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Bei McDonald's gibt es außer Burgern auch Salate, Smoothies und Obst.
© dpa

Fastfood-Kette McDonald's: "Wir wollen auch Gourmets bedienen"

McDonald's hat auf dem deutschen Markt mit Umsatzrückgängen zu kämpfen. Holger Beeck, Deutschland-Chef der Fastfood-Kette, spricht im Interview über einen neuen Burger, Bestellungen per App und Gen-Futter.

Herr Beeck, an McDonald’s kommt man derzeit kaum vorbei. In allen WM-Stadien hängt Ihre Werbung. Was hat Sie das gekostet?

Wir sind ja gleich zwei Mal Sponsor. Unsere Konzernmutter ist Sponsor der Fifa, wir als deutsche Tochter sponsern die deutsche Nationalmannschaft - das ist mir, ehrlich gesagt, noch wichtiger. Das Ganze kostet zwar viel Geld, aber die Partnerschaft ist jeden Euro wert. Denn Fußball vereint alle: Männer, Frauen und Kinder, Arm und Reich. Alle fiebern mit unserer Nationalmannschaft mit. Das merken wir sogar bei unseren Burgern.

Wie bitte?

Wir bieten  zur WM verschiedene Landesburger an. Und obwohl das Menü mit dem Deutschland-Burger ein paar Cent teurer ist als das mit dem Italien- oder Brasilien-Burger, wird es drei Mal häufiger verkauft. 

Ist die WM gut oder schlecht für Ihr Geschäft?

Wenn 16 Millionen Menschen vor dem Fernseher sitzen, kommen sie nicht zu uns. Ganz einfach. Gerade bei den Anstoßzeiten bei dieser WM. 18 Uhr und 21 Uhr sind normalerweise Spitzenzeiten für uns. Ein paar Restaurants  in der Nähe von Fanmeilen oder großen Public Viewing-Plätzen profitieren. Unterm Strich investieren wir mit der WM in unser Markenimage.

Ein Lieferservice könnte das ändern.  Warum schafft McDonald’s  nicht, was Pizzadienste oder Asia-Lokale längst anbieten?

Wir testen Lieferdienste in Osnabrück und in Wien. Wir sehen, dass Lieferdienste deutschlandweit wachsen und die Menschen diesen Service wollen.  Aber bevor wir einsteigen, müssen wir wissen, dass es sich für uns rechnet. In Asien bieten wir diesen Service in bestimmten Gegenden flächendeckend an, in den Wohnburgen Tokios oder Hongkongs lohnt sich das auch. Hier in Deutschland sind die Bedingungen aber anders.  Deshalb muss man das ganz genau prüfen.

Allerdings könnten Sie ein paar Euro mehr ganz gut gebrauchen. Die Einnahmen in Deutschland gehen zurück ….

Im Tagesspiegel-Interview spricht McDonalds-Deutschlandchef über neue Burger, Genfutter und die Fußball-WM.
Im Tagesspiegel-Interview spricht McDonalds-Deutschlandchef über neue Burger, Genfutter und die Fußball-WM.
© promo

… ja, allerdings haben wir bei den Schnellrestaurants als klare Nummer 1 einen Marktanteil von rund 70 Prozent. Alle Wettbewerber, die hinzukommen, wollen uns Marktanteile abnehmen, das ist doch klar. Aber wir haben letztes Jahr Umsätze verloren, und auch das erste Halbjahr 2014 war sehr herausfordernd, das ist richtig.  Wir müssen darauf reagieren, und das werden wir auch tun.

Wie denn?

Es gibt kein simples Patentrezept, schon allein deshalb nicht, weil unsere Gäste hierzulande so unterschiedlich sind. Wir bedienen jeden Tag 2,5 Millionen Menschen, da können sie nicht ausschließlich ein Segment anbieten, also etwa nur Gourmet-Burger für gut verdienende 20- bis 30-Jährige. Wir müssen für alle Geldbeutel etwas haben.

Wie McDonalds das Sortiment verändert

Von der Weltmeisterschaft profitieren nur wenige Filialen.
Von der Weltmeisterschaft profitieren nur wenige Filialen.
© Imago

Also wird es auch in Zukunft keine Gourmet-Burger bei Ihnen geben?

Das habe ich nicht gesagt. Im Gegenteil: Wir beschäftigen uns sehr wohl mit dieser Idee.  Wir werden sicherlich nicht zu Gourmet-Tempeln, aber wir wollen auch Gourmets bedienen. In der Schweiz ist das schon passiert.

