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 Boehringer Ingelheim produziert in Griechenland Medikamente.
© picture alliance / dpa

Griechenland: Wie deutsche Firmen die Krise spüren

Während sich die deutschen Reiseveranstalter angesichts der Krise in Griechenland noch keine Sorgen machen, bekommen deutsche Pharmafirmen zunehmend Probleme.

Berlin - Einige deutsche Unternehmen blicken voller Sorge nach Griechenland. Während Reiseveranstalter noch über langfristige Verträge abgesichert sind, bekommen Pharmaunternehmen nach dem gescheiterten Referendum zunehmend Probleme.

Fresenius liefert manche Medikamente nicht mehr nach Griechenland

So hat der Konzern Fresenius zum Beispiel aufgrund der angespannten Finanzlage den Verkauf einiger Medikamente in das südosteuropäische Land eingestellt. Das gilt vor allem für Standard-Produkte wie Kochsalz-Lösungen. Sie würden auch von mehreren griechischen Produzenten hergestellt – die Versorgung der Patienten vor Ort bleibe daher sichergestellt, sagte ein Sprecher. „Produkte, zu denen es für die Patienten keine ausreichenden Alternativen gibt, liefern wir weiter nach Griechenland – allerdings ausschließlich über einen griechischen Distributionspartner“, hieß es.

Auch der Konkurrent Boehringer Ingelheim ist betroffen: Der Konzern betreibt ein eigenes Werk in Griechenland und exportiert die dort hergestellten Medikamente in mehr als 60 Länder. Damit zählt der deutsche Konzern nach eigenen Angaben zu den zehn größten Pharmaunternehmen in Griechenland. Man beobachte die Situation sehr genau, „um sicherzustellen, dass die Patienten ihre Medikamente erhalten“, sagte eine Sprecherin. Bislang gebe es noch keine Einschränkungen, der Großhandel werde wie gewohnt beliefert. Um das weiterhin sicherzustellen, stehe der Konzern über den griechischen Pharmaverband in Kontakt mit der Regierung, sagte die Boehringer-Sprecherin. Auch wolle der Konzern dafür Sorge tragen, dass die „Beschäftigten und ihre Familien so wenig wie möglich von der Krise beeinträchtigt werden“.

Reiseveranstalter melden noch keine Stornierungen

Bei den deutschen Reiseanbietern, die regelmäßig Feriengäste nach Griechenland schicken, ist die Lage derweil entspannt. „Bislang hat es keine nennenswerten Buchungsrückgänge oder Stornierungen gegeben“, sagte Christian Schmicke von Thomas Cook. Auch beim Deutschen Reiseverband heißt es, die Deutschen ließen sich von den „Schlagzeilen zur Finanzkrise in Griechenland nicht irritieren“. Selbst für den Fall, dass das Land tatsächlich aus der Euro-Zone austritt, ändere sich für die Reiseveranstalter zumindest kurzfristig nichts. Für die Saison seien alle Verträge mit den Partnern vor Ort abgeschlossen – um zwar in Euro. Das heißt: Selbst wenn Griechenland seine Währung über Nacht austauschen würde, würde das zumindest kurzfristig an den Reisepreisen nichts ändern.

Chemiekonzerne und Maschinenbauer bleiben entspannt

Die Chemiebranche macht sich ebenfalls keine größeren Sorgen – auch wenn Utz Tillmann, Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI), das Land vor „einer politischen, wirtschaftlichen und sozialen Zerreißprobe“ stehen sieht. Für die deutschen Chemieunternehmen spielt Griechenland eine untergeordnete Rolle: Gerade einmal vier deutsche Chemiekonzerne betreiben ein Werk in dem Land. Die übrigen Firmen exportieren zusammen Erzeugnisse im Wert von 1,3 Milliarden Euro nach Griechenland – das sind gerade einmal 0,8 Prozent der Gesamtausfuhren der Branche.

Ähnlich sieht es bei den deutschen Maschinenbauern aus. Keiner der größeren deutschen Konzerne ist mit einem Werk in Griechenland vertreten. Auf der Liste der Nationen, in die deutsche Betriebe ihre Maschinen exportieren, landet Griechenland abgeschlagen auf Platz 54. Dennoch sagt Thilo Brodtmann, Hauptgeschäftsführer des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbauer: „Hilfe für die in Not geratene griechische Bevölkerung ist eine Frage der Solidarität innerhalb Europas.“

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