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Alle Jahre wieder treffen sich Ende Januar Vertreter zahlreicher Ländern in den Schweizer Bergen, um Lösungen für die Probleme der Welt zu finden. Foto: AFP/Coffrini
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Weltwirtschaftsforum in Davos: Wer schließt die Trump-Lücke?

In Davos treffen sich Konzernbosse und Politiker zur Jahrestagung des Weltwirtschaftsforums. Einige wichtige Regierungschefs fehlen diesmal aber.

Zumindest an Gesprächsthemen mangelt es beim Weltwirtschaftsforum (WEF) in diesem Jahr nicht. Der Brexit, der Handelsstreit, das sich abschwächende Wachstum der Weltwirtschaft, der digitale Wandel: All das sind Themen, über die 3000 Topentscheider aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft von diesem Dienstag an in den Schweizer Alpen diskutieren wollen. „Globale Risiken verschärfen sich, aber es mangelt am kollektiven Willen sie zu lösen“, so schreiben es die Organisatoren in ihrem jüngsten Report – und rechtfertigen damit ihr Treffen der Elite. „Den Zustand der Welt zu verbessern“, nichts weniger haben sie sich als Mission selbst auferlegt. Und zwar jedes Jahr auf ein Neues. Diesmal wird das mit dem Weltverbessern allerdings nicht so einfach: Gleich mehrere hochrangige Politiker haben abgesagt.

Donald Trump hat sich und seine Minister abgemeldet

Vor allem einen werden sie in Davos vermissen: Donald Trump. Noch vor einem Jahr haben sich alle Augen auf den US-Präsidenten gerichtet, der erstmals beim WEF als einer der Hauptredner auftrat. Genutzt hat Trump die Davos-Bühne damals vor allem, um für seine „America first“-Strategie zu werben und die Firmenbosse daran zu erinnern: „Amerika ist der Platz zum Geschäftemachen.“ Das passte zwar nicht so recht zur weltoffenen, liberalen Einstellung der WEF-Macher, trotzdem waren die Organisatoren stolz, Trump auf der Gästeliste stehen zu haben. In diesem Jahr dagegen klafft dort nun die „Trump-Lücke“. Aufgrund des Shutdowns reisen weder der US-Präsident noch einer seiner Minister nach Davos. Und wäre es nur das.

Auch andere Politiker haben ihre Teilnahme abgesagt. Die britische Premierministerin Theresa May muss sich daheim ums Brexit-Debakel kümmern. Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron verzichtet ebenfalls auf den Besuch, um den Gelbwesten nicht noch mehr Argumente für ihren Groll zu liefern, indem er mit der Weltelite kuschelt. Und Chinas Präsident Xi Jinping hat zuhause mit dem Abflauen der Wirtschaft ebenfalls genug eigene Probleme. Er schickt als Ersatz Vizepräsident Wang Qishang.

Bereits seit 1971 findet das Treffen statt

Die Enttäuschung darüber lässt sich WEF-Gründer Klaus Schwab im Vorfeld aber nicht anmerken. Ohne die Miene zu verziehen, doziert er die Erfolgsgeschichte des Treffens in Davos, die gleichzeitig seine eigene ist. Bereits 1971 hat der Ravensburger das erste Treffen dieser Art organisiert, damals noch um über gute Unternehmensführung zu sprechen. Das war ein solcher Erfolg, dass er seitdem jedes Jahr erneut die Weltelite nach Davos einlädt. Bis heute lässt es der inzwischen achtzigjährige Schwab nicht nehmen, die prominenten Gäste selbst auf der Bühne vorzustellen, bevor er in einem Sessel neben dem Rednerpult Platz nimmt. Davos, das ist eben auch seine persönliche Show. Deshalb spricht Schwab auch lieber über die Gäste, die ihn nicht versetzt haben. Immerhin 60 Staats- und Regierungschefs sind in diesem Jahr unter den 3000 Teilnehmern – auch deshalb, weil Schwab niemanden ausgrenzt. So wird zum Beispiel Brasiliens neuer Präsident Jair Bolsonaro in Davos erwartet: der Mann, den die Boulevard-Blätter bereits zum „Tropen-Trump“ erklärt haben und der immer wieder mit rassistischen bis sexistischen Sprüchen auffällt. Schwab jedoch betont stets, es sei wichtig, solche „Schlüsselredakteure“ einzubeziehen – nur so könne das WEF „eine Plattform sein und die Zukunft der Welt gestalten“. Deshalb ist auch Russlands Präsident Wladimir Putin eingeladen. Ob er kommt, ist allerdings noch offen. WEF-Präsident Borge Brende sprach im Vorfeld lediglich von einer „starken russischen Delegation“ um Wirtschaftsminister Maxim Oreschkin.

Es geht ums Thema Afrika ebenso wie um Künstliche Intelligenz

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) lässt sich hingegen das Treffen in den Alpen nicht entgehen – ebenso der japanische Ministerpräsident Shinzo Abe. Merkel wird am Mittwoch auf der großen Davos-Bühne sprechen. Ansonsten sollen auf dem Programm der Kanzlerin eine Diskussion zu Künstlicher Intelligenz stehen, ein Austausch mit weiblichen Führungskräften sowie ein Gespräch mit Spitzenpolitikern und Organisationen zum Thema Afrika. Verstärkung bekommt Merkel in Davos von der CDU-Vorsitzenden Annegret Kramp-Karrenbauer, die am Donnerstag vorm WEF-Publikum spricht. Zudem werden mit Ursula von der Leyen (Verteidigung), Peter Altmaier (Wirtschaft), Jens Spahn (Gesundheit) und Andreas Scheuer (Verkehr) gleich mehrere Bundesminister vor Ort sein.

Doch ob sie ausgleichen können, wer an hochrangigen Politikern aus anderen Ländern wegbleibt? Manche Wirtschaftsvertreter meinen, das sei gar nicht so schlimm. „Die Bedeutung des Weltwirtschaftsgipfels wird nicht an den Auftritten bekannter Politiker gemessen“, sagt etwa Hans-Paul Bürkner, der als Verwaltungsratschef der Unternehmensberatung Boston Consulting Group (BCG) bereits 15 Mal in Davos dabei war. Viel wichtiger als die Präsenz der Politik-Prominenz seien die Gespräche, die am Rande des Treffens geführt würden.

Die Großkonzerne sind vor Ort

Und die finden ohnehin oft abseits der großen Bühne statt. Konzerne buchen sich in Hotels ein oder gestalten gleich ihre eigenen Veranstaltungsräume. So gibt es zum Beispiel regelmäßig ein „Microsoft Café“, wohinter sich eine Eventlocation mit mehreren Konferenzräumen verbirgt. Die Schweizer Großbank Credit Suisse lädt in einen eigenen Pavillon ein.

Überhaupt ist die Liste der Konzerne, die das WEF unterstützen, lang. Auf ihr stehen unter anderem die Allianz, BP, Goldman Sachs, Facebook und Nestlé. Viele schicken ihre Vorstandschefs. So will Allianz-Boss Oliver Bäte beim WEF diesmal über Cybersicherheit diskutieren. Alibaba-Chef Daniel Zhang soll laut Programm über seine Pläne für den Onlinehandel sprechen. Und Microsoft-Chef Satya Nadella äußert sich zu Künstlicher Intelligenz. Im Zweifel, so scheint es, verbessern die Wirtschaftschefs die Welt halt im Alleingang. mit dpa

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