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Bahn-Chef Richard Lutz stellt vor der Bilanz-Pressekonferenz der Deutschen Bahn AG zusammen mit Mitarbeitern die neue Unternehmensbekleidung der DB vor.
© Soeren Stache/dpa

Bilanz der Deutschen Bahn: „Wir müssen noch ordentlich zulegen“

Die Deutsche Bahn fährt für 2017 mehr Umsatz und Gewinn ein – aber auch immer tiefer ins Schuldenloch.

Berlin - Trotz vieler Problemfälle wie der wochenlangen Vollsperrung bei Rastatt hat die Deutsche Bahn AG im abgelaufenen Jahr erfreulich positive Ergebnisse erzielt. Wirtschaftlich sei 2017 „ein gutes Jahr“ gewesen, sagte Vorstandschef Richard Lutz bei der Bilanzvorlage in Berlin. Mit 142 Millionen Fahrgästen im Fernverkehr verzeichnet die Bahn die dritte Bestmarke in Folge, ein Zuwachs um weitere drei Millionen Kunden.

„Wir haben Wort gehalten und geliefert“, betonte Lutz. Der bereinigte Umsatz wuchs um gut fünf Prozent auf 42,7 Milliarden Euro, der Betriebsgewinn vor Steuern und Zinsen (Ebit) sogar um ein gutes Zehntel auf 2,15 Milliarden Euro. Unterm Strich weist der Konzern mit seinen inzwischen 311 000 Mitarbeitern weltweit einen Gewinn von 765 Millionen Euro aus, ein Plus von 49 Millionen. Ein großer Teil geht als Dividende an den Bund als Eigentümer, der den Schienenverkehr finanziert.

Lutz räumt allerdings selbst ein, dass die guten Zahlen nicht darüber hinwegtäuschen können, „dass wir bei Qualität und Pünktlichkeit nachlegen müssen“. So fuhren nur 78,5 Prozent der ICE- und IC-Züge mit weniger als sechs Minuten Verspätung. Bundesweit mehr als 800 größere Baustellen im Netz sowie Stürme und Unwetter führten zudem zeitweise zu massiven Störungen des Bahnverkehrs, die Millionen Pendler und Reisende verärgerten.

2018 soll sich die Pünktlichkeit zumindest auf 82 Prozent verbessern. In den ersten Monaten klappte das noch nicht, da müsse man „noch ordentlich zulegen“, sagte Lutz. Die zeitweise komplette Einstellung des Verkehrs jüngst in Leipzig erklärt Infrastruktur-Vorstand Ronald Pofalla mit ungewöhnlich starken Schneeverwehungen und Vereisungen, durch die Weichen trotz Heizungen und Freiräumen wiederholt funktionsuntüchtig geworden seien. Lutz will den Umsatz in diesem Jahr auf rund 44 Milliarden und das Ebit auf 2,2 Milliarden Euro steigern. „Wir investieren weiter in Qualität, Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit“, sagt der Manager. Ausdrücklich begrüßt die DB-Spitze den neuen Koalitionsvertrag, wonach der Schienenverkehr auch aus Gründen des Umwelt- und Klimaschutzes stärker gefördert werden soll.

In der stärkeren Einflussnahme der Politik auf den Konzern sieht Lutz kein Problem. Es gehe darum, die gemeinsamen Kräfte zu bündeln, um den Personen- und Güterverkehr auf der Schiene weiter nach vorne zu bringen. Erstmals werden die Bundesregierung und die Koalitionsparteien künftig sieben der zehn DB-Aufsichtsratsmandate auf der Eigentümerseite mit Staatssekretären und Abgeordneten besetzen und nur noch drei Sitze mit Wirtschaftsvertretern.

Der Erfolg der Bahn-Offensive hängt entscheidend vom Zustand der Infrastruktur ab, die lange Zeit stark vernachlässigt wurde und so sehr mit Zugverkehr ausgelastet ist wie nie zuvor. Inzwischen läuft ein Rekord-Investitionsprogramm, allein im letzten Jahr flossen 7,5 Milliarden Euro in Modernisierung, Neu- und Ausbau. In diesem Jahr sollen sogar neun Milliarden Euro investiert werden, so Lutz. Allerdings ziehen sich Maßnahmen oft sehr lange hin oder laufen wie das Großprojekt Stuttgart 21 bei Kosten und Terminen komplett aus dem Ruder.

So dauerte auch der Bau der neuen ICE-Strecke Berlin-München rund zwei Jahrzehnte. Nach den peinlichen Start- und Technikproblemen im Dezember laufe der Betrieb aber nun bestens, heißt es. In den ersten hundert Tagen verdoppelte sich die Fahrgastzahl auf eine Million. Die Sprinterzüge sind laut Grube hervorragend ausgelastet und auf der nur noch knapp vierstündigen Fahrt zu rund 90 Prozent pünktlich.

Zu den Schattenseiten der Bahn-Bilanz gehört seit Jahren die hohe Verschuldung, die 2017 um eine weitere Milliarde zunahm und seit der Bahnreform 1994 von null auf nun 18,5 Milliarden Euro netto wuchs. Rating-Agenturen und Investoren sähen das aber nicht als problematisch an, da der Staatskonzern in Qualität und Wachstum investiere, meint Lutz. In diesem Jahr will die DB für weitere bis zu drei Milliarden Euro Schuldscheine ausgeben und dafür auf Roadshows Geldgeber gewinnen. Im ersten Quartal habe man bereits Bonds im Wert von bis zu 1,9 Milliarden Euro platziert, so Lutz.

Das Sorgenkind des größten deutschen Staatskonzerns bleibt auch der Güterverkehr. Die Tochter DB Cargo ist seit Jahren ein Sanierungsfall und fuhr 2017 weitere 90 Millionen Euro Betriebsverlust ein. Ein großer Teil sei wegen der Vollsperrung der Rheintalstrecke bei Rastatt entstanden, erläuterte Verkehrsvorstand Berthold Huber. In diesem Jahr will Bahnchef Lutz bei Europas größter Güterbahn eine „schwarze Null“ sehen.

Einen Bericht zu Bauarbeiten der DB in den Osterferien, Seite 28

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