Kostet dann der Burger zehn Euro?

Abwarten! Der Gourmet-Burger würde auf jeden Fall teurer als der Big Mac. Auf den wir uns aber in Zukunft wieder stärker konzentrieren.  Wir müssen uns auf unsere Ikonen besinnen. Der Cheeseburger für 1,19 Euro – das stand bei uns zu lange im Mittelpunkt. Und wir haben in der Vergangenheit zu viele neue Produkte auf einmal eingeführt. Wir müssen unser Angebot wieder vereinfachen, um dann Neues einführen zu können, etwa einen Gourmet-Burger.

Was wollen Sie rauswerfen?

Das ist eine Wissenschaft für sich. Nehmen Sie den Veggie-Burger.  Den kaufen zwar wenige, dennoch brauchen wir ihn im Sortiment. Ähnlich ist mit dem Filet-o-Fish. Aber klar ist: wir müssen das Angebot straffen und die Preise vereinfachen – daran arbeiten wir bereits intensiv. Und wir müssen auch technisch besser mit der Zeit gehen. Nehmen Sie die Digitalisierung. Immer mehr Gäste wollen heute per App oder Online bestellen und ihr Essen abholen, ohne sich an der Kasse anzustellen.

Ab wann kann man bei Ihnen online bestellen?

Wir haben in unseren knapp 1500 Restaurants die nötige Software installiert und in über 100 Filialen haben wir auch die Küchen entsprechend umgerüstet. Restaurants, die neu eröffnen, sind schon vorbereitet. Aber starten würden wir nur bundesweit und das wird nicht vor 2016 sein.

Wie viele neue Restaurants wollen Sie in diesem Jahr eröffnen?

32. Aber einige davon sind Ersatz für Standorte, die wir nicht länger betreiben. Gerade in Berlin haben wir einige Restaurants in Lagen, die vor 20 Jahren toll schienen, es jetzt aber nicht mehr sind.

Was ist mit dem Flughafen BER?

Ein unglaubliches Thema. Wir haben dort zwei Restaurants, fix und fertig. Wir hatten schon  100 Mitarbeiter eingestellt, und vier Wochen vor der geplanten Eröffnung mussten wir alles stoppen. Sollte der Flughafen eines Tages aufmachen, ist alles bereits wieder veraltet.

Die letzte große Erfindung war die Einführung der McCafés. Brauchen Sie nicht mal wieder eine große Sache?

Ja, unsere McCafé haben Zeichen gesetzt und wurden viel kopiert. Aber wir haben dafür seinerzeit richtig viel Geld in die Hand nehmen müssen. Irgendwann muss man solche Investitionen auch bezahlen. Wir haben das bald geschafft, Wettbewerber noch nicht. Jede Investition kostet. Nehmen Sie unsere neuen Smoothies, allein dafür haben wir gerade rund 30 Millionen Euro investiert, um unser Getränkeangebot innovativ auszubauen.

Welche Auswirkungen der Mindestlohn hat

Von der Weltmeisterschaft profitieren nur wenige Filialen.
Von der Weltmeisterschaft profitieren nur wenige Filialen.
© Imago

In Deutschland wollen sich viele Leute gesund ernähren. Ihr Kerngeschäft sind Burger und Pommes.  Sind Sie als Fastfood-Dino ein Auslaufmodell?

Keinesfalls. Unsere Gäste wollen keine Bevormundung durch Gesundheitsapostel.  Die Menschen möchten essen, wonach ihnen der Sinn steht. Klar, Burger gehen nicht drei Mal am Tag, sieben Tage die Woche.  Aber wenn ich vom Sport komme oder von der Arbeit und ich mich oder auch meine Kinder belohnen will, dann gehe ich zu McDonald’s und fühle mich nicht schuldig. Und wer bei uns Abwechslung sucht, für den haben wir auch Salate, Smoothies oder Obst.

Wann kommt der erste Bio-Burger?

Wir müssen nicht auf jeden Zug aufspringen. Bio-Burger wären deutlich teurer. Ich glaube nicht, dass die Mehrheit unserer Gäste bereit wäre, den Preis zu zahlen. Die Menschen geben hierzulande 12 Prozent ihres Einkommens für Nahrungsmittel aus, in Frankreich ist es beispielsweise weitaus mehr.

Werden die Preise steigen, wenn der Mindestlohn von 8,50 Euro kommt?

