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Bundesagrarminister Cem Özdemir will einen besseren Überblick über die aktuellen Rohstoffvorräte in der Welt.
© dpa/Bernd Weißbrod

G7-Agrarminister ringen um Lösung: Wie kommen 20 Millionen Tonnen Weizen aus der Ukraine in die Welt?

Putins Krieg verstärke den Hunger in der Welt, sagt Agrarminister Özdemir. Offene Märkte sollen gegen die Krise helfen, doch Indien verhängt einen Ausfuhrstopp.

Der Ort war mit Bedacht gewählt. Für das Treffen der G7-Agrarminister am Freitag und Samstag hatte der Gastgeber, Bundesagrarminister Cem Özdemir, das Schloss Hohenheim ausgewählt. Die idyllische Location im Süden Stuttgarts ist nicht nur ein Heimspiel für den Grünen-Politiker, der in Stuttgart bei der letzten Wahl das Direktmandat für den Bundestag geholt hatte. Das Schloss beherbergt auch jenen Teil der Uni, der sich mit der Agrarforschung beschäftigt.

Angesichts des Kriegs in der Ukraine, steigenden Preisen für Getreide und drohenden Hungersnöten in vielen Ländern des globalen Südens wollte Özdemir, der zum Treffen auch seinen ukrainischen Amtskollegen Mykola Solskyj eingeladen hatte, mit den Ressortchefs aus Kanada, Frankreich, Italien, Großbritannien, Japan und den USA nach Lösungen suchen, wie man die globale Versorgung mit Nahrungsmitteln sicherstellen kann. „Putins Krieg verstärkt den Hunger in er Welt“, kritisierte der deutsche Minister.

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Die wird jetzt zusätzlich dadurch gefährdet, dass der zweitgrößte Weizenproduzent der Welt, Indien, ein Ausfuhrverbot verhängt hat. Dem Land drohen Ernteverluste durch die extremen Temperaturen. Dennoch sieht Özdemir den Schritt kritisch. Indien als Mitglied der G20-Gruppe der wichtigsten Industrie- und Schwellenländer müsse seiner Verantwortung gerecht werden, appellierte Özdemir am Samstag in Stuttgart.

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Auch die von Indonesien angekündigte Exportbeschränkung von Palmöl hält der deutsche Minister für falsch - wie auch seine G7-Kollegen. Im Kommuniqué sprechen sich die Sieben gegen Exportstopps und für offene Märkte aus. Wichtig sei es, die Märkte zu stabilisieren. Dazu brauche man aber einen besseren Überblick über die Rohstoffvorräte. Die G7-Minister haben daher beschlossen, mehr Geld in das einst von den G20 gegründete globale Agrarmarktinformationssystem AMIS zu stecken. Deutschland will seinen Beitrag auf 80.000 Dollar Euro verdoppeln. Özdemir forderte China, den weltgrößten Weizenproduzenten auf, mit der G7 zusammenzuarbeiten.

Bauernproteste: Die G7-Minister mussten umziehen.
Bauernproteste: Die G7-Minister mussten umziehen.
© dpa/Bernd Weißbrod

Wie kommt das Getreide aus der Ukraine?

Kurzfristig geht es aber vor allem darum, die 20 Millionen Tonnen Getreide, die derzeit noch in Silos in der Ukraine lagern, aus dem Land zu bringen. Weil die Häfen der Ukraine von Russland blockiert sind, wird über einen Export über die Straße oder die Schiene nachgedacht. Beide Lösungen, sagt Özdemir, seien aber schlechter als der Seeweg. Mit der Hafenblockade wolle Putin „die Ukraine ökonomisch kaputt machen“, kritisierte der deutsche Minister. Das Problem verschärft sich, weil bald die neue Ernte ansteht.

Die Ukraine ist eine der Kornkammern Europas. Agrarminister Solskyj geht davon aus, dass sein Land bei der jetzt anstehenden Ernte 30 bis 40 Millionen Tonnen Getreide gewinnen kann.

Um den Landwirten in der Ukraine zu helfen, wollen die G7 den Bauern Kraftstoff, Dünger und Saatgut zur Verfügung stellen.

Bauernproteste in Stuttgart

Özdemir warnte erneut davor, die Ernährungs- gegen die Klimakrise auszuspielen. Auch auf G7-Ebene habe man sich zur nachhaltigen Landwirtschaft verpflichtet, berichtet er: weniger Pestizide, weniger Kunstdünger, mehr Biodiversität, weniger Ernteverluste auf den Feldern. In Deutschland teilen aber nicht alle diese Ziele. Wegen der Proteste von „Land schafft Verbindung“ und der „Freien Bauern“ vor dem Schloss Hohenheim mussten die Minister umziehen. Statt im Schloss tagten sie in einem Stuttgarter Hotel.

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