Stichwort: Wie Bankenfinanzierung funktioniert
In der Euro-Zone stattet die Europäische Zentralbank (EZB) alle Banken mit Geld aus, indem sie mit ihnen sogenannte Offenmarktgeschäfte abwickelt. Dabei erhalten die Banken für einen vorher bestimmten Zeitraum Geld und müssen der EZB im Gegenzug Zinsen zahlen und bei ihr Sicherheiten dafür hinterlegen.
In der Euro-Zone stattet die Europäische Zentralbank (EZB) alle Banken mit Geld aus, indem sie mit ihnen sogenannte Offenmarktgeschäfte abwickelt. Dabei erhalten die Banken für einen vorher bestimmten Zeitraum Geld und müssen der EZB im Gegenzug Zinsen zahlen und bei ihr Sicherheiten dafür hinterlegen. Dies können verschiedene Wertpapiere sein, zum Beispiel Anleihen von Staaten, Pfandbriefe oder verschiedene andere Papiere.
Am wichtigsten für die EZB und die Banken ist das sogenannte Hauptrefinanzierungsgeschäft. Es findet jeden Dienstag statt und läuft genau eine Woche. Der Zinssatz, den die Banken bei dieser Refinanzierungsoperation der Notenbank bezahlen müssen, ist der wichtigste Zinssatz in Europa, weil von seiner Höhe alle anderen Zinssätze abgeleitet sind. Am Leitzins orientieren sich zum Beispiel Kreditzinsen, Hypothekenzinsen, Verzugszinsen oder die Zinsen fürs Sparbuch. Der von der EZB festgesetzte Leitzins liegt seit Juli bei 1,5 Prozent.
Vertrauen ist alles
Technisch gibt es verschiedene Verfahren für einen Tender, wie Refinanzierungsgeschäfte einer Zentralbank mit ihren Banken auch genannt werden. Entweder gibt die EZB eine Summe vor, die sie dem Finanzsystem zur Verfügung stellen will oder sie fragt umgekehrt die Banken, wie viel Geld sie benötigen. Die Notenbank ist dabei weitgehend frei in ihrer Entscheidung, wie viel Geld sie dann auch tatsächlich zuteilt. Sie wird allerdings bei ihrer Entscheidung die Liquiditätsausstattung der Banken beachten und versuchen, sicherzustellen, dass alle Geldhäuser tatsächlich auch über ausreichend Geld verfügen.
Wichtig dabei ist die Lage am Interbankenmarkt - einem weitgehend unbekannten Teil des Finanzmarktes, auf dem sich Banken untereinander Geld leihen. Die am Interbankenmarkt aktiven Institute schauen sich die Banken genau an, mit denen sie Geschäfte machen wollen. Haben sie Zweifel an deren Fähigkeit, die ausgeliehene Liquidität samt Zinsen zurückzahlen zu können, drehen sie ihnen den Geldhahn ab - genauso einem von der Insolvenz bedrohten Unternehmen oder einen überschuldeten Häuslebauer.
Vertrauen ist alles - seit der Pleite von Lehman Brothers im Herbst 2008 regieren jedoch auf dem Interbankenmarkt Angst und Misstrauen. Hinzu kommt seit vielen Monaten die Unsicherheit wegen der Schuldenkrise in mehreren südeuropäischen Ländern.
Vielen Banken, vor allem aus Griechenland, Portugal und Spanien, bleibt deshalb nur noch der Gang zur Tränke der EZB. Wenn diese im Falle einer Umschuldung keine Staatspapiere des betroffenen Landes mehr als Sicherheit bei den Repo-Geschäften akzeptieren würde, dann wäre das für die dortigen Banken verheerend. Damit dies nicht passiert und der Geldmarkt wie geschmiert läuft, legt die EZB mit einem Jahrestender und einem 13-Monatstender nun ein Instrument wieder auf, dass vor gut zwei Jahren bereits erfolgreich war.
Damals legte die Notenbank drei solcher je ein Jahr laufender Refinanzierungsgeschäfte auf. Beim ersten dieser Tender besorgten sich mehr als 1000 Banken aus der gesamten Euro-Zone die Riesen-Summe von 442 Milliarden Euro. Ihr Vorteil: Planungssicherheit - denn der EZB müssen sie das Geld erst nach zwölf Monaten zurückzahlen und die EZB ist die sicherste Adresse, die man sich als Bank nur wünschen kann.
Da sie theoretisch selbst Geld drucken kann, kann sie nämlich auch nicht pleitegehen - egal wie heftig die Krise tobt und egal wie viele normale Banken ihr zum Opfer fallen. (rtr)