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Geldüberweisungen ins Ausland können teuer werden.
© Getty Images/iStockphoto

Teure Auslandsüberweisungen: Wie man Geld billiger ins Ausland überweisen kann

Auslandsüberweisungen über die Hausbank können extrem teuer sein. Wie Kunden billiger wegkommen können. Hier einige Verbrauchertipps.

Manfred K. traute seinen Augen nicht: Er hatte für den Sommer ein Ferienhaus an der polnischen Ostsee gemietet und wollte deshalb 6430 Zloty nach Polen überweisen. Die Commerzbank Berlin berechnete ihm für die Summe, die umgerechnet knapp 1500 Euro ausmacht, 35 Euro an Gebühren: 2,50 Euro „Standardabwicklungsentgelt“, dazu 12,50 Euro Transaktionsentgelt, 7,50 Euro für die Währungsumrechnung und schließlich eine Pauschale von 12,50 Euro für die Spesen der Empfängerbank. Auch bei vielen anderen Geschäftsbanken wäre Manfred K. kaum billiger weggekommen. Denn Überweisungen in anderen Währungen oder Geldtransfers in Länder außerhalb des Europäischen Wirtschaftsraums (EWR) lassen sich die Kreditinstitute teuer bezahlen. Allerdings gibt es Alternativen. Anbieter wie TransferWise, Azimo oder Worldremit bieten häufig eine schnellere und deutlich günstigere Abwicklung. Zunächst muss der Kunde bei den Überweisungsdiensten jedoch einen Account eröffnen und das Geld gelegentlich auch vorher eigens überweisen – ein Aufwand, den viele Kunden scheuen.

ZAHLEN ÜBER GEBÜHR

Wer Geld in andere Währungsräume oder Euro auf einen anderen Kontinent transferieren will, muss sich zunächst für ein Gebührensystem entscheiden. Abgekürzt heißen sie bei den Kreditinstituten OUR, SHARE oder BEN. Das Kürzel OUR steht dafür, dass der Zahlende alle Gebühren übernimmt, auch die Kosten der Währungsumrechnung und Spesen, die die Empfängerbank in Rechnung stellt. SHARE wiederum bedeutet, dass die Kosten zwischen Empfänger und Absender geteilt werden. Überweist der Kunde das Geld direkt in einer fremden Währung, zahlt er die Umrechnungsgebühren selbst. Weist er eine Summe in Euro an, die dann beim Empfänger in britische Pfund oder japanische Yen getauscht wird, begleicht der Empfänger die sogenannte Währungscourtage seiner Bank. Muss eine genaue Summe auf dem ausländischen Konto landen, etwa wenn man für die Miete der Tochter, die an einer britischen Uni studiert, monatlich 582 Pfund überweisen muss, wird der Absender direkt in der Fremdwährung überweisen, also die Umrechnungsgebühren auch selbst zahlen müssen. SHARE ist die am meisten verwendete Gebührenmethode bei einer Auslandsüberweisung. Bei der dritten Variante, BEN, übernimmt der Empfänger alle Kosten. Manfred K. musste auf Wunsch des Vermieters das OUR-Modell wählen, deshalb auch eine pauschale „Fremdspesen-Gebühr“ von 12,50 Euro bezahlen und wegen der Anweisung direkt in Zloty zusätzlich eine Umrechnungspauschale. Hätte er die Überweisung nicht online, sondern papiergebunden in der Filiale erledigt, wäre der Geldtransfer noch teurer gewesen.

ZAHLEN ÜBER KURS

Andere Kreditinstitute teilen die Gebühren anders auf, verlangen neben einer Pauschale für die Spesen der Empfängerbank keine gesonderten Umtauschgebühren, sondern holen sich Kosten über einen für den Kunden ungünstigeren Umtauschkurs zurück. Bei der Berliner Sparkasse hätte Manfred K. 32,50 Euro für die Überweisung gezahlt, bei der Deutschen Bank wäre der Geldtransfer noch teurer gewesen als bei der Commerzbank. Im OUR-Modell hätte er eine Provision von 1,5 Promille der Summe, mindestens aber zehn Euro, plus eine weitere Gebühr für das bankeninterne Kommunikationssystem Swift in Höhe von 1,55 Euro, dazu eine Fremdspesenpauschale von 25 Euro berappen müssen.

