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Facebook-Gründer Mark Zuckerberg plant, die Einnahmen seines Netzwerks transparenter und lokaler zu verbuchen.
© dpa

Neue Finanzstruktur: Wie viel Steuern Facebook in Deutschland zahlt

Künftig will Facebook seine Einnahmen stärker vor Ort versteuern. Doch all zu viel darf der hiesige Fiskus nicht erhoffen.

Berlin - Bislang sind die Steuerzahlungen von Facebook in Deutschland überschaubar. 466 000 Euro an Einkommen- und Ertragsteuer zahlte die Facebook Germany GmbH im Jahr 2015 – das ist der letzte veröffentlichte Wert. Als Umsatz hat die deutsche Tochter 20,6 Millionen Euro ausgewiesen. Das mag zunächst ganz ordentlich klingen, steht allerdings in keinem Verhältnis zu den tatsächlichen Einnahmen. Denn in ganz Europa hatte das Netzwerk in dem Jahr einen Umsatz von 4,3 Milliarden Dollar erzielt. Als einer der größten Märkte dürfte ein nicht unerheblicher Teil davon in Deutschland generiert worden sein.

Doch Facebook hat bislang einen Großteil der europäischen Umsätze in Irland versteuert. Das soll sich nun ändern. „Werbeeinnahmen werden nicht mehr von unserem internationalen Hauptsitz in Dublin erfasst werden, sondern von unserer lokalen Gesellschaft in diesem Land“, kündigte Facebook-Finanzchef Dave Wehner an.

Die Umstellung der Strukturen soll im kommenden Jahr beginnen und bis zur Jahresmitte 2019 in allen Ländern umgesetzt werden, in denen Facebook eigene Büros hat. Damit ginge es um mehr als zwei Dutzend Länder – in Europa wären das zum Beispiel Deutschland, Frankreich, Italien oder Spanien. In der Praxis muss die Umstellung nicht automatisch höhere Steuern in jedem einzelnen Land bedeuten, da die Einnahmen auch mit Ausgaben wie etwa Investitionen oder Betriebskosten gegengerechnet werden.

Zudem geht es nur um das Geschäft, das von lokalen Verkaufsteams betreut wird – das sind meist Deals mit großen Kunden. Die Erlöse aus dem Verkauf von Werbeanzeigen über Facebooks Selbstbedienungsplattform, die von Millionen kleinen und mittleren Unternehmen genutzt wird, sollen weiterhin über Dublin laufen.

Unternehmen aus dem Online-Geschäft werden aus der Politik immer wieder dafür kritisiert, dass sie Umsätze an Standorten mit für sie günstigeren Steuersätzen bündeln. Zuletzt hatten unter anderem auch Frankreich und Italien gefordert, Unternehmen der Online-Wirtschaft stärker in einzelnen Ländern zur Kasse zu bitten.

Facebook verbucht bereits die Werbeerlöse in Großbritannien und Australien in den Ländern selbst. In beiden Märkten hatte es davor politischen Druck wegen der Besteuerung in Irland gegeben. So hatte Facebook in Großbritannien 2014 nur 4327 Pfund an Unternehmensteuern gezahlt. Im Folgejahr waren es immerhin 4,2 Millionen Pfund. Doch das Beispiel Großbritannien zeigt auch, dass die Steuerzahlungen nicht unbedingt so stark steigen wie die Einnahmen. Letztere legten im Vorjahr von 211 Millionen auf 842 Millionen Pfund zu. Die Steuern stiegen dagegen nur von 4,2 auf 5,1 Millionen.

Und auch in Irland kommt nur ein kleiner Teil an. Im Vorjahr zahlte Facebook dort 30 Millionen Euro – bei Einnahmen von 12,6 Milliarden. Oliver Voss

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