 66 Millionen Euro in Berlin ausgegeben hätten. Darunter befinden sich allein 22.000 Besucher aus China mit 54.000 Übernachtungen, die rund elf Millionen Euro während ihres Aufenthaltes in der Hauptstadt für Unterkunft, Verpflegung und Konsumgüter bezahlt hätten.
Die IBB befürchtet in einem weiteren Szenario, wonach die Covid-19-Epidemie einen langwierigeren Verlauf bis Ende des zweiten Quartals nehmen würde, einen Einbruch des Wirtschaftswachstums von 2,2 auf ein Prozent. „Es dürfte insgesamt zu nicht aufholbaren Wachstumseinbußen in Berlin kommen“, heißt es in einem Strategiepapier, das dem Tagesspiegel vorliegt.
Bei einem sehr schweren Verlauf der Epidemie rechnen die IBB-Volkswirte mit einem negativen Wirtschaftswachstum in Berlin. Zwischen 2008 und 2018 stieg das Bruttoinlandsprodukt um 2,3 Prozent im Jahresdurchschnitt gegenüber bundesweit 1,3 Prozent.
Nach dem ersten Treffen unter anderem mit Spitzenvertretern der Berliner Wirtschaft und Verbände, der Dehoga, der Standortförderagentur Berlin Partner und der Tourismusagentur visitBerlin am vergangenen Dienstag forderte Wirtschaftssenatorin Pop, kurzfristig eine Sonderkonferenz der Landeswirtschaftsminister einzuberufen.
Dieses Treffen mit Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) findet an diesem Dienstag statt. Pop will mit den Amtskollegen über Maßnahmen des Bundes sprechen und sich auf ein gemeinsames Handeln gegenüber der EU verständigen.