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Eine von 120 Filialen in Berlin: Rewe möchte zahlreiche Läden übernehmen.
© imago/Seeliger

Ringen um Kaiser's Tengelmann: Wird Kaiser's doch zerschlagen?

Am Montag verhandeln Edeka und Rewe weiter. Doch viele Fragen sind ungeklärt, eine Einigung wird immer ungewisser. Scheitern die Gespräche?

Sollten die Verhandlungen über die Zukunft von Kaiser’s Tengelmann scheitern, steht der Schuldige für die rund 15.000 Mitarbeiter der Supermarktkette schon jetzt fest: Es ist Rewe-Chef Alain Caparros. „Danke, Norma“, „Danke, Markant“, heißt es auf Plakaten in Berliner Filialen. Ein Name fehlt bei den Danksagungen – Rewe.

Anders als Norma und Markant hält Rewe nämlich seine Klage gegen die Ministererlaubnis, mit der Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) den Weg für die Übernahme von Kaiser’s Tengelmann durch Edeka frei machen wollte, bislang aufrecht und blockiert damit als letzter den Deal, den Gabriel, die Chefs von Tengelmann und Edeka, die Gewerkschaften, die Kaiser’s-Beschäftigten und die Betriebsräte wollen.

Eigentlich hatte man sich in der vergangenen Woche in der Schlichtung von Altbundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) auf ein Eckpunktepapier geeinigt, das eine Lösung in dem verfahrenen Streit bringen sollte. Doch der Durchbruch, den Gabriel und Verdi-Chef Frank Bsirske öffentlich verkündet und gefeiert hatten, droht nun zu scheitern.

Nach Tagesspiegel-Informationen sind Edeka und Rewe von einer Einigung weit entfernt. Schon am Freitag hatte in den Verhandlungen kurzzeitig das Aus gedroht, eine Eskalation wurde in letzter Minute vermieden, man vertagte sich auf diesen Montag. Das ändert aber nichts daran, dass viele Fragen noch ungeklärt sind. Das beginnt bei dem Kaufpreis, den Rewe für die Übernahme von Kaiser’s Tengelmann-Filialen zahlen soll, setzt sich fort bei der Frage, was aus den 105 meist defizitären Läden in NordrheinWestfalen werden soll und endet beim Streit über die Berliner Märkte.

Poteste in Berliner Filialen: Rewe soll seine Klage gegen die Ministererlaubnis zurückziehen.
Poteste in Berliner Filialen: Rewe soll seine Klage gegen die Ministererlaubnis zurückziehen.
© Heike Jahberg

Unter Schröders Moderation hatten Edeka und Rewe beschlossen, dass Edeka die Filialen in Bayern erhalten soll, Rewe – nach Edeka die Nummer zwei im deutschen Lebensmittelhandel – sollte im Gegenzug Kaiser’s-Märkte in Berlin mit einem Gesamtumsatz von 300 Millionen Euro brutto erhalten. Das Problem: Damit es keinen Ärger mit dem Bundeskartellamt gibt, das Machtballungen verhindern will, kann Rewe in der Hauptstadt nur bestimmte Filialen übernehmen.

Wie der Tagesspiegel aus Insiderkreisen erfahren hat, hat Rewe deshalb eine Liste mit rund 40 Filialen an Edeka geschickt, die aus Sicht von Caparros für eine Übernahme in Frage kommen könnten. Edeka hat darauf mit einer Gegenliste von 60 Filialen reagiert, von denen Rewe aber nur 20 Märkte aus kartellrechtlichen und wirtschaftlichen Gründen für akzeptabel hält. Insgesamt würden diese zudem nur ein Umsatzvolumen von 120 Millionen Euro darstellen, das Angebot wäre damit weit entfernt von den 300 Millionen Euro, auf die man sich in der Schlichtung verständigt hatte.

Schlüsselfigur: Rewe-Chef Alain Caparros.
Schlüsselfigur: Rewe-Chef Alain Caparros.
© dpa

Was die Verhandlungen erschwert, sind zudem fehlenden Informationen über die einzelnen Märkte. Wie lange laufen die Mietverträge noch, wie profitabel arbeiten die Filialen – bisher, so heißt es aus Insiderkreisen, habe Edeka keine Zahlen über einzelne Märkte vorgelegt. Das Misstrauen, so scheint es, ist groß. Bevor Gerhard Schröder versucht hatte, die Kontrahenten auf Kurs zu bringen, hatten Caparros, Edeka-Chef Markus Mosa und Tengelmann-Eigentümer Karl-Erivan Haub die Gespräche schon einmal für gescheitert erklärt und sich mit gegenseitigen Schuldvorwürfen überzogen. So hatte Edeka Caparros vorgeworfen, nicht ernsthaft verhandeln, sondern nur Informationen über einzelne Kaiser’s-Märkte in Erfahrung bringen zu wollen.

Sollten die Gespräche scheitern, wäre das nicht nur ein empfindlicher Gesichtsverlust für Gabriel und Bsirske, sondern auch ein schwerer Schlag für die 5600 Kaiser’s-Mitarbeiter in Berlin: Denn dann droht die Zerschlagung.

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