DIE USA GEHEN INS GELD

Richtig ins Geld gehen kann der Transfer größerer Summen in Länder und Währungsräume außerhalb des Europäischen Wirtschaftsraums. Eine Firma, die beispielsweise 300000 Dollar in die USA überweisen möchte, müsste bei der Berliner Sparkasse im OUR-System dafür laut Gebührenverzeichnis knapp 400 Euro Gebühren zahlen. Bei der Deutschen Bank sind es etwa 480 Euro. Vier Banktage lassen sich die meisten Institute für die Umsetzung der Überweisung Zeit, einige Banken sprechen gar nur von „schnellstmöglicher Ausführung“. Wer verlässlich schnellere Abwicklungen benötigt, muss zusätzliche Expressgebühren berappen.

WAS SEPA BRINGT

Überweisungen innerhalb des EWR in Euro sind seit 2014, als das sogenannte SEPA-System eingeführt wurde, schnell und kostengünstig. SEPA steht für „Single Euro Payment Area“ und damit für den vereinfachten Geldtransfer von Euro mithilfe der Kontonummer IBAN und der Banknummer BIC. Zum EWR gehören neben den 19 Euro-Ländern auch neun EU-Länder mit eigenen Währungen (Bulgarien, Kroatien, Dänemark, Großbritannien, Ungarn, Polen, Rumänien, Schweden, Tschechien) sowie Island, Liechtenstein und Norwegen. Zudem sind auch die Nicht-EWR-Staaten Schweiz, Monaco, San Marino sowie die autonomen britischen Krongebiete Jersey, Guernsey und die Isle of Man Teil von SEPA. Da das EU-Recht gleiche Bedingungen für nationale wie internationale EWR-Überweisungen verlangt, sind SEPA-Verfügungen in Euro je nach Kontomodell gelegentlich sogar in der KontoPauschale inbegriffen. Für den Währungsumtausch fallen jedoch Gebühren an. Zudem lassen sich nicht wenige Banken Verfügungen jenseits bestimmter Summen extra vergüten. Zudem berechnen die Empfängerbanken eigene Kosten, die zumindest im OUR-Modell zu zahlen sind.

DIE ALTERNATIVEN

Alternativ zu den Banken bieten vor allem kleine Spezialdienstleister den Überweisungsservice deutlich günstiger und schneller. „Bye bye bank fees, hello world“ etwa wirbt das Unternehmen TransferWise, das 2011 von zwei Esten in London gegründet wurde und inzwischen mit 1000 Beschäftigten an neun Standorten nach eigenen Angaben drei Millionen Kunden gewonnen hat. Hier hätte Manfred K. exakt 1502,40 Euro (Kursfestellung von Mittwochmittag) überweisen müssen, damit beim Ferienhausvermieter in Polen die gewünschten 6430 Zloty auf dem Konto landen. Die Summe wird zum Devisenmittelkurs abgerechnet – das ist die Mitte zwischen dem Geld- und dem Briefkurs. An Gebühren wären 7,47 Euro angefallen. Dabei hätte das in Deutschland abgebuchte Geld nie eine Grenze überquert. Denn TransferWise nutzt seine polnischen Konten, um Geld vor Ort direkt in Zloty auszuzahlen. Dadurch sei es, so TransferWise, auch „sehr unwahrscheinlich, dass der lokale Empfänger in Polen, der das Geld ja in Zloty per Inlandsüberweisung erhält, mit Gebühren belastet wird“. Das in Deutschland eingezahlte Geld wird genutzt, um Überweisungen aus dem Ausland nach Deutschland auszuzahlen. Aus einer internationalen werden zwei lokale Transaktionen. Mittlerweile buhlt eine ganze Reihe von Start-ups und Fintechs um Kunden, die häufig Geld ins Ausland überweisen: faircurrency, Azimo, HiFX, MoneyGram und viele andere.

Allerdings: Vorteile bringen solche Dienste meist nur bei kleineren Summen. Bei größeren Geldbeträgen wird der Service meist deutlich teurer als der der Bank. Für die oben genannte Überweisung von 300.000 Dollar in die USA würde TransferWise eine Gebühr von 1492,54 Euro berechnen, denn anders als bei den meisten Geschäftsbanken sind die Gebühren nicht nach oben gedeckelt.

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