Heute zahlen wir im Restaurant nach Tarif mindestens 7,71 Euro im Westen, im Osten ist es weniger. Im Herbst verhandelt unser Verband einen neuen Tarifvertrag mit der Gewerkschaft. Das wird man abwarten müssen. Nichtsdestotrotz ist der Mindestlohn eine große Herausforderung für die gesamte Gastronomiebranche, für andere sicherlich mehr als für McDonald’s. Nicht jeder wird das zahlen können, darin liegt auch eine Chance für uns. Ob wir dennoch Preise anheben müssten, kann ich nicht ausschließen. Aber unsere Gäste sind einfach sehr preissensibel.

Die Hähnchen, aus denen Ihre Nuggets und Burger gemacht werden, bekommen künftig Gen-Futter. Machen die Kunden das mit?

Wir hatten 14 Jahre lang eine Selbstverpflichtung, kein genverändertes Geflügelfutter zuzulassen. Die meisten unserer Wettbewerber hatten diese nicht und haben sie bis heute nicht. Und jetzt sagen unsere Lieferanten, dass sie zu bezahlbaren Preisen kein Futter mehr bekommen, das nicht genverändert ist und – das kommt noch hinzu – dass sie auch bei dem Futter, das als nicht genverändert auf dem Markt angeboten wird, nicht mehr garantieren können, dass es nicht doch genverändertes Soja enthält. Wenn mir meine Lieferanten so etwas sagen, muss ich reagieren. Ich kann meine Gäste doch nicht belügen. Genverändertes Tierfutter ist im Lebensmittelmarkt gängige Praxis. Wir schauen jetzt aber nach alternativen Proteinen zum Soja. Und wir werden in Tierwohlmaßnahmen investieren.

Was ist mit Rindern und Schweinen?

Hier können wir den Einsatz von genverändertem Tierfutter schon lange nicht mehr ausschließen.

Sie haben gesagt, Sie wollen das Tierwohl fördern. Wie soll das gehen?

Wir möchten Verbesserungen bei der Haltung unserer Masthähnchen umsetzen. Mehr Tageslicht, Sitzstangen für die Hühner, das schauen wir uns an. Das wäre mehr als der Gesetzgeber fordert. Aber Fakt ist: wenn die Deutschen zu bezahlbaren Preisen Hühnchenfleisch essen wollen, braucht man Großställe, sonst geht das nicht. Über 90% unseres Rindfleischs beziehen wir übrigens von 80.000 deutschen Bauern, auch da kann man nicht jeden immer kontrollieren.

Das Fernsehteam um Günter Wallraff hat bei Ihrem Konkurrenten Burger King gravierende Hygienemängel entdeckt. Hat Ihnen das auch geschadet?

So etwas ist niemals gut für die gesamte Branche. Dabei haben wir sehr strenge Hygienekontrollen. Wir sind wahrscheinlich das von den Lebensmittelbehörden am häufigsten kontrollierte Restaurant Deutschlands. Wir haben aber auch Laboruntersuchungen von Fresenius, Testkäufer und eigene Kontrollen. Trotzdem kann es in Einzelfällen Fehler geben, sie dürfen aber niemals systematisch sein.

Sie haben Günter Wallraff verpflichtet, ihre Mitarbeiter zu schulen. Bereuen Sie das?

Herr Wallraff hat keine Mitarbeiter geschult. Aber er hatte ja auch kritische Berichte über uns gemacht, und wir wollten als Unternehmen wissen, was wir aus seiner Sicht besser machen können. Zu diesem Austausch stehen wir weiterhin.

Noch mal zur WM: Wünschen Sie, dass Deutschland schnell rausfliegt, damit Sie wieder mehr verkaufen?

Wenn es mir rein um das kaufmännische Kalkül ginge, müsste ich sagen, ja. Aber das Herz sagt etwas anderes: Ich wünsche mir Deutschland im Finale.

DER CHEF
Holger Beeck (55) ist seit 30 Jahren bei McDonald’s. 1984 startete er als Assistant Manager und arbeitete sich dann Schritt für Schritt nach vorn. Seit Dezember 2013 ist Beeck Vorstandsvorsitzender und Präsident von McDonald’s Deutschland.

DIE KETTE
Nicht nur weltweit, auch in Deutschland ist McDonald’s Marktführer im Fastfood-Bereich. Zur Kette gehören hierzulande knapp 1500 Restaurants, die meisten werden von Franchise-Nehmern geführt. Über 60.000 Menschen arbeiten für McDonald’s und erwirtschaften einen Umsatz von geschätzten gut drei Milliarden Euro im Jahr.

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