Bargeld vs. Kartenzahlung: Wie wir in Zukunft bezahlen werden
Dänemark schafft das Bargeld ab, zumindest ein bisschen: Kleinere Läden müssen in Zukunft keine Münzen und Scheine mehr annehmen. Kein Vorbild für Deutschland: Hierzulande klebt man am Bargeld und möchte am liebsten nicht davon lassen. Welche Zahlweise wird sich durchsetzen?
In Dänemark soll es abgeschafft werden, in Schweden gibt es einen Disput zwischen Befürwortern und Gegnern – und in Deutschland hat sich dieser Tage der Wirtschaftsweise Peter Bofinger für das Aus des Bargeldes ausgesprochen. Ähnlich der US-Ökonom Kenneth Rogoff. Der Freiburger Wirtschaftsweise Lars Feld widerspricht hingegen. Auch die Bundesbank lehnt die Abschaffung von Münzen und Scheinen ab. Es müsse einen Mix aus verschiedenen Zahlungsinstrumenten geben. Ohnehin könnte das Aus nur die EU beschließen. Allenfalls Einschränkungen für die Bargeldverwendung seien möglich.
Wie viel Euro-Bargeld ist überhaupt in Umlauf? Daten für einzelne Länder gibt es nicht. Bekannt ist nur, wie viele Banknoten und Münzen die Europäische Zentralbank (EZB) und die nationalen Euro-Notenbanken in Umlauf gebrachten haben. Im April waren es 17,5 Milliarden Euro-Scheine im Wert von rund einer Billion Euro und 112 Milliarden Münzen im Wert von 25 Milliarden Euro. Die meisten Scheine gibt es aktuell vom 50-iger (7,6 Milliarden) und vom 20-iger (3,1 Milliarden), bei den Münzen sind es Ein-Cent-Stücke (29,8 Milliarden). Ein Euro- Münzen gibt es 6,6 Milliarden, zwei Euro rund 5,3 Milliarden.
Selbst in Argentinien werden Euros gehortet
Das Geld ist nicht nur in den 19 Euro-Ländern in Umlauf. Auch in Monaco, San Marino und dem Vatikan wird mit Euro bezahlt. Außerdem ist der Euro auf dem Balkan beliebt, wo er teilweise schon als Zweitwährung gilt. Auch in der Schweiz kann vielerorts mit Euro bezahlt werden. Angeblich werden selbst in Argentinien Euro-Banknoten gehortet, weil ihr Wert als stabil gilt.
Angesichts der technischen Möglichkeiten hält der Wirtschaftsweise Bofinger Bargeld für einen Anachronismus. Andere Kritiker verweisen auf die Möglichkeiten der Geldwäsche und der Steuerhinterziehung durch Bargeld. Außerdem habe die Notenbank die Geldmenge und damit die Inflation besser unter Kontrolle, wenn es kein Bargeld gebe. Die Befürworter des Bargelds halten dem entgegen, kriminelles Handeln sei nicht nur mit Geldscheinen und Münzen möglich. Stichworte seien Kreditkartenbetrug, Skimming und Phishing der Kontodaten und Geheimzahlen.
Bargeld steht für Freiheit
Lars Feld spricht mit Blick auf Bargeld von „geprägter Freiheit“. Es ermögliche dem Bürger, sich dem Zugriff des Staates zu entziehen, etwa durch Schwarzarbeit. Die sei zwar illegal, für manche aber die einzige Möglichkeit, überhaupt Geld zu verdienen. Auch Manager und professionelle Geldverwalter lehnen die Abschaffung des Bargeldes ab. Sie verweisen auf Datenschutz und die Freiheit, ähnlich wie Feld.
Die große Mehrheit der Deutschen will bei ihren Einkäufen auch in Zukunft nicht auf Bares verzichten. Das geht aus einer am Donnerstag veröffentlichten Studie des Meinungsforschungsinstituts YouGov hervor. Demnach würden es drei von vier Befragten (74 Prozent) ablehnen, wenn in Deutschland der Annahmezwang für Bargeld wegfallen würde. In Dänemark ist genau das geplant: Dort müssen kleine Geschäfte und Cafés voraussichtlich ab dem kommenden Jahr keine Scheine und Münzen mehr annehmen. Immerhin jeder Fünfte (21 Prozent) in Deutschland würde ein solches Gesetz allerdings befürworten.
Ein Drittel aller Deutschen zahlt immer bar
Abgestimmt wird also an der Kasse. Und dort spricht immer noch vieles für Banknoten und Münzen. Über die Hälfte ihrer Einkäufe zahlen die Bundesbürger der Summe nach in bar. Bezogen auf die Zahlungsvorgänge sind es nach Angaben der Bundesbank sogar knapp 80 Prozent – mit nur leicht fallender Tendenz. Rund ein Drittel der Umsätze werden mit der Giro-Card (der früheren EC-Karte) beglichen. Generell bezahlt ein Drittel der Bundesbürger immer bar.
Nach der YouGov-Umfrage sind fast drei von vier Deutschen überzeugt, dass Bargeld grundsätzlich sicherer ist als Kartenzahlung. Sie schätzten auch die Möglichkeit zur Kostenkontrolle, die einfache Handhabung und den Schutz der Privatsphäre, sagt Bundesbank-Vorstandsmitglied Carl-Ludwig Thiele. Er ist überzeugt: „Die Zukunft des Bezahlens ist bunt und vielfältig“ – mit Bargeld, Girocard, Kreditkarte, Überweisung, Lastschrift oder neueren Möglichkeiten wie Paypal oder kontaktlosem Bezahlen.
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